Dem Wettbetrug wird der Kampf angesagt

V.l.n.r.: Mag. Philip Newald (CEO tipp3), Mag. Severin Monitzer (GF Verein "Play Fair Code"), Günter Kaltenbrunner (Präsident Verein "Play Fair Code"), Horst Scherl (Pressesprecher TFV), Dr. Sepp Geisler (Präsident TFV), Dr. Leo Windtner (ÖFB-Präsident), Armin Hamzic (Spieler FC Wacker Innsbruck) | Foto: zeitungsfoto.at
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  • V.l.n.r.: Mag. Philip Newald (CEO tipp3), Mag. Severin Monitzer (GF Verein "Play Fair Code"), Günter Kaltenbrunner (Präsident Verein "Play Fair Code"), Horst Scherl (Pressesprecher TFV), Dr. Sepp Geisler (Präsident TFV), Dr. Leo Windtner (ÖFB-Präsident), Armin Hamzic (Spieler FC Wacker Innsbruck)
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Für die Spitze des österreichischen Fußballbundes steht auch das Thema „Wettbetrug“ im Mittelpunkt. Die Glaubwürdigkeit, die Fairness und die Integrität des Sports werden durch die kriminellen Handlungen unterwandert. Ein Maßnahmenpaket soll das verhindern.

Manipulationen

Es war im Mai 2010. Fußball-Schiedsrichter Ibrahim Chaibou brachte 100 000 Dollar in bar auf eine Bank in einer südafrikanischen Kleinstadt. Am selben Abend pfiff Chaibou den Match Südafrika gegen Guatemala – ein Vorbereitungsspiel für die WM 2010. Die Afrikaner gewannen 5:0. Das Spiel war verfälscht. Chaibou gab zwei Penaltys wegen Handspiels, obwohl jeweils klar keine Hände am Ball waren. «Das Spiel wurde von Wettbetrügern manipuliert.» Diese Aussage steht in einem, bisher geheimen, 44 Seiten langen Bericht der FIFA.

„Play Fair Code“

Aber die Wettkriminalität hat auch längst in Österreich Einzug gehalten. Was an den heimischen Stammtischen für Diskussion sorgt, führt bei den Verantwortlichen des österreichischen Fußballs zu Handlungsbedarf.- Mit dem Verein „Play Fair Code“ will die Bundesliga, der Fußballverband und das Sportministerium gegen die Wettspielkriminalität und die Spielmanipulation vorgehen. In Innsbruck hat sich ein hochkarätiges Podium den Fragen gestellt und die Aufgabenstellungen des Vereines vorgestellt.

Imageschädigung

Die „Unsicherheit der Ergebnisse“ ist für Tirols Fußballpräsident Sepp Geisler das Lebenselixier des Fußballs. „Jeder Fall ist einer zu viel und die Imageschädigung ist enorm“, hält Geisler fest. Das gemeinsame Vorgehen sei ein Gebot der Stunde und ein großer Pluspunkt. Wichtig ist dem hauptberuflichen Richter aber auch die nötige Sensibilität im Umgang mit möglichen Vorfällen. So hat es in Tirol nach einem Verdachtsmoment Ermittlungen der Staatsanwaltschaft gegeben, die jedoch ohne Erkenntnisse eingestellt wurden, daher hat sich dann auch der Strafsenat des Tiroler Fußballverbandes gegen Maßnahmen ausgesprochen. „Das Beispiel zeigt aber auch deutlich, dass es zu keinen Vorverurteilungen kommen darf“, erinnert Geisler an die weitreichenden Konsequenzen für die Betroffenen.

Enorme Summen im Spiel

„Play Fair Code“-Präsident Günter Kaltenbrunner freut sich über die erhöhte Sensibilisierung zum Thema. Die Wettspielkriminalität ist für das organisierte Verbrechen eine der „ungefährlichsten“ Einnahmenquellen. Die Summen sind enorm. So nutzen kriminelle Banden den Sport-Wettbetrug, um rund 102 Milliarden Euro jährlich "weißzuwaschen". In Asien blüht der illegale Sportwetten-Markt mit rund 400 Milliarden Euro Umsatz pro Jahr. „Wir wollen den Athleten schützen, mit Monitoring Spielmanipulation verhindern und mit der Ombudsstelle eine Ansprechstadion bieten“, zählt Kaltenbrunner die Schwerpunkte der Tätigkeit auf.

Täglich eine Manipulation

Auch für ÖFB-Präsident Leo Windtner ist das Thema von größter Bedeutung. Nicht nur wegen dem heimischen Wettskandal, der bereits zu einer lebenslange Sperre eines betroffenen Spielers geführt hat. Auch wenn nur 0,5 Prozent der Spiele von Manipulationen betroffen sind, ergibt das bei 70.000 Spielen immer noch 350 Spiele, oder deutlicher gesprochen: jeden Tag wird ein Spiel manipuliert.“ Den Verein sieht der ÖFB-Präsident als „Safe Guard“ des heimischen Fußballs.

Schulterschluss

Kritisch wird die Angebotsentwicklung einzelner Sportwettanbieter in die unteren Ligen verfolgt. Tipp 3-CEO Philip Newald sieht unter anderem in einem Schulterschluss der Wettanbieter Lösungsmöglichkeiten für die Zukunft. Aber auch die rechtlichen Konsequenzen des Wettbetruges müssen den Betroffenen klar vor Augen geführt werden. Sepp Geisler: „Das ist kein Kavaliersdelikt, das ist Betrug, Nötigung und Erpressung. Die handelnden Personen vernichten nicht nur ihre sportliche Zukunft, sondern müssen auch mit entsprechenden Haftstrafen rechnen.“ Derzeit arbeitet eine Arbeitsgruppe im Sportministerium mit Unterstützung des Innenministeriums an der Ausarbeitung der strafrechtlichen Konsequenzen.

Breite Unterstützung

Für Florian Schwarz, Trainer der SVG Reichenau, ist der Verein und sein Maßnahmenpaket ein erster richtiger Schritt in die Richtung. Entsprechend soll aber auch auf regionaler und lokaler Ebene das Thema diskutiert werden. Unterstützung erhält das Projekt auch von Florian Bernsteiner von planetwin365. „Wir haben bei der Aufarbeitung des italienischen Wettskandals maßgeblich mitgearbeitet und wissen, dass nur ein gemeinsames Auftreten aller Beteiligten diesen kriminellen Handlungen ein Ende setzen kann.“

Kontaktadressen

Die Ombudsstelle von „Play Fair Code“ ist tlefonisch unter +436604756851 oder Mail unter ombudsmann@nhp.eu erreichbar. Infos zum Verein „Play Fair Code“ gibt es unter www.playfaircode.at.

(Bericht: Georg Herrmann)

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