"Straubareal kehrt nach Thaur heim"

Die gelb markeirten Gebiete gehörten bis 1972 zu Thaur, seither zu Hall. | Foto: Bertsch/Landesarchiv
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  • Die gelb markeirten Gebiete gehörten bis 1972 zu Thaur, seither zu Hall.
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  • hochgeladen von Stefan Fügenschuh

Die Fronten um Zukunft der Straubkaserne sind nach wie vor verhärtet. Die Käufer des Areals, drei Thaurer und ein Rumer Bauer, wollen dort ihr Gemüse verarbeiten und lagern sowie ihre Erntearbeiter wohnen lassen. Die Stadt Hall will das Gelände aber nicht so einfach umwidmen.

Der Thaurer Joe Bertsch ist dabei in unterschiedlicher Mission involviert. Einerseits ist er Gemeinderat in der Fraktion BIT und andererseits als Ortschronist in Thaur aktiv.
Als Ortschronist hat er sich bei seiner Recherche zum Thaurer Dorfbuch schon damals über die Änderungen der Katastergrenze im Bereich Loreto – Straubkaserne gewundert. Die Ziegelei, dann die Kaspar’sche Wollwarenfabrik, dann die Straubkaserne – die standen doch immer auf Thaurer Gebiet. Ebenso das Gebiet zwischen der Bahnlinie bei Loreto und der Römerstraße. Heute gehören all diese Flächen zum Haller Gemeindegebiet.
Bertsch fand im Landesarchiv einen dünnen Akt zur Änderung der Katastergrenze im Jahre 1972. Unterm Strich erhielt Hall damals immerhin 25 ha Thaurer Gemeindegebiet und trat im Gegenzug den sogenannten „Heiligkreuzer Zwickel“ – eine steile Waldparzelle oberhalb des Munitionslagers – an Thaur ab. Soweit die Nachforschungen des Ortschronisten.
„Wie auch immer dieser Tausch damals zustande gekommen ist, er war auf jeden Fall nicht zum Nachteil der Stadt Hall. Für Thaur blieb der spärliche Holznutzen, nach Hall flossen und fließen weiterhin die Steuern der dort angesiedelten Betriebe. Und da sind noch längst nicht alle Flächen genutzt!“, erläutert der Ortschronist.

Bauern siedeln in Kaserne um

Als Gemeinderat in der Fraktion BIT hat sich Bertsch aus raumordnerischer Sicht stets vehement gegen die aus seiner Sicht teils übertriebenen Widmungswünsche der Aussiedler gestellt. Die Bauern, deren Höfe im Thaurer Ortskern aus allen Nähten platzen, wollten auf den Thaurer Feldern neu bauen, dabei wären viele tausend Quadratmeter besten Ackerlandes verloren gegangen.
„Der sparsame Umgang mit Grund und Boden darf nicht nur in Sonntagsreden gepredigt werden, er muss sich auch in der politischen Praxis niederschlagen“.
In dieser Hinsicht ist der Kauf der Kaserne durch die Bauern aus seiner Sicht ein absoluter Glücksfall. Anstatt auf dem beengten Talboden neues Grünland aufzureißen, werden bestehende Strukturen sinnvoll weiterverwendet. Die Erschließung erfolgt über Thaur, die Anrainer sind zufrieden. „Ich bin nicht der Vertreter der Bauern, aber wenn eine Entscheidung Sinn macht, dann diese!“
In den nächsten Wochen solle es Gespräche zwischen den vier Bauern und der Stadt Hall sowie dem Land Tirol geben. Die Bauern hoffen auf eine endgültige Lösung. Ohne Umwidmung können die Bauern keine Neubauten auf dem Straubareal errichten. Inwieweit sie die bestehenden Gebäude und Anlagen für ihre Zwecke nutzen können, ohne dazu eine Genehmigung von den Behörden zu brauchen, ist umstritten.

„Letztlich könnte man es als „win-win-Situation sehen“, meint Bertsch. Hall hat von der damaligen Grenzänderung finanziell kräftig profitiert. Jetzt profitiert Thaur, weil eine raumordnerische Todsünde abgewendet werden konnte. Vielleicht trägt diese längerfristige Sichtweise dazu bei, um die derzeit etwas verhärteten Positionen wieder aufzuweichen", so Bertsch abschließend.
Link zum Kommentar

Die gelb markeirten Gebiete gehörten bis 1972 zu Thaur, seither zu Hall. | Foto: Bertsch/Landesarchiv
Der Thaurer Gemeinderat Joe Bertsch hat die Verschiebung der Gemeindegrenzen zwischen Hall und Thaur recherchiert.
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