Urlauber bestimmten die Preise: Eine Bilanz

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Live Quality Check-Initiatoren zufrieden - Testurlauber: Preis-Leistung im Sommer etwas überteuert - Trend zu Bewertungen

Mit Spannung erwartet wurde das Ergebnis des Live Quality Checks in Längenfeld. Mehrere Hotels und andere Beherbergungsbetriebe sowie Restaurants und Freizeitanbieter stellten Zimmer bzw. Dienstleistungen zur Verfügung. Den Preis setzte aber der Gast fest.

LÄNGENFELD (mg). Wir haben interessante und gleichzeitig unterschiedliche Rückmeldungen. Einige Hoteliers sind wahnsinnig zufrieden. Mit über 80 Prozent vom regulären Zimmerpreis, haben sie genauso viel bekommen, wie sie sich erwartet haben, so Claudia Wopfner, Geschäftsführerin von der Marketingagentur oetztal.at. Insgesamt hatten 104 Personen zusgeagt sich als Live-Quality-Checker in Längenfeld ein Bild über das Preis-Leistungs-Verhältnis im Ötztal zu machen. Neben einigen Absagen (Hochwasser, Krankheit) reisten ein paar Gäste gar nicht an.

Testpersonen aus Österreich
Der Großteil der Testpersonen kam aus Österreich (Kärnten, Wien, Niederösterreich..), vereinzelt aus Deutschland und der Schweiz. Jeweils drei Tage lang erlebten die Gäste ein reichhaltiges Erlebnisprogramm mit Übernachtung und immer blieb ihnen die Preisfindung überlassen (Ausnahme: Getränke im Restaurant). Klar, es gab ein paar schwarze Schafe, die das Angebot komplett ausgenutzt haben und Null-Budget-Urlaub machten. Daran wird das Projekt aber nicht gemessen, betont Wopfner. Überwältigt waren die Organisatoren vor allem vom Medienecho, das sich neben Zeitungs- und Radioberichten auch im Fernsehen niederschlug.

Doch wie nahmen die Testpersonen das Angebot auf? Susanne Schirl aus Gmunden reiste mit ihren Freunden nach Längenfeld und hatte von der Aktion im Internet erfahren. Die Idee ist gut, aber es ist schwierig abzuwägen, was einem die Leistung wert ist, so Schirl. Die Oberösterreicherin vergleicht die Preise im Ötztal mit jenen in ihrer Heimat und bekennt: Manche Sachen sind schon etwas teuer hier. Vielleicht sollte man überlegen, in der Zwischensaison mit dem Preis etwas runterzugehen, um damit mehr Touristen anzulocken. Das Freizeitangebot im Tal erfüllt auf alle Fälle die Erwartungen der Gruppe, wenngleich man sich überlegen sollte, spezielle Packages für junge Leute zu schnüren.

Viel mehr an Medienecho, als wir jemals geglaubt hätten.
Claudia Wopfner, GF oetztal.at

Wenig Abschläge in der Therme
Wir haben eine gute Gelegenheit gesehen, Längenfeld als Urlaubs-Destination in den Medien zu platzieren. Ich denke, dass dies durch die vielen Berichte bis nach Japan auch gelungen ist, so Bärbel Frey, Geschäftsführerin des Aqua Dome, für die die Aktion ein reiner PR-Gag war. Selbstverständlich kann diese Aktion nicht unsere künftige Vertriebsstrategie sein. Da spreche ich sicherlich für alle. Wir bieten eine erstklassige Qualität und müssen hierfür auch einen ordentlichen, fairen Preis erhalten, so Frey weiter.

Wir hatten lediglich 10 bis 20 Prozent Abschläge zu den normalen Preisen.
Bärbel Frey, GF Aqua Dome

Hingegen den Trend zu Bewertungen sieht sie klar und deutlich, wie bei den Internetportalen Holidaycheck und Tripadvisor. Hinsichtlich der Zahlungsbereitschaft der Testgäste ist die Thermenmanagerin zufrieden: In beiden Bereichen Hotel und Therme hatten wir, was mich doch erstaunt hat, lediglich 10 bis 20 Prozent Abschläge zu den normalen Preisen. Und das finde ich bei einer derart freizügigen Aktion schon erstaunlich, vor allem, weil unsere Hotelpreise derzeit doch bei 140 Euro pro Tag pro Gast liegen. Ihren Branchenkollegen sei es ähnlich ergangen, womit Frey meint, dass dies uns Längenfeldern auch das Selbstbewusstsein stärken sollte.

INTERVIEW mit Bärbel Frey, Geschäftsführerin des Aqua Dome in Längenfeld:

BEZIRKSBLATT IMST: Wie bewerten Sie die Aktion?
BÄRBEL FREY:
Wir haben uns an dieser Aktion beteiligt, da wir hier eine gute Gelegenheit gesehen haben, Längenfeld als Urlaubs-Destination in den Medien zu platzieren. Ich denke, dass das durch die vielen positiven Berichte bis hin nach Japan auch gelungen ist. Der Aqua Dome ist auch als Bauwerk mittlerweile ein Wahrzeichen von Längenfeld und war in zahlreichen Medien abgebildet. Das hat dem Ort und uns sicherlich gut getan.

Für uns war das ein reiner PR-Gag; weiter nichts. Ich habe mir ursprünglich überhaupt keine Gegenleistung erwartet, sondern die Zimmer  kostenfrei  für eine PR-Aktion zur Verfügung gestellt und den Aufwand auf Marketing gebucht.  Selbstverständlich kann diese Aktion nicht unsere künftige Vertriebsstrategie sein. Das spreche ich sicherlich für alle. Wir bieten eine erstklassige Qualität und müssen hierfür auch einen ordentlichen, fairen Preis erhalten, den nur wir selbst kalkulieren und bestimmen können.

Es ist aber auch immer interessant, wie Gäste einen  bewerten. Wenn man auf unsere Homepage geht, sieht man, dass wir unsere Besucher dies übrigens schon seit 2 Jahren - aktiv auffordern, uns nach dem Aufenthalt in Portalen wie z.B. Holidaycheck oder Tripadvisor zu bewerten und uns Anregungen mitzuteilen. Viele kleinere Betriebe haben sich mit dieser Aktion überhaupt das erste Mal einer Bewertung unterzogen. Das war sicherlich spannend. Ich bin grundsätzlich ein Fan von Bewertungen, denn nur wenn wir die Bedürfnisse unserer Gäste kennen, können wir uns langfristig kundenorientiert weiterentwickeln. Käufer und Verkäufer werden künftig sowieso immer transparenter. Da braucht man nur in You Tube oder Twitter schauen. Ob wir wolllen oder nicht, der Live-Quality-Check,  kommt sowieso&

BB IMST: Wurde das Angebot den Preis selbst zu bestimmen von den Gästen ausgenutzt?

FREY:Im Hotel wollten wir ursprünglich nur ein Zimmer für 3 Nächte zur Verfügung stellen. Da wir aber einen derartigen Ansturm hatten, haben wir gleich 4  Zimmer angeboten. Der  Hamburger Sportverein hat sein Zimmerkontingent nicht ganz ausgeschöpft, so hätten wir diese Zimmer ohnehin frei gehabt.

In der Therme hatten alle Live-Quality-Check-Gäste die Möglichkeit uns als Tagesgäste zu testen, was unglaublich gut angenommen wurde.

In beiden Bereichen Hotel und Therme - hatten wir, was mich doch erstaunt hat, lediglich 10 20 Prozent Abschläge zu den normalen Preisen. Die Gäste hatten ja auch die Möglichkeit, losgelöst von ihrem Zahlungswillen, das Preis-Leistungs-Verhältnis zu bewerten. Da haben wir sehr gut abgeschnitten, fast durchweg auf unserem Preis-Niveau. Und das finde ich bei einer derartigen freizügigen Aktion schon erstaunlich, vor allem, weil unsere Hotelpreise derzeit obwohl Zwischensaison doch bei 140 Euro pro Tag pro Gast liegen.

Ich habe mit vielen Kollegen in Längenfeld gesprochen, die ebenfalls hervorragend bewertet und bezahlt wurden. Ich denke, das sollte uns Längenfeldern auch das Selbstbewusstsein stärken.  ((Wir haben im gesamten Ötztal, aber auch und vor allem hier am Ort hervorragende Betriebe, die sich im Konzert des internationalen Tourismus nicht verstecken müssen. Natürlich gibt es bei einer solchen Aktion auch immer schwarze Schafe.

Wir hatten gerade abgereist ein Pärchen aus dem Osten Österreichs zu Gast. Der Herr hat überall in Längenfeld bereitwillig Interviews gegeben und uns am Abreisetag eine Aufstellung präsentiert, bei der er den Marketing-Wert seiner zahlreichen Interviews in Euro bewertet hat. Kurioserweise spiegelte diese Aufstellung genau seine Aufenthaltskosten wider. Kurzum: er hat außer 100 Euro für die Mitarbeiter-Trinkgeld-Kasse nichts da gelassen. Das muss man einfach unreflektiert zur Kenntnis nehmen&

BB IMST: Gab es Beschwerden von anderen Gästen, die mitbekommen haben, dass einige sich ihren Preis selbst aussuchen können?

FREY: Ich hatte eine negative Mail eines Hotel-Stammgastes aus dem Unterland, der absolut nicht verstanden hat, wie ein Qualitäts-Betrieb wie der Aqua Dome bei einer derartigen Aktion mitmachen könne. Auch einige Kollegen aus dem Tourismus haben mir hier ihren Unmut mitgeteilt. Ich kann derartige Bedenken absolut verstehen, da ich mich auch sehr oft darüber ärgere, wenn ich sehe, wie günstig in Tirol, einem Land mit bester touristischer Infrastruktur, qualitativ hochwertige Zimmer verscherbelt werden. Nur, das war nicht Ziel dieser Sache. Mit einer Hotel-Jahresauslastung von über 80 Prozent haben wir das auch gar nicht nötig. Im Vordergrund standen hier klar Presse-und Öffentlichkeitsarbeit. Mit den vielen fast durchwegs positiven Berichten, die wir hatten, wurden unsere Erwartungen übertroffen. Dies bei einer Aktion, die uns im Grunde nichts gekostet hat.  Und das sollten wir einfach so stehen lassen.

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