Nahrung für den Müll
Initiativen kämpfen gegen die Vernichtung von nahrhaftem Obst und Gemüse mit Schönheitsfehlern.
REGION HERZOGENBURG/TRAISMAUER (jg). "Manche Vorschriften sind schlichtweg Blödheiten", sagt eine Landwirtin aus dem Raum Kapelln, die lieber anonym bleiben möchte. Sie meint damit weniger Qualitätsvorschriften als vielmehr "Schikanen", die etwa Erntehelfern das Tragen von Schmuck verbieten würden. Gegen Kontrollen, die dafür sorgen, dass der Konsument ein gutes Produkt bekommt, habe sie aber nichts.
Qualität und Optik
Ähnlich sieht es der Großteil der heimischen Landwirte, wie ein Rundruf der Bezirksblätter ergab. "Erfülle ich bestimmte Kriterien des Großhandels nicht, dann biete ich die Ware erst gar nicht an", sagt etwa Erich Altenriederer aus Wagram ob der Traisen zu Vorgaben, die oft weniger die Qualität, dafür aber rein die Optik eines landwirtschaftlichen Produktes betreffen. Anton Hieger, Obmann der Bezirksbauernkammer, spricht dahingehend von "keinen großen Mengen". Kritiker indes bemängeln, dass aufgrund derartiger Kriterien Gemüse und Obst tonnenweise etwa in Biogasanlagen "vernichtet" würden, weil sich keine Abnehmer für die "Produkte zweiter Wahl" finden. Landwirt Anton Prischink aus Rottersdorf kennt das Problem. Ein Viertel seiner Produktion sei jährlich aufgrund optischer Kriterien nicht für den Verkauf geeignet. Abnehmer dafür findet er mitunter in den Sozialmärkten Krems und St. Pölten.
Verwenden statt Verschwenden
Dies passt zur vom Lebensministerium gestarteten Initiative "Lebensmittel sind kostbar!", die das Ziel der nachhaltigen Verringerung von Lebensmittelabfällen verfolgt. Auch REWE kündigte in dieser Hinsicht die Aktion "Verwenden statt Verschwenden" an. Laut dieser soll in den Märkten der Kette ab Oktober auch Obst und Gemüse mit Schönheitsfehlern verkauft werden, um das Bewusstsein für die Qualität heimischer Produkte zu schärfen und gleichzeitig das Wegwerfen qualitativ einwandfreier Lebensmittel zu thematisieren. Nutznießer davon sollen nicht zuletzt zulieferende Bauern sein, die künftig einen größeren Teil ihrer Ernte verkaufen können.
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