Fachärztemangel am Land
Kein einziger Kinderarzt im Traisental

- Der (Kinder-)ärztemangel ist auch im Traisental ein großes Problem.
- Foto: Irmi Stummer
- hochgeladen von Michaela Müller
Die steigende Nachfrage nach medizinischer Versorgung und die Herausforderungen bei der Gewinnung und Bindung von Ärzten beschäftigen das Traisental, wie auch ganz Österreich.
TRAISENTAL. Besonders Fachärzte sind oft in ländlichen Regionen nicht vertreten und die Allgemeinmediziner sind überlastet. Die Bezirksblätter haben sich erkundigt, wie es mit der Versorgung im Traisental so aussieht.
Gravierender Ärztemangel
Selbst in der Stadtgemeinde Herzogenburg ist der Ärztemangel ein Problem:
"Aktuell sind die Kassenvertragsstelle für Augenheilkunde sowie jene für Gynäkologie nicht besetzt. Wir haben uns hier seitens der Stadtgemeinde mit der Ärztekammer und ÖGK abgestimmt und bieten im Ärztezentrum (Rückwärtiger Teil des Rathauses) auch zentral gelegene und barrierefreie Ordinationsräumlichkeiten an. Leider konnten dennoch die Planstellen bis dato nicht nachbesetzt werden. Zusätzlich wird ab April diesen Jahres die allgemeinmedizinische Ordination von Herrn Dr. Ziegler nachbesetzt werden müssen",
erklärt Bürgermeister Christoph Artner.
Kein Allgemeinmediziner ist Usus
Einige Gemeinden im Traisental haben gar keinen Hausarzt mehr, geschweige denn irgendeinen Facharzt. All jene, die noch einen Allgemeinmediziner in der Gemeinde haben, bangen jedoch schon für den Tag, an denen dieser in den Ruhestand gehen wird.
"Wir befinden uns in der glücklichen Lage, in der Ortschaft Nußdorf noch eine Allgemeinmedizinerin als Kassenarzt zu haben. Diese betreibt ihre Praxis an der Adresse Ihres Wohnstandortes. Wir nehmen aber an, dass die hoffentlich nicht all zu baldige Pensionierung dieser auch uns zu Betroffenen des Ärztemangels machen wird",
meint Christian Kienberger, Amtsleiter der Gemeinde Nußdorf ob der Traisen.
Auch in der Gemeinde Kapelln gibt es laut Claudia Eder von der Gemeinde Kapelln leider keinen Allgemeinmediziner mehr, da dieser nach Perschling übersiedelt ist. Das ist rund fünf Kilometer weit weg. Von Fachärzten ist gar nicht mehr die Rede, es ist einfach selbstverständlich für die Anwohner dafür nach St. Pölten oder Krems zu fahren.
Kaum Kinderärzte
Einen festen Kinderarzt zu haben, den man aufsuchen kann, sobald das eigene Kind plötzlich fiebert oder eine wichtige Untersuchung ansteht, ist vor allem in ländlichen Regionen kaum noch zu finden. Und wenn, dann handelt es sich häufig um einen Wahlarzt. Hinzu kommt: Egal ob in Kliniken oder in Praxen, auf dem Land oder in der Stadt – die Praxen und Ärzte, die es noch gibt, sind überlastet. Aber nicht nur aus Sicht der Gemeindeverwaltung, sondern auch aus Sicht der Mütter ist ein solcher (Fach-)Ärztemangel ein großes Problem.
In Nußdorf wird sich laut Christian Kienberger vor allem ein Kinderarzt gewünscht:
"Hinsichtlich Fachärzten erhalten wir immer wieder das Feedback, dass es im Prinzip keinen Kinderarzt als Kassenarzt gibt. Bei den Wahlärzten erhalten viele Eltern keinen Platz. Wir bieten zwar einmal monatlich eine Mutter – Eltern – Beratung an, diese kann aber vielfach den Wunsch nach einem Kinderarzt nicht ersetzen. Die Situation hinsichtlich der Kinderärzte erachten wir durchaus als ungenügend und problematisch."
Aber auch Mutter Tina Steininger aus Herzogenburg berichtet, dass sie immer extra nach Krems fahren muss, um einen Kinderarzt besuchen zu können.
"Natürlich würde ich mir wünschen, dass es in Herzogenburg auch so eine super Kinderärztin oder einen Kinderarzt gibt, damit ich nicht extra so eine weite Strecke zurücklegen muss",
sagt sie.
Gabriele Müller aus Reichersdorf war mit ihren Söhnen noch in Herzogenburg beim Kinderarzt Dr. Seidler, bevor dieser in Pension ging. Es handelte sich dabei jedoch um eine Wahlarztpraxis, wie das bei Kinderärzten in Niederösterreich oft der Fall ist.
"Als die Kinder dann zwei Jahre als waren, habe ich jedoch entschieden, mit ihnen zum Hausarzt zu gehen, da der Wahlarzt einfach auf Dauer zu teuer war."
Auch Carmen Rehm aus Traismauer fehlt ein örtlicher Kinderarzt, sie fährt aber aktuell nach St. Pölten wenn sie einen braucht:
"Das Ärzteangebot in Herzogenburg und Traismauer ist in Ordnung, aber echt noch ausbaufähig. Ein Frauenarzt wäre zusätzlich zum Kinderarzt auch noch echt schön."
Bemühungen
Die Gemeinden schreiben dennoch immer wieder ihre offenen Stellen für Mediziner aus und bemühen sich, attraktive Standorte zu gewährleisten.
"Die langfristige Sicherstellung einer wohnortnahen medizinischen Versorgung liegt im ureigensten Interesse der Stadtgemeinde. Daher stehen wir bereit und können Ärtzt:innen in Herzogenburg gerne auch mit adäquaten Ordinationsräumlichkeiten bzw. auch bei der Suche nach Alternativen unterstützen.",
so Bürgermeister Artner aus Herzogenburg.
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