Forum Land: Kein Verkehr heißt kein Leben

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Wissen, wo der Schuh drückt, das will Forum Land mit der Diskussionsreihe „Dorf ohne Leben?“. In Oetz wurde über die Lage der Gemeinden im Ötztal debattiert. Themen waren vor allem der Verkehr, die Einrichtungen für Jugendliche und die Schließung wichtiger Strukturen wie etwa das Postamt. Positiv werden die Infrastruktur im Ort, die vorhandenen Arbeitsplätze und vor allem das funktionierende Vereinsleben gesehen. Forum Land ist für den ländlichen Raum da, das betonte Forum Land-Bezirksobfrau Claudia Hirn-Gratl. Mit der zweiten Veranstaltungen im Bezirk Imst will sie Ideen für ein Programm für den ländlichen Raum sammeln, das im Herbst präsentiert wird.

Einen positiven Blick auf ihre Region warfen die Bürgermeister aus Ötz und Sautens, Hansjörg Falkner und Manfred Köll. „Ich brauche niemanden zu erklären, dass wir vom Tourismus geprägt sind. Unsere Gemeinde punktet aber auch mit einem guten Mix aus mehreren Bereichen. Gewerbe und Landwirtschaft sind ebenfalls Eckpfeiler“, meint Bgm. Falkner. Besonders ist Ötz durch die Verkehrssituation. Ein Teilnehmer sprach vom „Nadelöhr“. „Wir wissen, dass wir den Verkehr brauchen“, so Falkner. Das bedeutet im Schnitt 11.500 Fahrzeuge am Tag. Zu Spitzenzeiten sind es über 40.000 Autos. Sein Kollege aus Sautens, Manfred Köll bringt es auf den Punkt: „Kein Verkehr heißt kein Leben“. Wobei er zugeben muss, dass ihn das „hausgemachte“ Aufkommen in Sautens gewundert hat. Denn obwohl die Gemeinde kein Durchzugsort ist, bringt es das Dorf auf 1.500 Fahrzeuge an einem Vormittag. „Sautens ist extrem langgezogen. Bei uns sind die Leute zum Fahren gezwungen“, glaubt Köll den Grund zu wissen.

Zuzug im Griff
Im Hinblick auf andere Regionen habe Ötz extrem auf die Raumordnung acht gegeben. „Wir sind seit 2001 nur um 50 Einwohner gewachsen, obwohl der Druck aus dem hinteren Ötztal auf Wohnungen bei uns extrem ist“, sagt Bgm. Hansjörg Falkner. Noch ausbaufähig ist für ihn die Kinderbetreuung. Obwohl er betont, dass eigentlich die Mütter besser unterstützt werden sollten, damit sie zu Hause bleiben können. Kritisch sieht Falkner die Entwicklungen in der Altenbetreuung: „Zuerst haben viele geglaubt, dass wir zu groß gebaut haben, weil unser Altenheim fast gleichzeitig mit Haiming eröffnet wurde. Heute sind die 84 Betten übervoll und wir haben lange Wartelisten“. Er spricht von einer ähnlichen Situation in vielen Teilen des Bezirkes. „Die Frage ist, wie lange wir uns das noch leisten können. Die Abschaffung des Kinderregresses war ein falsches Signal“, gibt Falkner zu bedenken.

Teilweise Unterschiede gibt es zwischen Ötz und Sautens. „Touristisch liegt bei uns vor allem die Privatzimmervermietung am Boden. Das wäre doch eine gute, sichere zweite Einnahmequelle“, schüttelt der Sautener Bürgermeister Manfred Köll den Kopf. Auch die Landwirtschaft hat sich extrem gewandelt. Vollerwerbsbauern gibt es keinen mehr, viele Felder werden von Landwirten aus anderen Gemeinden bewirtschaftet. „Das ist insofern bedenklich, weil wir wissen, dass der Tourismus die Landwirtschaft braucht – und umgekehrt“, so Köll. Problematisch sieht er zwei Entwicklungen: „In der Nahversorgung ist es für unser 1500 Einwohnerdorf kaum möglich, das örtliche Lebensmittelgeschäft zu halten. Beim Dorfarzt haben wir das gleiche Problem. In beiden Fällen wird es die Unterstützung der Gemeinde brauchen“.

In der anschließenden Diskussion kamen viele Bereiche zur Sprache. Besonders markant war das Thema „Jugendeinrichtungen“. „Der Großteil unserer jungen Leute ist sehr engagiert. Einige wenige bringen Wirbel in die Gemeinde und wir wissen nicht so recht, wie wir damit umgehen sollten“, sagt ein Diskutant, in dessen Gemeinde sogar der Jugendtreff wieder geschlossen werden musste. „Die Eltern sind und bleiben Vorbild. Als Gemeinde kann man nur schwer aktiv werden“, glaubt ein anderer. Mehr Zivilcourage und eine bessere Vorbildfunktion der Eltern wurden gefordert.

Negativ wurde in der Diskussion die Entwicklung bei vielen Infrastruktureinrichtungen in der Region gesehen. „Was bei der Post passiert, ist für normal denkende Menschen nicht nachvollziehbar. Postwürfe und Massensendungen sind kompliziert zu versenden und erreichen dann nicht zeitgerecht die Haushalte. Probleme gibt es auch, weil die Postpartner nicht gut entlohnt sind. Wir brauchen aber gute Strukturen, für uns privat und für den Tourismus“, ärgern sich einige Teilnehmer.

Vollen Einsatz für die Anliegen der Region verspricht Bezirksobfrau Claudia Hirn-Gratl. „Unsere Aufgabe ist es, lebendige Regionen zu erhalten“, so die Forum Land-Vertreterin.

Weitere Termine:
14. Mai: Inntal und Mieminger Plateau, Gh. Post in Mieming, Beginn: 20 Uhr
4. Juni: Pitztal, Hotel Lammwirt in Jerzens , Beginn: 20 Uhr

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