Sommergespräch: „Nicht um jeden Preis“

„Es muss mehr direkte Demokratie geben “, sagt der Klubobmann und Parteichef der Tiroler Freiheitlichen, Gerald Hauser.
  • „Es muss mehr direkte Demokratie geben “, sagt der Klubobmann und Parteichef der Tiroler Freiheitlichen, Gerald Hauser.
  • hochgeladen von Sieghard Krabichler

BEZIRKSBLÄTTER: Herr Hauser, würden Sie sich nach einer Verurteilung – auch einer bedingten – aus der Politik verabschieden?
Hauser:
„Diese Frage stellt sich für mich nicht. Die persönliche Glaubwürdigkeit und die Handschlagqualität sind mir sehr wichtig und politischer Anstand ist für mich selbstverständlich. Ich lebe das auch vor. Gemäß dem Motto ,Ein Mann, ein bezahltes Amt!‘, gebe ich meinen Bürgermeisterbezug, 10.000 Euro jährlich, zurück.“

Was würden Sie Uwe Scheuch raten?
„Ich rate ihm zu gar nichts, ich stehe für politische Sauberkeit und Korrektheit. Jeder andere, auch in der eigenen Partei, muss wissen, was er zu tun hat.“

In Tirol ist das politische Klima alles andere als gut. Woran liegt das?
„Es wird von einigen vieles schlecht geredet, es stehen Wahlen an, da wird mehr polarisiert. Für mich und die FPÖ hat das öffentliche Interesse stets den Vorrang vor den eigenen. Wir vertreten freiheitliche Politik fair, aber hart in der Sache. Wir sind für das schlechte Klima nicht verantwortlich.“

Es hat auch den Anschein, dass das Klima innerparteilich bei den Blauen nicht immer das Beste ist?
„Um erfolgreich zu sein, müssen wir mit Persönlichkeiten antreten, die den hohen Ansprüchen der Tiroler FPÖ gerecht werden. Manche in unserer Partei hatten diese nicht, darum musste man sich von diesen Personen trennen, die nur ihre eigene Interessen verfolgten. Die innerparteilichen Angelegenheiten werden bei uns auch innerhalb der Partei besprochen.“

Umfragen lassen ein Kopf- an- Kopf-Rennen der FPÖ mit SPÖ und Grünen um Platz zwei erwarten. Wäre die FPÖ regierungsreif?
„Ja, das Ziel einer Regierungsbeteiligung ist absolut erstrebenswert. Eine Beteiligung um jeden Preis kommt für mich aber nicht in Frage. Wenn die freiheitlichen Ansinnen in die Regierungsarbeit einfließen, dann ja.“

Welche wären die Vordergründigsten?
„Es muss viel mehr direkte Demokratie geben, wie es die Schweiz praktiziert. Auch die Direktwahl des Landeshauptmannes muss angesprochen werden. Der Ausbau der Kontrollrechte, wie zum Beispiel die des Rechnungshofes sowie die Nutzung der Ressourcen des Landes, wie die der Wasserkraft, sind mir auch wichtige Punkte.“

Werden Sie die Tiroler FPÖ als Spitzenkandidat in die Landtagswahl führen?
„Ich bin vom Landesparteivorstand einstimmig zum Spitzenkandidaten gewählt worden. Die Liste wird im September präsentiert werden. Bis zur Neuwahl muss aber gearbeitet werden, denn wir Politiker werden dafür bezahlt.“

Um der ÖVP den LH streitig zu machen, wäre eine Koalition mit den anderen Parteien eine Option für die FPÖ?
„Zuerst sind einmal die WählerInnen am Wort, dann erst wird es Verhandlungen geben. Ich bin für alle Seiten offen und grenze niemanden aus.“

Die SPÖ hat einen neuen Parteichef. Wie gut können Sie mit Gerhard Reheis?
„Ich kann menschlich mit Reheis gut, politisch sind wir Kontrahenten, aber wir können miteinander auf Augenhöhe reden.“

Und die neue Konstellation bei den Grünen?
„Die müssen die Grünen beurteilen, aber ich glaube, die Grünen haben sich durch den Rückzug von Georg Willi aus Tirol selbst geschwächt.“
„Ich gebe mein Bestes, um aus Tirol das Beste zu machen!”, lautet ihr Wahlspruch.

Wie viel fehlt Tirol, um wirklich zu den Besten zu gehören?
„Sehr wichtig ist die Bekämpfung der Armut. Die Einkommen müssen zum Auskommen reichen. Wir brauchen weiters eine Bildungs- und Forschungsoffensive, der Tourismus, speziell im Sommer, muss gestärkt werden, damit die Arbeitsplätze erhalten werden können.“

Sie bekennen sich zum Kraftwerksbau. Geht es Ihnen nicht zu langsam, was den Ausbau der Wasserkraft in Tirol betrifft?
„Es geht in dieser Sache vieles zu langsam. Wir haben mit unserem weißen Gold, nämlich unserem Tiroler Wasser, eine Ressource, die viel mehr genutzt werden muss. Zu vieles wird zu lange verschleppt.“

Wie sehen Sie die Diskussion in Osttirol um das Kraftwerk im Iseltal?
„Das ist direkte Demokratie, wie ich sie mir vorstelle. Dieser Entscheid ist so zu respektieren und nun sollte rasch gehandelt und gemäß Kriterienkatalog geprüft werden.“

Wie schaut der restliche Sommer des Gerald Hauser aus?
„Meine Familie ist mir sehr wichtig und ich werde versuchen, so viel Zeit wie möglich mir ihr zu verbringen.“

Zur Person:
Gerald Hauser ist Jahrgang 1961, BHS-Lehrer für HAK und HASCH und seit 2010 Bürgermeister in St. Jakob in Defereggen (Osttirol). 2003 wurde er Bezirksparteiobmann in Lienz, seit 2004 ist er Landesparteiobmann der FPÖ. Bereits seit 1999 ist er Obmann der Urlaubsregion Defereggental.

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