Wenn selbst Klopapier knapp ist
Wenn das Mittagsmenü mit Kollegen nicht leistbar ist und für den After-Work-Drink kein Cent übrig ist.
BEZIRK. „Gehen wir am Freitagabend auf ein paar Drinks?“ „Gehst du heute Mittag mit uns essen?“ Diese Fragen von Kollegen müssen leider mit „Nein“ beantwortet werden. Aber aus Scham wird der wahre Grund verschwiegen.
„Ich habe schlicht und einfach kein Geld mehr übrig. Und das am 10. des Monats, weil mein gesamtes Gehalt von Fixkosten (Miete, Energie, Auto) gefressen wurde. Also bleiben nur Ausflüchte."
Restaurantbesuch mit Kollegen nicht drin
"Ich gehe sehr gerne essen, das ist aber nicht mehr drin. Wenn ich mir überlegen muss, ob ich Klopapier kaufen kann oder etwas mehr Lebensmittel, kann man sich vorstellen, dass ich mit den Kollegen nicht mit essen gehe und auch kein Mittagessen bestellen kann. Natürlich brauche ich Ausreden. Einmal mache ich eine Diät oder mir ist nicht gut, ein anderes Mal habe ich schon kräftig gefrühstückt. Auch mit Freunden/Verwandten bzw. Bekannten gehe ich an den Wochenenden fast nicht mehr aus – sie sollen nicht wissen, wie es mir finanziell wirklich geht." Die Hornerin schüttelt den Kopf: "Ich verstehe das nicht - die Kollegen dürften keine größeren Geldprobleme haben, wenn ich ihnen so zuhöre. Das Problem: Ich habe eine gute Ausbildung, mit Matura, die Kosten steigen sehr, das Gehalt steigt fast nicht."
Apropos Klopapier: "Unter drei Euro fast nicht mehr zu bekommen, wenn man auch noch Hygiene-Artikel nur für Frauen in dieser einen Woche braucht, schrumpft das eh schon knappe Lebensmittel-Budget für die Woche auf ein nicht vorstellbares Minimum. Leider muss ich mir jetzt ein Billigstauto (1000,- €) kaufen, weil die Wagen-Reparatur nicht leistbar ist. Und ohne Auto geht es heutzutage nicht. Arztbesuche, einkaufen, Apotheke – ist alles nicht um die Ecke.
Schon dreimal habe ich es mit Nebenjobs probiert, aber das ist fatal. Die Steuerzahlungen sind horrend, und Freizeit ist dann null. Ich bleibe somit zu Hause bei meiner Katze oder treffe mich mit einer Freundin, der es ähnlich geht."
Gastronomie
Cornelia Knell-Schleicher, Landgasthof zum Knell – ein sehr gut ausgebuchter Betrieb: "Mittags läuft das Geschäft sehr gut, das Abendgeschäft geht weniger, das merken wir schon, dass die Leute zurückhaltender sind. Ich kenne einige Kollegen aus der Abendgastronomie: Dass die Leute auf einen G'spritzten oder ein Bier gehen, das ist eher weniger geworden. Das hätte es früher nie gegeben, die Leute sind unter der Woche nach der Arbeit viel unterwegs gewesen."
Das könnte Sie auch interessieren:
Kommentare
Du möchtest kommentieren?
Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.