Dr. Maria Heidegger hielt Vortrag in der Th.v. Hörmann-Galerie

Dr. Maria Heidegger hielt Vortrag über "Das Seelenleiden der Notburga K. und Psychiatrie um 1830"

IMST(alra).Eine weitere Veranstaltung zum Themenschwerpunkt der aktuellen Ausstellung in der Theodor von Hörmann Galerie, war der Vortrag von Dr. Maria Heidegger, Univ.Ass. am Institut für Geschichtswissenschaften und
Europ. Ethnologie in Innsbruck. „Zur Erklärung kann allein meine Geschichte dienen…“ Das Seelenleiden der Notburga K. aus Imst und die Psychiatrie um 1830, lautete der Titel des Vortrags, in dem eine der 31 Fallgeschichten der Ausstellung erläutert wurde. Die Krankenakte der 1791 in Imst geborenen Notburga K., die Patientin in der KK Irrenanstalt zu Hall war, beinhaltete neben der sogenannten „Irrengeschichte“, die ihren Krankheitsverlauf aus ärztlicher Sicht beschrieb, ein 12-seitiges von der Patientin verfasstes Schriftstück, in dem sie ihrem eigenen Seelenleiden, zum besseren Verständnis, Sprache verlieh. Dr. Heidegger erklärte die historische Bedeutung dieser Quellenakte, die übrigens eine von 802 Krankenakten aus dem Archiv der Heilanstalt Hall ist, die ganz besonders durch die verschiedenen Perspektiven in der Wahrnehmung, von Arzt und Patient zu einer wichtigen Botschaft wurde. Praxis, Theorie, physische und psychische Maßnahmen, sowie die Verquickung von Moral und Medizin bestimmten die Abläufe in der Anstalt und wurden den Patienten in sehr unterschiedlichem Maße zuteil. Der Fall der Notburga K., die als „Lese- und Studierwütig“ bezeichnet wurde und massiv durch Religiosität geprägt war, gewährt neben der Betrachtung der Psychiatriegeschichte auch interessante Einblicke, auf das damalige Rollenbild der Frau und zeigt intensiv die entwicklungsgeschichtliche Veränderung von Betrachtungsweisen, sowohl in der Medizin als auch gesellschaftlich auf.