Sommergespräch: „Autobahnsturm kommt“

„Ich bin und bleib Bürgerpolitiker“ – Fritz Gurgiser will es wissen und kandidiert mit eigener Liste für den Landtag.
  • „Ich bin und bleib Bürgerpolitiker“ – Fritz Gurgiser will es wissen und kandidiert mit eigener Liste für den Landtag.
  • hochgeladen von Sieghard Krabichler

BEZIRKSBLÄTTER: Sie werden heuer 60. Geht Ihnen der dauernde K(r)ampf in der Politik nicht auf die Nerven?
Gurgiser:
„Ich habe weder Krampf noch Kampf in der Politik. Die politische Auseinandersetzung gehört dazu und trotz vieler Widrigkeiten ist mir der Spaß an der Bürgerpolitik noch nicht vergangen. Obwohl es derzeit sehr schwer in der Politik ist.“

Warum?
„Die Zeiten sind schwierig, der Druck ist höher und die Auseinandersetzungen sind mir zu wenig sachlich.“

Woran liegt Ihrer Meinung nach das nicht gerade gute politische Klima in Tirol?
„Am meisten ärgert mich, dass wir pauschal mit Personen in eine Reihe gestellt werden, die sich selber bedienen und nur an sich denken (bspw. U-Ausschüsse oder Kärnten). Das macht das Klima nicht besser. Und es gibt auch eine brutale Verrohung in der Politik, da haben einige vergessen, dass Politik dienen und für die Menschen zu arbeiten heißt.“

Im Landtag herrschen oft raue Sitten und ungestüme Wortwahl. Wie sehen Sie das als Bürgerklub-Tirol-Chef?
„Es ist bekannt, dass wir uns im Landtag an solchen verbalen Entgleisungen nie beteiligen. Wir sind angetreten, um Sachpolitik zu machen. Aber es stimmt, bei manchen Wortmeldungen kann man sich nur mit Grausen abwenden.“

Im Transitforum geben Sie seit 25 Jahren den Ton an. Fehlt der kampfbereite Nachwuchs?
„Nein, es fehlen keine Personen, wir kämpfen seit vielen Jahren gegen den Verrat an den Menschen in Tirol. Und dieser Verrat beginnt nicht in Brüssel, sondern in München, Innsbruck, Bozen und Trient. Aber wir werden hier weiterarbeiten, um Verbesserungen zu erreichen. So oder so.“

Man hat den Eindruck, Sie sind angefressen und planen irgendwelche Aktionen. Stimmt dieser?
„Ja, dieser Eindruck ist goldrichtig. Es ist die Ruhe vor dem Autobahnsturm, es ist alles in Ausarbeitung. Mehr will ich nicht dazu sagen.“

Immer wieder kritisieren Sie den BBT als Geldverschwendung und Sie sind damit ziemlich allein. Haben Sie sich da nicht in irgendwas verrannt?
„Nein, ich bin nicht allein. Nur ganz klar: Der Tunnel hat noch kein abgeschlossenes UVP-Verfahren und ist der teuerste Schwarzbau seit 1945. Und im Transitforum und im Land sind wir verpflichtet, Lärm und Schadstoffe zu reduzieren und nicht als Lobbyisten für die ehrenwerte internationale Bau- und Bankengesellschaft aufzutreten.“

Die Tiroler Luft im Inntal stinkt zum Himmel. Wie ist dem Problem trotzdem Herr zu werden?
„Der Transit schadet nicht nur uns, sondern ganz Europa. Die Ursachenbekämpfung fehlt. Und durch den Transit gehen gut bezahlte Arbeitsplätze ins Ausland. Das ist ein europäisches Problem. Der Verkehr muss auf ein notwendiges Maß verringert werden, denn was wird transportiert? Industrie­nahrungsmittel, die unsere Bauern vernichten und auch der Nahversoger wird umgebracht. Die Liste ließe sich beliebig verlängern.“

Was halten Sie vom permanenten Lufthunderter?
„Derzeit ist das ein Schmarren, der die Leute verärgert. Zum generellen Tempo 100 gehört Tempo 60 für den Lkw und 80 für Busse. Dann wäre der Sicherheit und der Umwelt geholfen. Das wäre machbar, auch gesetzlich, das scheitert aber an der Feigheit der zuständigen Landespolitiker.“

Sie kämpfen immer wieder auch für die regionalen Produkte, für die vielen Gewerbetreibenden. Gilt auch hier „Tirol isch lei uans“?
„Wir sind im Binnenmarkt, wo 27 Staaten tun, was sie wollen. Deshalb brauchen wir ein Bestbieterprinzip, um unsere guten Arbeitsplätze zu halten. Die Klein- und Mittelbetriebe sind mit ihren Steuern und Abgaben die Systemerhalter – ohne uns ist das Land mausetot, um sie kämpfen wir.“

Sie haben sich entschieden, für die Landtagswahlen zu kandidieren. Wie wird das finanziert?
„Wir werden als Gruppe antreten, die ausschließlich Bürgerpolitik macht. Das wichtigste Kriterium ist, dass unsere KandidatInnen fest im Beruf und in der Familie stehen. Berufspolitiker wollen wir nicht. Die finanziellen Mittel sind bei uns begrenzt, wir werden ein sauberes Angebot machen, wo Mensch und Land Tirol im Mittelpunkt stehen.“

Gibt es die Liste bereits?
„Nein, wir arbeiten intensiv daran und werden diese im Herbst präsentieren.“

Wie schaut der restliche Sommer des Fritz Gurgisers aus?
„14 Tage griechische Regeneration, sonst bin ich als Jäger in den Tiroler Bergen unterwegs; mit meiner Nikon halt.“

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