(Signal)licht für Innenstadt

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IMST (sz). "Die Kramergasse beschäftigt den Gemeinderat schon länger als sie eigentlich ist", stellte GR Franz Haselwanter bei der jüngsten Gemeinderatssitzung in Imst fest.

"Nichts passiert"
Vor 20 Jahren wurde das erste Mal über eine Verkehrslösung in der Innenstadt diskutiert. Der letzte Versuch wurde 1994 von dem damaligen Verkehrsreferent Gerhard Reheis unternommen und scheiterte.

Jetzt sollen Ampeln für eine Verkehrsberuhigung sorgen. Eine 20 km/h-Beschränkung soll das Projekt "Lebenswerte Kramergasse" zusätzlich kräftigen. Innerhalb der nächsten Wochen wird eine Ampelanlage nahe der Johanneskirche sowie im Kreuzungsbereich Kramergasse/Schuchtergasse installiert. Mit 14 Stimmen für die Ampelanlage und fünf Gegenstimmen wurde der Beschluss nach langer Diskussion am Gemeindetisch gefasst. Auch die Kaufgemeinschaft stimmte dem Projekt zu. Kritiker befürchten in erster Linie keine Verkehrsberuhigung, sondern lediglich eine Verkehrsverlagerung vor die Kramergasse, begleitet von einer unzumutbaren Staubildung.

Verkehrsberuhigung
"Ziel ist es den Durchzugsverkehr aus der Innenstadt zu verbannen. Die wechselseitige Einbahnregelung soll zu mehr Aufenthaltsqualität führen und vor allem Fußgängern mehr Sicherheit bieten", erklärt Verkehrsplaner DI Helmut Köll die wesentlichen Ziele. "Wenn zwei Fahrzeuge aufeinandertreffen, wird der Gehsteig derzeit unweigerlich zur Ausweichzone", konkretisiert Bgm. Stefan Weirather die Gefahr.

Handlungsbedarf
Bis zu 8.500 Vehikel schlängeln sich täglich durch die Kramergasse. Der neue Beschluss soll diese Zahl im Idealfall halbieren. "Seit 1994 hat sich nichts mehr bewegt. Weder Einbahnregelung, noch Fußgängerzone ist derzeit realisierbar, aber wir müssen jetzt handeln", ist Weirather überzeugt.

Die Haltung im Imster Gemeinderat ist deutlich: entweder eine Einbahnregelung oder am liebsten eine Fußgängerzone müsse her. In diesem Sinne sehen die Gemeindevertreter die getroffene Maßnahme als Annäherung hin zur autofreien Zone. Weirather appelliert an die Bevölkerung: "Der Weg zur belebten Innenstadt ist schwer und kann nur im Einklang mit der Bevölkerung funktionieren, aber man muss jetzt ein erstes Zeichen setzen. Das schlimmste was man tun kann ist es, nichts zu tun."

Turbulent
Besonders in der Anlaufphase rechnen die Projektinitiatoren mit erheblichen Staus, von einem mittleren Chaos ist die Rede, aber: "Die Leute reagieren prompt auf veränderte Situationen. Es wird sich vermutlich schnell einpendeln", hofft Köll. Dass bei derartigen Entscheidungen auch Kritik laut werden wird, sind sich die Gemeindevertreter bewusst. "Wir werden einen Helm brauchen", so Weirather gefasst. Wenn alles klappt und eine deutliche Verkehrsreduktion spürbar wird, so wäre der nächste Schritt das optische Erscheinungsbild der Innenstadt zu verbessern. Zunächst will man aber ausreichend Erfahrungen und Messungen mit dieser Variante sammeln, so die Initiatoren.

Sanktionen drohen
Verkehrsreferent Heinrich Gstrein: "Ich bin mit dieser Regelung voll und ganz einverstanden. Man muss sich auch was trauen, um etwas zu bewegen." Die Sicherheit werde zudem durch die Ampelregelung um ein vielfaches verbessert, ist Gstrein überzeugt. Besonderen Wert legt der Verkehrsreferent auf die Einhaltung der Ladetätigkeiten. "Die Unternehmen werden darüber informiert. Die Ladezeiten können bis 10 Uhr getätigt werden, danach muss Schluss sein. Bei Nicht-Einhaltung drohen entsprechende Sanktionen", so Gstrein.

Ampelregelung im Detail
Vier Ampeln werden in naher Zukunft den Verkehr in der Kramergasse regeln. Im Bereich Johanneskirche und an der Kreuzung Kramergasse/Schuchtergasse werden jeweils an den Straßenengpässen zwei entsprechende Signalleuchten installiert. Verkehrsplaner DI Helmut Köll erklärt warum: "Es ist eine Art Pufferzone. Die eine Ampel schaltet frei, die Autos fahren durch, derweil die andere Ampel "Stop" signalisiert. Während dieser Räumungsphase können abbiegende Autos durchziehen und Fußgänger die Straße kreuzen." Eine Ampel, wie man sie bisher kannte, wird es aber nicht geben. "Es handelt sich um eine Anlage mit unvollständiger Signalfolge", so Köll. Vereinfacht heißt das, dass nicht, wie üblich Rot, Gelb und Grün angezeigt werden wird, sondern lediglich Rot und Gelb. Der Grund: "Diese Regelung ist ungewöhnlich, wird aber beispielsweise in der Schweiz vielfach angewendet. Grün bedeutet freie Fahrt und das inkludiert, dass der Fahrer vorrangig die Passage passieren kann. Das ist hier aber nicht der Fall, denn die Fußgänger-Schutzwege werden nicht mit Ampeln geregelt und daher ist Vorsicht (gelb blinkend) geboten. Auch die in diesem Bereich befindlichen Parkplätze sind nicht in das Ampelsystem eingebunden, daher ist auch mit entgegenkommenden Fahrzeugen zu rechnen." Diese Variante, mit der zusätzlichen 20 km/h-Beschränkung, ist der erste Schritt hin zur Begegnungszone, das heißt alle Verkehrsteilnehmer sind gleichberechtigt, die ebenfalls in der Schweiz häufig vorhanden und gut akzeptiert ist. Funktioniert dieser Versuch der Verkehrsberuhigung wären Aufrüstungen leicht machbar.

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