Politischer FPÖ-Martini in Mils
Wer sich bald schon an der Macht wähnt

Nach erfolgtem Bieranstich: Der Tiroler FP-Chef Markus Abwerzger (l.) und Bundesparteiobmann Herbert Kickl (r.) | Foto: Manuel Matt
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  • Nach erfolgtem Bieranstich: Der Tiroler FP-Chef Markus Abwerzger (l.) und Bundesparteiobmann Herbert Kickl (r.)
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Ein Abend der kantigen Worte und des Machtanspruchs: Das war der jüngste Polit-Martini der Tiroler Freiheitlichen – inklusive Spott und Häme für jene, die als Gegner erachtet werden.

MILS BEI IMST. Es herrscht Volksfeststimmung im Trofana-Saal in Mils bei Imst, zum siebten Politischen Martini der Tiroler Freiheitlichen. Gegessen wird eine kalte, fleischfokussierte Vorspeise, getrunken vornehmlich Bier und gelauscht der Blasmusik

Am Anfang war die Blasmusik – dann gehörte der Politische FPÖ-Martini im überwiegenden Teilen den Reden von Markus Abwerzger und Herbert Kickl. | Foto: Manuel Matt
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Zuerst am Podium steht Landesparteigeneralsekretär Patrick Haslwanter. Er begrüßt die Anwesenden, kritisiert sogleich die „unfähige Bundesregierung“ und „sinnbefreite“ Corona-Maßnahmen, die den FPÖ-Martini nun bereits „zweimal versaut“ hätten. Dann folgt wieder Musik. Episch dröhnt sie aus den Lautsprechern, inszeniert den Einzug des Tiroler FP-Chefs Markus Abwerzger, Bundesparteiobmann Herbert Kickl samt den blauen Spitzen in Landtag, National- und Bundesrat. Das Publikum applaudiert, stehend. 

Gebührten die Worte zu Beginn: FP-Landesparteigeneralsekretär Patrick Haslwanter | Foto: Manuel Matt
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Immer wieder wird dann der Applaus anschwellen: Wenn es in den Reden von Abwerzger und Kickl gegen Ausländer geht, die Corona-Politik, die Sanktionen gegen Russland – und gegen (fast) alle anderen Parteien. Deren Gesichter bringt zu Beginn ein eingespielter Film auf die Leinwand. „Gestalten“, nennt sie Haslwanter – „wie aus einem Horrorfilm“.

Gegen alle(s)

Der Mann mit dem Hammer an diesem Abend ist zuerst Markus Abwerzger – zuvor tätlich beim Bieranstich, dann sprachlich, in seiner Rede. Denn es sind viele, denen die Freiheitlichen das „Fürchten lehren“ wollen, sagt der berufliche Rechtsanwalt: Etwa den „Emanzen“ im Landtag, über die neue Abgeordnete Gudrun Kofler aus Silz. Sie stelle sich gegen den „Gender-Wahnsinn“ und den „Zeitgeist“, lobt Abwerzger, der seine Fraktion als „Zukunftspartei“ anpreist.

Will Landeshauptmann werden: Markus Abwerzger, Chef der Tiroler Freiheitlichen | Foto: Manuel Matt
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Von den anderen sieht sich die zweitstärkste Kraft im Land ausgeschlossen, mit ihren knapp 19 Prozent Wähleranteil aber im Anspruch, für die „Mehrheit“ sprechen zu können. „Das ist nicht das Ende, sondern der Anfang“, meint Abwerzger über die letzten Wahlen und will bei den kommenden Urnengängen als Tiroler Landeshauptmann hervorgehen, mit der FPÖ auf Platz 1. 

Eine „Träumerei“ sei das nicht, sagt Abwerzger, der zu Anton Mattle meint: „Nicht mein Landeshauptmann.“ Derselbe sei nämlich „im Geiste ein Linker“, sagt der FP-Chef über sein Gegenüber in der Volkspartei. Jene wiederum sieht Abwerzger als „die schiachste Braut in der ganzen Republik – und jeder buhlt um sie.“ Die Grünen betitelt er derweil als „Ökokommunisten“ und zeichnet von den koalierenden Sozialdemokraten das Bild einer gerupften Martinigans.

Weite Teile seiner Rede widmet Abwerzger dem ur-blauen Ausländer-Thema. „Wir werden überrannt“, sagt er, der nicht „Afghanen und Somalier“, sondern die Polizei und das Bundesheer für Lagebesprechungen besuchen möchte. Beim Wort „Abschiebezentren“ jubelt das FP-Volk. „Wir sind Herr im Haus“, sagt Abwerzger, der neben einem unspezifizierten Mindestlohn auch „Schluss mit der Spaltung“ fordert – und Menschen selbst in „Anständige und Unanständige“ unterteilt.

„Bist du kriminell, schleich' dich lieber schnell“
- Der Tiroler FP-Chef Markus Abwerzger sieht sich nicht als „ausländerfeindlich, sondern inländerfreundlich“

„Jetzt kommt der Haupt-Akt“

Als „künftigen Kanzler“ kündigt Abwerzger den obersten Bundes-Blauen Herbert Kickl an. Zuerst lobt der Ex-Innenminister Mils als „wunderschöne, kleine Gemeinde“, ehe die schweren Geschütze auffahren: „Terrorregime“ fällt da hinsichtlich Corona gleich als Wort, wo der langjährige Chef-Rhetoriker der Freiheitlichen die Politik, die „etablierten Medien“ und die Wirtschaft der „Machtgeilheit“ und „Geldgier“ bezichtigt. „Denen werden wir das Handwerk legen, wenn wir am Ruder sind“, spricht Kickl und sieht viele „vor Gericht“ enden. „Volkstribunal“, ruft darauf jemand im Publikum.

Scharfe Rhetorik: Herbert Kickl, Bundesparteiobmann der Freiheitlichen | Foto: Manuel Matt
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Wie's blauer Brauch zu sein scheint, äußert sich Kickl wie Abwerzger hämisch über das Erscheinungsbild seiner politischen Gegnerschaft. „Gruseltruppe“ nennt er jene aus anderen Lagern, die nicht weit von ihm im Hohen Haus in Wien sitzen, unterstellt vielen von ihnen kriminellen Machenschaften, begleitet vom johlenden Applaus der Menge. 

Wie er sich selbst als Kanzler-Kandidaten prophezeit und in seiner Rolle als ehemaliger Innenminister als „Segen und Befreiungsschlag“ lobt, so sieht er auch Abwerzger als künftigen Landeshauptmann von Tirol, der eine andere Gangart einschlagen würde. Hier leitet Kickl dann auch wieder zum Ausländer-Thema über, im Speziellen zur jüngsten Debatte über die Flüchtlingszelte in Absam – und richtet das Wort an Abwerzger:

„Du hättest das ganz anders gemacht, wenn die da das Land zu einem Campingplatz umfunktionieren für Völkerwanderer. Du hättest denen einen Baum aufgestellt, du wärst wahrscheinlich mit einer starken Tiroler Delegation, angeführt von ein paar schneidigen Schützen, aufmarschiert vor dem Bundeskanzleramt oder vor dem Innenministerium.
- Herbert Kickl

Auf dem Kriegspfad

Versöhnliches findet sich kaum in den Kickl-Ausführungen, der andere Ansichten durchaus als verrückt anzusehen scheint. „Ich habe keinen vernünftigen, normaldenkenden Menschen in diesem Land getroffen, der nicht so denkt wie wir“, sagt der langjährige Zweite hinter dem gefallenen Heinz-Christian Strache.

Verständnis äußert Kickl allerdings für Russland im „schrecklichen Krieg“ in der Ukraine. Als Putin-Unterstützer will er sich zwar nicht verstanden wissen, doch sieht er im völkerrechtswidrigen Angriff die Verteidigung russischer Interessen. Die Europäische Union würde sich dabei von den Vereinigten Staaten „vor den Karren“ spannen lassen, sagt Kickl, der sich hinsichtlich erlassener Sanktionen mit dem ungarischen Ministerpräsidenten Viktor Orbán „auf ein Packtl hauen“ möchte.

Nach den Reden bildete sich eine lange Schlange jener, die mit FP-Bundeschef Herbert Kickl auf ein Bild wollten. | Foto: Manuel Matt
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Hin zum Ende der Redestunde steht das Einschwören der Anwesenden gegenüber allen anderen, die „über uns die Nase rümpfen“. Denen sei die FPÖ-Anhängerschaft nämlich „viel zu wenig fortschrittlich“ und „tolerant“ – „also viel zu normal“, schließt Kickl:

„Lasst euch von niemanden einreden, dass die Freiheitliche Partei und ihre Vertreter gefährlich sind.“ 
- Herbert Kickl

Dem sei nämlich nicht so und die FPÖ keine Gefahr für niemanden – zumindest nicht gegenüber allem und jeden, was Herbert Kickl als „normal“ einstuft.

Wikipedia über die Freiheitliche Partei Österreichs

FPÖ wirft Christian Gasser aus der Partei
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