Interview
Bgm. Arno Guggenbichler über seinen Rückzug aus der Politik

Bgm. Arno Guggenbichler im Gespräch mit den BEZIRKSBLÄTTERN, über seinen Rückzug aus der Politik | Foto: Gemeinde Absam
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Seit 2004 ist Arno Guggenbichler Bürgermeister von Absam und wird noch bis Ende des Monats im Amt verbleiben. Der 59-Jährige hat viel erreicht und mit zahlreichen gelungenen Bauprojekten und Betreuungsmöglichkeiten für Kinder, Jugendliche und ältere Menschen viel für das Dorfleben getan.


BEZIRKSBLÄTTER: Herr Bürgermeister, mit Ende März ist für Sie Schluss mit den Aufgaben, die das Bürgermeisteramt mit sich bringt. Überwiegt die Wehmut oder die Freude, dass es vorbei ist?

Arno Guggenbichler: Wenn Wehmut überwiegen würde, dann hätte ich diesen Schritt nicht gemacht. Ich scheide mit lachenden Augen und kann eine geordnete und gut funktionierende Gemeinde übergeben.

Wann wurde Ihnen bewusst, dass jetzt der richtige Zeitpunkt ist, das Amt zurückzulegen?
Die Beschlussfassung über die vorjährige Jahresrechnung ist immer ein entsprechender Abschluss. Das letzte Jahr war für Absam zumindest in finanzieller Hinsicht ein erfolgreiches, und das trotz COVID-19. Zudem befindet sich kein Großprojekt in einer Umsetzungsphase, vielmehr wurden bereits Arbeiten vergeben, sodass alle Vorhaben planmäßig umgesetzt werden können. Weiters kann ich die Gemeinde an eine Person übergeben, von der ich überzeugt bin, dass sie für Absam brennt und sie sich für das Wohl aller BürgerInnen in der Gemeinde mit Herz und Hirn einsetzen wird.

Wird Ihnen der Schritt vom Bürgermeister hin zum Ruheständler problemlos gelingen, oder werden Sie sich schwer tun?
Ich gehe ja noch nicht in den Ruhestand. Meinen Zivilberuf werde ich ab April wieder mit einem Vollbeschäftigungsausmaß ausüben. Aber natürlich werde ich mehr Freizeit haben, denn das Arbeitspensum eines Bürgermeisters ist nicht unbeträchtlich.

Wie waren die Reaktionen der Gemeinderäte und der Bürger nach Bekanntgabe Ihrer Entscheidung?
Ich habe von allen Seiten sehr viel Zuspruch und Dank erhalten. Natürlich haben einige auch gesagt, dass es schade sei, aber jeder hat mir zu meiner gewonnen Freizeit und neuen Freiheit gratuliert.

Womit haben Sie in den 17 Jahren im Bürgermeisteramt die meiste Zeit verbracht?
Über diese Zeit habe ich keine statistischen Aufzeichnungen geführt. Aber ich vermute stark, dass der direkte Bürgerkontakt betreffend persönlicher Anliegen die meiste Aufmerksamkeit beansprucht hat. Projekte vorbereiten, umsetzen und überwachen sowie Verhandlungstermine und Sitzungen in unterschiedlichen Gremien folgen bei den Zeitressourcen.

Auf welche Projekte, die Sie umgesetzt haben, sind Sie besonders stolz?

Dabei möchte ich keinerlei Wertung abgeben. Es sind viele Projekte sehr gut gelungen, die das Dorfleben stärken und den Gemeinde-Servicecharakter verbessern.

Gab es Zeiten, wo Ihnen das Amt schlaflose Nächte bereitete?
Ja, die gab es wirklich. Insbesondere die Murenabgänge im Halltal, aber auch der verheerende Brand am Hochmahdkopf sorgten damals für Schlaflosigkeit.
 
Wie beurteilen Sie die Zusammenarbeit mit den Gemeinderäten in den letzten Jahren?

Grundsätzlich war die Zusammenarbeit immer okay und von gegenseitigem Respekt geprägt. Früher gab es sogar sehr gute Freundschaften über die Fraktionsgrenzen hinweg, die auch heute noch im privaten Bereich gepflegt werden. Aber um Projekte umzusetzen, war ich schon froh, dass ich eine absolute Mehrheit im Gemeinderat hatte – das vermittelt ganz einfach Sicherheit bei Verhandlungen, die für eine Gemeindezukunft und Fortschritt von unheimlicher Bedeutung sein können.

Welche Investitionen sollten Ihrer Meinung nach noch in Zukunft umgesetzt werden?

Ich werde mich dabei hüten, hier als zukünftig Außenstehender dem neuen Bürgermeister oder dem Gemeinderat Empfehlungen abzugeben. Ich gehöre nicht zu den „Alten“ bei der Muppet-Show, die vom Balkon aus ihre Kommentare abgeben und alles kritisieren.

Nach so langer Zeit als Gemeindeoberhaupt, gibt es Entscheidungen, die Sie bereut haben?

Nachzuphilosophieren halte ich grundsätzlich für nicht gut. Entscheidungen müssen in einem zeitlichen Rahmen getroffen werden und da ist dann bei der Entscheidungsfindung die aktuelle Argumentationsbasis eine gänzlich andere als 5 oder 10 Jahre später. Ich kenne aber auch niemanden, der in die Zukunft schauen kann!

Wie sehen Sie die Zukunft der Gemeinde Absam in den nächsten Jahren?

Im Speckgürtel von Innsbruck werden die Gemeindegrenzen immer weniger erkennbar sein, deshalb ist Kirchturmdenken nicht angebracht. Aber dass eine Gemeinde wie Absam immer ihre Identität bewahren kann, das darf man nie außer Acht lassen. Jede Gemeinde hat optisch, aber noch viel mehr kulturell und gesellschaftlich eigene Wiedererkennungsmerkmale. Die sollen wir Absamer ehren, schätzen und den zukünftigen Generationen weitervermitteln.

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