Die Zauberinnen mit der Lupe
Hier lebt altes Handwerk: Die Kunststopferei Pavlovsky existiert seit mehr als 130 Jahren.
INNERE STADT. Am Gewerbe des Kunststopfens ist das vergangene Jahrhundert mehr oder minder spurlos vorübergegangen: "Bei uns gibt es nicht immer neuere Maschinen", sagt Sylvia Dotal, Chefin der Kunststopferei Pavlovsky in der Predigergasse. Was es hier seit genau 136 Jahren gibt, das sind geschickte Näherinnen, riesige Lupen und Kunststopfnadeln.
Sylvia Dostal betreibt die Kunststopferei in der vierten Generation und musste selbst etwa drei Jahre lernen, bevor sie die Technik beherrschte. Beim Kunststopfen werden über Löcher und Risse in Kleidungsstücken unsichtbar Stoffstücke verwebt – diese Stücke werden dem Gewand zuvor an anderer Stelle entnommen. Jedes Kleidungsstück ist anders und die Reparatur auch immer ein kreativer Prozess. "Geduld und gute Augen braucht man auch", sagt Dostal.
Von Mäusen und Motten
Das Kunststopfen hat sich nicht verändert, auch die Menschen sind nicht geschickter geworden: "Zigaretten und spitze Absätze in der Ballsaison, Motten, Mäuse, Autotüren – Gründe für Löcher gibt es viele", sagt Dostal. Kunden hat sie deshalb genug.
"Obwohl es schon immer weniger werden", sagt sie, "viele Menschen kaufen sich billige Kleidung, wenn die kaputt ist, werfen sie sie einfach weg." Früher beschäftigte die Kunststopferei acht Mitarbeiterinnen, heute sind sie zu viert. Auch eine Filiale wurde geschlossen, geblieben ist nur die Werkstatt in der Predigergasse 3.
Spurlos verschwunden
Die Kunden, die geblieben sind, wissen die Dienste aber zu schätzen. Viele Stoffe können tatsächlich ohne sichtbare Spuren wiederhergestellt werden. "Es gibt besondere Herausforderungen, etwa ganz feine Stoffe aus zwei unterschiedlich gefärbten Garnen, bei denen der Übergang sichtbar bleibt. Das sagen wir den Kunden aber im Vorhinein."
Wenn es ein Lieblingsstück ist, wird die Reparatur aber oft trotzdem in Auftrag gegeben – und die Kunststopferinnen nehmen die Herausforderung gerne an.
Informationen über die Kunststopferei Pavlovsky gibt es online: www.kunststopferei.at
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