M-Preis hat in Mötz eine Kooperation mit der Lebenshilfe etabliert
Nahversorger mit sozialem Mehrwert

Dominik Frischmann hat seine Ausbildung im lebensM abgeschlossen und arbeitet nun in der MPREIS Filiale im Telfspark. | Foto: Foto: M-Preis
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Die Lebensmittler-Kette M-Preis ist in Mötz eine Kooperation mit der Lebenshilfe eingegangen. Neben einem funktionierenden Nahversorger freut man sich über den großen sozialen Mehrwert.

MÖTZ. MPREIS hat seit Bestehen immer wieder Menschen mit Behinderung in regulären Arbeitsverhältnissen beschäftigt. Die Integration hat aber teilweise nur begrenzt funktioniert und war sehr vom persönlichen Engagement einzelner Führungskräfte abhängig. Zudem fehlten geeignete Arbeitsunterlagen und Unterstützungsangebote. Es gab also keinen strukturell und fachlich durchdachten Ansatz. Die Lebenshilfe Tirol hatte umgekehrt die Ausgangssituation, dass der Übergang aus betreuten Werkstätten in den Regelarbeitsmarkt schwer umzusetzen war. Die Gemeinde Mötz, ebenfalls Partner im Projekt, hatte im Ort keinen Nahversorger und kein Gasthaus mehr. Für ältere und wenig mobile Menschen war das Einkaufen schwierig, der soziale Treffpunkt fehlte, alle Einkäufe mussten mit dem Auto erledigt werden. Das Dorf galt aber als zu klein für einen eigenes Geschäft, niemand hatte Interesse, weil unrentabel. Die Gemeinde hat sich daraufhin entschieden, die Etablierung eines kleinen Supermarktes dauerhaft zu unterstützen, dies aber gleichzeitig auch mit einem sozialen Anliegen zu verbinden. Daraus entstand die Idee des lebensM: MPREIS richtet im von der Gemeinde gestellten Raum einen miniM (Konzept kleiner Nahversorgermärkte in Ortszentren mit gleichen Preisvorteilen wie in großen MPREIS Märkten) ein. Das Plus dieses Marktes: er dient als Ausbildungsort für Klient*innen der Lebenshilfe Tirol, die nach einjähriger Ausbildungszeit auf Wunsch (!) in den regulären Lebensmittelhandel wechseln können.

Die Ziele:

Gemeinsames Ziel der Partner war/ist, eine inklusive Ausbildungsstätte zu schaffen, die den Auszubildenden langfristige Perspektiven bietet. Im lebensM werden seit November 2019 jeweils 2 Menschen mit Behinderung in einem „Training on the Job“ Setting ausgebildet. Sie arbeiten im Lebensmittelgeschäft mit und übernehmen dort alltägliche Aufgaben. Die Trainees arbeiten somit nicht in einer exklusiver Werkstattsituation, sondern inklusiv in der realen Wirtschaft. Dadurch werden optimale Voraussetzungen für Inklusion am ersten Arbeitsmarkt und ein durchdachtes berufliches Inklusionskonzept bei MPREIS geschaffen. Im kleinen Ort Mötz ist nicht nur für klimafreundliche Nahversorgung gesorgt, sondern auch für Begegnung und Austausch und somit für ein positives soziales Klima.

Die Umsetzung:

Der lebensM bietet eine einjährige Ausbildungsphase, in der die Trainees bei ihrer Arbeit von Mitarbeiter*innen der Lebenshilfe begleitet werden. Die letzten drei Monate der Ausbildung finden in einer "normalen" MPREIS-Filiale statt, die den Trainee dann auch als Mitarbeiter*in übernehmen will. Von MPREIS Seite ist als Projektleitung eine Pädagogin angestellt, sie unterstützt fachlich, koordiniert zwischen Lebenshilfe und MPREIS Team, ist gemeinsam mit der Lebenshilfe für das Konzept und für die Erstellung von Arbeitsunterlagen in einfacher Sprache verantwortlich. Insbesondere begleitet sie auch den Übergang, falls die Mitarbeiter*innen nach der Ausbildungsphase in der Regelfiliale bleiben möchten. Im Regelarbeitsverhältnis werden die neuen Mitarbeiter*innen durch eine*n Mentor*in aus dem MPREIS Team und bedarfsorientiert durch Arbeitsassistenz weiterbegleitet. Die Betreuer*innen der Lebenshilfe Tirol bleiben mind. ein Jahr als Kontaktperson für die ehem. Klient*innen erhalten. Aktuell haben zwei Trainees ihre Ausbildung bereits abgeschlossen.

Die Wirkung:

Trainees, Mitarbeiter*innen der Lebenshilfe Tirol und reguläre MPREIS Mitarbeiter*innen arbeiten im lebensM in einem gemeinsamen Team. in der alltäglichen Zusammenarbeit und im Kund*innenkontakt lernen die Auszubildenden alle Abläufe gut und genau kennen, übernehmen Verantwortung, arbeiten voll mit. Die Arbeitsaufgaben decken sich normalen Abläufen bei MPREIS. Durch klare Lernziele, geeignete Unterlagen und Unterstützung entwickeln sich selbstbewusste Mitarbeiter*innen und Teammitglieder. Inklusion wird gelebt!

Die Innovation:

Diese Kooperation zwischen den Partner*innen, insbesondere die tägliche und konzeptuelle Zusammenarbeit zwischen MPREIS und Lebenshilfe, ist neu und innovativ.
Viele Menschen mit Behinderung sind über Jahre in Werkstätten tätig und haben keinen Zugang zum regulären Arbeitsmarkt – die Hürde in einen Arbeitsalltag hineinzuwachsen ist oft zu groß, Einstiegsszenarien, Begleitung und adäquate Ausbildung fehlen. Die Inklusive Ausbildung im lebensM stärkt das Selbstbewusstsein und fördert die persönliche Entwicklung. Es entsteht eine gefestigte Basis für einen erfolgreichen Übergang in ein Regelarbeitsverhältnis mit eigenem Einkommen als wesentliche Grundlage zu einem selbstbestimmten Leben.
Dadurch, dass die Trainees die Ausbildung mit einem Zertifikat nach dem Nationalen Qualifizierungsrahmen abschließen, können sie sich in Folge auch bei anderen (Lebensmittel)Händlern bewerben. Der NQR ermöglicht eine Einstufung non- formaler und informeller Lernergebnisse in ein objektivierbares und vergleichbares System. Damit können Menschen, die keine formale Ausbildung absolvieren konnten, ihre beruflichen Qualifikationen nachweisen.

Dominik Frischmann hat seine Ausbildung im lebensM abgeschlossen und arbeitet nun in der MPREIS Filiale im Telfspark. | Foto: Foto: M-Preis
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