Tilg rotiert: Flugrettung für Tirol wird ausgeschrieben – Seilbahner schäumen

Tilg, Geisler und Felipe mit den Hubschrauberunternehmen im Landhaus. | Foto: Land Tirol/Schwarz
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Am Anfang stand ein runder Tisch mit den Hubschrauberunternehme des Landes, am Ende steht die Neuausschreibung des Tiroler Flugrettung.
„Da keine Einigung, den bisherigen gemeinsamen Weg weiter zu gehen, zustande gekommen ist, weiters es nicht möglich war eine Vereinbarung zu den bestehenden 15 Hubschraubersystemen als Obergrenze ergänzend zur bestehenden Verrechnungsvereinbarung zu erwirken, wird das Land Tirol die Flugrettung gesetzlich verankern und ausschreiben“, erklärt der für das Rettungswesen zuständige LR Bernhard Tilg.
LHStv Josef Geisler ist zuständig für die Leitstelle Tirol, wo die Notarzthubschrauber disponiert werden: „Kein anderer Weg als die Ausschreibung war möglich, um nicht den Ruf eines in Tirol bestens funktionierendes Systems in Misskredit zu bringen.“ Das Bild von im Zillertal kreisenden Hubschraubern, die auf verletzte SkifahrerInnen warten, beschädige auch den Ruf des Landes.
Für die für das Luftfahrtrecht zuständige LHStvin Ingrid Felipe ist klar: „Das Land Tirol muss mit der Ausschreibung regulierend eingreifen, weil bei der Flugrettung für Notfälle nicht die Mechanismen eines sich kapitalisierenden Markts gelten dürfen.“

Bestehende Vereinbarung von 2012 gilt weiterhin

Im Juli 2012 hat das Land Tirol mit sechs Hubschrauberunternehmen eine Tarif- und Abrechnungsvereinbarung für die Flugrettung in medizinischen Notfällen sowie bei Verkehrs- und sonstigen Unfällen getroffen. Diese trat rückwirkend mit 1.1.2012 in Kraft und gewährleistet, dass Einsätze des Notarzthubschraubers im Bereich der Grundversorgung direkt mit dem Land bzw. der Sozialversicherung abgerechnet werden.
„Wir haben in der heutigen Besprechung deutlich gemacht, dass eine Auflösung der bestehenden Vereinbarung über die Grundversorgung frühestens mit Wirkung vom 31.12.2015 möglich ist“, fasst Tilg zusammen, „die Grundversorgung ist also bis zu diesem Zeitpunkt gesichert“. Die Ausschreibung der Flugrettung wird bis zu diesem Zeitpunkt abgeschlossen und die Auftragsvergabe erfolgt sein.

Neuerliche Bedarfserhebung

Das Land Tirol wird eine neuerliche Bedarfserhebung durchführen, kündigt LR Bernhard Tilg an. Derzeit gibt es in Tirol neun ganzjährige und sechs saisonale genehmigte Hubschrauber-Stützpunkte. Eine Studie aus dem Jahr 2010 sieht zur Sicherung der Versorgung sechs ganzjährige und dazu vier saisonale Standorte vor.
Pro Jahr gibt es in Tirol etwa 7.700 Einsätze der Flugrettung. Davon entfallen rund 2.100 Rettungseinsätze auf Notfälle im Bereich der Grundversorgung. Das Land Tirol und die Sozialversicherung teilen übernehmen die Kosten. Rund 1,5 Millionen Euro wendet das Land derzeit jährlich für die Flugrettung auf.

Seilbahner besorgt

Der Obmann der Fachgruppe Seilbahnen der WK-Tirol, Franz Hörl, ist besorgt über die jüngsten Entwicklungen am Flugrettungssektor in Tirol: "Die gute Versorgung und die hohe Dichte an bodengebundenen und per Hubschrauber agierenden Rettungsinstrumenten sind Standortvorteile für den heimischen Tourismus und ein Muss für die Tiroler Bevölkerung. Dass dabei seitens der Betreiber kostendeckend gearbeitet werden muss, ist klar. Aber Profitgier und Verdrängungswettbewerb haben weder am Tiroler Himmel, noch zu ebener Erde etwas verloren.
Hinter dem nunmehr eskalierenden Streit um die Flugrettung vermutet Hörl einen wahren Verteilungskampf der Retter und der nachgeordneten Institutionen. "Es ist dem Herrn Knaus und seinen Hintermännern zu verdanken, dass Tirol nun den Weg der EU-Ausschreibung gehen muss. Einzige Nutznießer sind vordergründig die Rettungs-Heuschrecken. Die Ausschreibung birgt daher viele Risiken - da es wieder die Großen Multis sein werden, die umsatzgetrieben an die Sache gehen. Wir werden jedenfalls ein genaues Auge auf die Causa werfen und unsere eigenen Konsequenzen ziehen."

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