Theater Szenario Hall
Theaterkritik: Die Rückeroberung der Welt

Noch bis 23. Juni ist das Stück im Haller Sudhaus zu sehen.
 | Foto: Theater Szenario Hall
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Sprachwitzig, leidenschaftlich, engagiert: Jugendtheater mit “Die erstaunlichen Abenteuer der Maulina Schmitt“ im Theater Szenario im Suhaus Hall.

Ja, welcher Vater, welche Mutter von Teenagern kennt sie nicht, die Dramen, die Wut, die Verzweiflung, die Hilflosigkeit, Einsamkeit der Heranwachsenden, aber auch deren Frechheit & entwaffnende sprachliche Kreativität im Diskurs. Erwachsenwerden ist nicht immer ein Geburtstagskuchen, alle Widersprüchlichkeiten der Welt stürzen auf einen ein, die Erwachsenen sind nicht immer so, wie sie die Kinder im Moment gerne hätten. Dieses große Thema hatte sich Finn-Ole Heinrich aus Hamburg in der „Maulina – Trilogie“ mit Scharfsinn & Empathie zu eigen gemacht und wurde dafür mit einem Jugendliteraturpreis bedacht.

Maulina Schmitt hat das Maulen zur Kunst erhoben – Schulwechsel, Elterntrennung, Auszug aus dem Haus in „Mauldawien“ – das muss man erst mal verkraften. Aber- ist nun der Vater der alleinig Schuldige? Maulina & ihr Freund Paul schmieden Pläne, sich ihre heile Welt zurückzuerobern. Aber die Mutter wird krank, Siechtum, Rollstuhl, Sterben – Alptraumthemen bahnen sich an. En Wunder muss her, man muss nur daran glauben, ein Hexentrank, eine Beschwörung könnten helfen.

Wolfgang Klingler, Mastermind, Impresario, Produktionsleiter und Regisseur des Theater Szenario (Ass. Andrea Frenademetz) , gelingt es wieder einmal, zwölf junge Damen im alter von 12 bis 15 Jahren aus zehn Tiroler Orten! Für dieses sprach bewegte Stück zu animieren, die Begabungen zu erkennen und weiterzuentwickeln. Ein schlichter Wohnwürfel, mit blumigen Tapeten im Innenraum ausgekleidet – das ist das „Mauldawien – Königreich“. Vier Mädchen (junge Damen) sind Maulina, sie knobeln jeweils darum, wer gerade das Sagen hat. Sie erkennen: Alles ist meins, es ist ein lebenslanger Vertrag mit dem Universum! Sie toben, sie fluchen, sie klagen an, sie jammern, sie verneinen: Lehrer, Großeltern, Eltern, Schulfreunde – alle bekommen ihr Fett ab. Nun, das ganze Ensemble ist großartig, ein Guss sozusagen, ein Team, das gemeinsam an einem Strang zieht. Ist es jetzt gerecht, stellvertretend für alle einzelne Protagonisten Namen zu nennen? Mag sein, aber dazu reicht nicht der Platz. Daher ; Melina Böhmer ist die erste, sprachlich und mimisch eine kräftige Malina, very tough, auf Augenhöhe dazu Lara Mayr als ihre dahinschwindende Mutter. Leni Draxl gelingt überzeugend die Doppelrolle Lehrerin und Vater Juri, Lena Maier & Siena Reitmair vermögen unaufgeregt in die Figuren von Maulinas Großeltern zu schlüpfen, und Julia Schmidhofer ist der treue Freund Paul.

Ein sprachlich komödiantisches Musterstückl liefert Lena Middeldorf als osteuropäische Physiotherapeutin Ludmilla. Am Schluss bleibt eine zentrale Lebenserfahrung: Die Liebe ist jene Kraft, die alles zu heilen vermag. Arthur Bliem zeichnet verantwortlich für reibungslose Technik & Bühnenbau, Helga Jud lieferte das musikalische Coaching & Riki Jausz die klare Ausstattung. Eine erstaunlich sichere Vorstellung junger Theaterbegabungen, die leider nur noch bis zum 23. Juni zu sehen ist.

Eine Theaterkritik von
Peter Teyml

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