HLW Horn bei „Die letzten Zeugen“ im Burgtheater
Recht, nicht Rache
Anlässlich des Gedenkttermins letzten November „75 Jahre Novemberpogrom“ haben sich die Geschichtsklassen von Lehrerin Agnes Wagner an der HLW Horn mit den schockierenden Ereignissen rund um die sogenannte „Reichskristallnacht“ beschäftigt. Da war es nur selbstverständlich, mit freiwilligen SchülerInnen die Aufführung „ Die letzten Zeugen“ im Burgtheater zu besuchen. Bei diesem Projekt von Doron Rabinovici und Burgtheaterdirektor Matthias Hartmann sitzen 5 überlebende Zeitzeugen auf der Bühne, während ihre Texte von BurgschauspielerInnen vorgelesen und Fotos aus der damaligen Zeit projiziert werden, um die Ereignisse zu verdeutlichen. Die dramaturgisch und szenisch ausgezeichnet durchgeplante Aufführung erschütterte und machte betroffen.
Es ist einerseits unvorstellbar, welches Leid Menschen ertragen können und welch herausragende Kräfte entwickelt werden können, wenn es darum geht, z.B. die eigenen Kinder zu retten. Und auch wie todesmutig Menschen etwa ihre Nachbarn vor dem sicheren Untergang schützten, indem sie sie versteckten oder ihnen in irgendeiner anderen Weise halfen. Andererseits stößt es ab, welche perfiden Möglichkeiten, andere zu quälen, dem menschlichen Geist entspringen können.
Als die Zeugen am Ende der Vorstellung vor den Vorhang gebeten wurden, standen ausnahmslos alle Burgtheaterbesucher teilweise mit Tränen in den Augen auf und klatschten Beifall. So drückten wir unsere Betroffenheit, unsere Anteilnahme, unsere Ehrfurcht aus.
„Es ist ein Geschenk, dass ich dort war und gehört habe, was damals wirklich passiert ist. Das sollte jeder einmal in seinem Leben erfahren dürfen, “ meinte Katharina Weisgram, Schülerin der 4. HLA. Und wie heißt es in der Programmvorschau des Burgtheaters? „Sie sind die Letzten. Wie lange werden wir noch Überlebende befragen können, wie lange ihnen noch zuhören dürfen?“
Im Anschluss konnten die Zeitzeugen noch in diversen Foyers des Burgtheaters persönlich befragt werden, so z.B. die 85-jährige Vilma Neuwirth, die sich selbst als „die mit der scharfn Goschn“ bezeichnet, oder der bald 101-jährige Marko Feingold, der jetzige Präsident der israelitischen Kultusgemeinde Salzburg, der erzählte, wie er nach dem Krieg mit der jüdischen Flüchtlingsorganisation Bricha die Durchreise von Juden aus Mittel- und Osteuropa nach Palästina organisierte .
(im Bild: Vilma Neuwirth und Marko Feingold im Gespräch mit Doron Rabinovici)
Als Quintessenz dieses Abends zitierte Rudolf Gelbard, ein anderer der 5 Zeitzeugen, aus Simon Wiesenthals Buch „Recht, nicht Rache“:
Aber wir, die Überlebenden, sind nicht nur den Toten verpflichtet, sondern auch den kommenden Generationen: Wir müssen unsere Erfahrungen an sie weitergeben, damit sie daraus lernen können. Information ist Abwehr.
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