Sieger der Champions-League im Tischfußball
Pure Leidenschaft lässt den Ball raketenartig im Tor verschwinden

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LÄNGENFELD (ps). Jeder kennt es, viele spielen es, doch nur wenige beherrschen das Spiel am Wuzzlertisch wie der Längenfelder Matthias Schöpf. Seit seinem Sieg der Champions-League mit dem Team St.Gallen ist um den 27-Jährigen zum ersten mal in seiner Sportlerkarriere ein regelrechter Medienrummel entstanden. Obwohl er bereits seit 2007 zahlreiche Siege namhafter Turniere einfährt, ist er als Tischfussballer ein klassischer Randsportler und damit außerhalb der Wahrnehmung der breiten Öffentlichkeit. Wer aber das Vergnügen hat, die heiligen Hallen seines Trainingsraumes zu betreten, steht in einem Paralleluniversum. Plötzlich dreht sich alles um die Männchen, die auf Stangen aufgefädelt um den Ball kämpfen, auf einem heimischen und einem amerikanischen Spielfeld. Eine technische Erklärung der beiden unterschiedlichen Tische folgte und outet jeden Laien sofort. Raffinierte Spielzüge, gepaart mit Mordskrawall, wenn der Ball ins Tor fliegt, und technische Feinheiten, die Matthias schon oft zum Sieg verhalfen, füllen den Abend und den Raum. "Ich weiß noch gut, als ich in die Halle des World Cups kam, ergriff mich die Leidenschaft, die mich bis heute fesselt, es war der Hammer", erinnert sich Schöpf an eines seiner ersten internationalen Turniere im Ausland.

Jüngster Staatsmeister

Seine Begeisterung für den Sport teilen auch einige Freunde, angefangen vom ersten Doppelpartner Mathias Riml, mit dem er sein erstes Turnier als Siebtplatzierter beendete. Weitere Erfolge stellten sich im Einzel wie auch mit Partner Sandro Grüner ein. Bereits nach wenigen Trainingsmonaten kürten sich die damals 16 und 17 Jährigen Matthias Schöpf und Sandro Grüner zu den bislang jüngsten Staatsmeistern. Zehn Jahre später, im November 2019, ging der Titel erneut an das Längenfelder Doppel. 
"Unsere Anfänge waren schon schräg, wir haben bei der ersten Junioren "World Championship Series" (WCS) in Tulln zu viert in Zelten geschlafen, danach tagelang durch die Quali gekämpft und Silber mit heim genommen. Damit hätten wir nie gerechnet, aber umso größer war die Freude."
Im Jahr 2010 reiste das Duo mangels Transportmöglichkeit mit dem Zug allein von Ötztal Bahnhof nach Nantes in Frankreich(F), "das war auch eine kuriose Geschichte". Die Draufgänger aus dem Ötztal sollten sich wieder mit Silber belohnen. "Das haute auch Marco Niedermayer, den Trainer, der mich eigentlich zum Tischfußball gebracht hat, aus den Socken", so Schöpf.
Nicht nur seine Familie, auch seine Freundin ist stolz auf den Sportler, der von einem Pressetermin zum anderen gereicht wird.

Pure Leidenschaft

"Meine Mutter hat schon manchmal gesagt, ich soll halt auch vor die Tür gehen und nicht immer nur im Zimmer spielen. Da habe ich den Tisch vors Haus gestellt und dort mit Freunden oder auch alleine gespielt. Es war für meine Eltern meistens ok, nur am Abend , wenn sie auch mal ihre Ruhe haben wollten, dann musste ich die Bälle schweigen lassen", erinnert sich Matthias an stundenlanges Training im Elternhaus. Mittlerweile gehört er zur Weltelite, zur Zeit rangiert er auf Platz acht der Weltrangliste. Der Pokal des Sieges der Champions League steht allerdings nicht bei ihm zu Hause, der hat einen Platz im Vereinshaus des TFC St.Gallen, bei der Mannschaft, mit der er gewonnen hat. Alle anderen Turniere oder Meisterschaften sind als Einzel- und Doppelveranstaltungen, nur die Champions-League ist ein Mannschaftsbewerb. Vergangenes Jahr absolvierte Matthias Schöpf 12 Turniere in sechs verschiedenen Ländern, meistens auf eigene Kosten. "Es hat alles abgebaut in Österreich, früher hat es noch Preisgelder gegeben, dann hat man wenigstens kleine Einnahmen gehabt, aber jetzt gibt es keinen Cent, man muss höchstens noch Nenngeld zahlen. Das ist schade, weil so auch die Jugendarbeit schwieriger wird. Die fragen sich auch, für was soll ich das machen, ich hoffe, der Stellenwert des Tischfußball wird in Österreich wieder so, wie es in anderen Ländern geht. Eintracht Frankfurt, die Mannschaft, die wir im CL-Finale geschlagen haben, sind eine Untergruppierung des Bundesligisten, dementsprechend haben die auch ein gutes Budget. Das wäre sehr erstrebenswert für uns", hofft Schöpf auf finanziellen Aufwind in der Tischfußballszene Österreichs.

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