Nachtgastronomie und Wirtshaus
Gemischte Gefühle bei der Gastro-Öffnung in der City
Die Schanigärten füllen sich wieder. Aber längst nicht für alle Gastronomen ist die Öffnung ein Segen.
WIEN/INNERE STADT. "Das Leben ist wieder da!", sagt der 73-jährige Piet, der schon am ersten Öffnungstag am frühen Morgen seinen ersten Kaffee in einem Schanigarten am Graben getrunken hat. So geht es vielen, die jetzt die langersehnte Wiedereröffnung der Gastronomie auskosten wollen. Beim bz-Lokalaugenschein in der Inneren Stadt sind die Schanigärten schon gut gefüllt. Von der Kärntner Straße bis zum Donaukanal bietet sich ein mittlerweile eher ungewohnter Anblick: Die Gäste sitzen zusammen bei einem Kaffee oder zur Feier des Tages bei einem Glas Wein oder Bier. "Ich treffe mich noch mit meinen Freundinnen und wir werden bei einigen Lokalen vorbeischauen", berichtet die 40-jährige Julia.
Mit der Öffnung der Gastronomie blüht auch wieder das Nachtleben in der Inneren Stadt auf – zumindest bis 22 Uhr. An einem der Hotspots für Nachtschwärmer, dem Bermudadreieck, sind aber nicht alle Türen geöffnet. Patrick Höfinger, Inhaber der "Salzbar", hält weiter geschlossen. "So, wie es momentan gehandhabt wird, hat es für mich keinen Sinn, aufzusperren", sagt Höfinger. Die Bar zu öffnen, würde sich nur bei vollem Betrieb auszahlen.
"Wenn ich nur an den Tischen servieren darf und der Barverkauf nicht erlaubt ist, kann ich den Umsatz, den ich brauche, nicht machen", sagt Höfinger. Gleich ums Eck, gegenüber der Ruprechtskirche, hat die Bar "Morgans" schon den großen Schanigarten für die Gäste hergerichtet. Für Höfinger ist ein Schanigarten aber auch keine Option: "Ich darf fünf Tische vor der Tür aufstellen, mit Abstandsregel sind es nur noch drei", sagt er. "Dazu würde ich noch Kellner für drinnen und draußen brauchen und hätte dann einen noch höheren Aufwand."
Auf Hilfe angewiesen
Höfinger ist laut eigener Aussage aber ein Glücksfall: Dank einer Einigung mit der Vermieterin können seine Fixkosten im Rahmen gehalten werden. Dazu kommt noch die Hilfe, die der Unternehmer vom Staat bekommt. "Und ich hoffe, die kommt weiterhin", so Höfinger. Für den Club-Betreiber wäre nur eine Öffnung bei annähernd voller Auslastung sinnvoll. "Die 3-G-Regel halten wir gerne ein. Wir haben sogar überlegt, ob wir nicht selbst testen sollen. Aber dann müsste die Abstandsregel fallen", so Höfinger.
Die zuständige Bundesministerin Elisabeth Köstinger (ÖVP) hat den Betreibern ab Juli eine spätere Sperrstunde in Aussicht gestellt. "Die Sperrstunde allein bringt mir leider nichts, wenn ich nicht genug Gäste bewirten darf", so Höfinger.
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