Mit Buddha im Tearoom
Zu Besuch bei Jägertee, dem ältesten Teefachgeschäft Wiens
INNERE STADT. Ein zarter Duft empfängt die Besucher der Operngasse 6. Aromen aus aller Welt mischen sich in dem kleinen Laden hinter der Staatsoper, wo seit 1862 Tee verkauft wird. Bereits die liebevoll dekorierten Auslagen versprechen eine große Auswahl an Tees und Zubehör, im Inneren ist das Angebot dann auch beeindruckend. Während sich hinter der Theke große Dosen mit lose Tee befinden, der je nach Kundenwunsch händisch gewogen und verpackt wird, verlockt der Rest des Geschäfts zum Stöbern: Neben den erlesenen Tees selbst gibt es Dosen in allen Varianten, gusseiserne und tönerne Teekannen, handbemalte Tassen aus feinstem Porzellan aus Japan, Schalen und Zubehör speziell für den Matcha, Samoware – und dazwischen sitzt immer wieder ein Buddha aus Messing, Holz oder Stein. So mancher Kunde kommt allein deswegen ins Geschäft, da hier auch seltene Statuten gehandelt werden.
Eine Frage der Qualität
Vor etwas mehr als zwei Jahren hat Christoph Masin das älteste Teefachgeschäft Wiens von seinem Schwiegervater Gernot Steinmetz übernommen. In seiner Kindheit kannte er Tee – wie wohl viele von uns – nur als Beutel. Das Bewusstsein für qualitativ hochwertigen, losen Tee war in Österreich lange Zeit kaum vorhanden. Doch bei einer Teeverkostung kam er auf den Geschmack: „Wir haben mit meinem Schwiegervater 40 Tees verkostet. Dabei geht es nicht nur um den Geschmack, sondern auch Blatt, Geruch und Farbe wird genau geprüft.“ Seit diesem Erlebnis ist er fasziniert von der Fülle an Nuancen. Damit die Qualität stimmt, testet er jedes Muster, das von den Plantagen in Indien, China, Japan, Nepal oder Kenia kommt, bevor der Tee gekauft wird. Denn neben Genuss und Tradition steht Jägertee vor allem für gleichbleibend hohe Qualität.
Abwarten und Tee trinken
Verkosten kann man die Tees übrigens gleich im Tearoom nebenan. „Allein die Palette an Schwarztees ist so groß und komplex, dass für jeden etwas dabei ist. Selbst vorherige Teemuffel finden etwas und sind erstaunt darüber, wie gut Tee sein kann, “ so Masin. Seinen Tag beginnt er mit einem kräftig-aromatischen Darjeeling, gefolgt von einem Matcha. Bei diesem japanischen Grüntee wird das Teeblatt zu einem feinen Pulver zerrieben, welches mit einem speziellen Matcha-Besen ins Wasser eingeführt wird. Man trinkt also keinen Aufguss, sondern nimmt das ganze Teeblatt auf. Der edle Matcha ist bei gesundheitsbewussten Teetrinkern deswegen besonders beliebt.
Tropffreie Teekanne
Teetrinken liegt auch bei den Jungen im Trend. Jede Mode möchte Masin aber nicht mitmachen, Bubble Teas hatte er nie im Sortiment. Lieber überlegt er, was sich die Kunden wirklich wünschen: tropffreies Einschenken beispielsweise. Gemeinsam mit einem Keramikstudio hat Jägertee eine Teekanne entwickelt, die aufgrund einer speziellen Schnabelform nicht tropft. Eine weiter Besonderheit ist die Punschessenz, eine Altwiener Spezialität, die hier nach einem alten Familienrezept zubereitet wird. Durch einen Schuss Essenz kann damit aus jedem Tee ein Punsch gezaubert werden. Selbst Buddha kann da nicht widerstehen.
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