Jüdisches Museum Wien
Schaufenster thematisiert Weltausstellung von 1873
Seit Anfang Juli gibt es im Jüdischen Museum Wien ein offenes Museumserlebnis. Ein Schaufenster nimmt thematisch Bezug auf eines der Errungenschaften der Wiener Weltausstellung von 1873 – dem Israelitischen Blindeninstitut auf der Hohen Warte.
WIEN. Vor 150 Jahren waren alle Augen auf Wien gerichtet. Mit der Weltausstellung von 1873 im Prater wurde die Donaumetropole zum Nabel der Welt, bei der viele Errungenschaften der damaligen Ära präsentiert wurden.
Mit einem Museumserlebnis der etwas anderen Art – einem offenen Schaufenster – nimmt das Jüdische Museum Wien seit Juli sozusagen im Vorbeigehen thematisch Bezug auf eines dieser Pionierleistungen: das Israelitischen Blindeninstitut auf der Hohen Warte.
Vorreiterrolle in Sachen Inklusion
Die Ausstellung im Schaufenster des Jüdischen Museums Wien entstand in Zusammenarbeit mit der Hilfsgemeinschaft der Blinden und Sehschwachen Österreichs. Die älteste und größte Sehbehinderten-Selbsthilfeorganisation setzt sich dafür ein, gemeinsam mit Institutionen wie Museen eine barrierefreie Infrastruktur zu schaffen.
Der jüdischstämmige Arzt Ludwig August Frankl (1810 – 1894), selbst beinahe erblindet, hatte das Institut 1870 in Kooperation mit der Israelitischen Kultusgemeinde (IKG) und mit großzügiger Unterstützung von prominenten Mitgliedern der jüdischen Gemeinde sowie von Kaiser Franz Joseph und anderen Politikern gegründet. Das Israelitische Blindeninstitut nahm in Folge eine Vorreiterrolle bei der Inklusion sehschwacher Menschen in Österreich-Ungarn ein und betrachtete seine Arbeit als bedeutendes Zeichen.
Schaufenster-Text als Audio abrufbar
Inspiriert von seinen Reisen organisierte Frankl den ersten europäischen Kongress für Blindenbildung, der im Rahmen der Wiener Weltausstellung stattfand. Es versammelten sich Delegationen verschiedener europäischer und amerikanischer Institute in Wien, um sich zu vernetzen, bewährte Praktiken auszutauschen und sich über die neuesten Entwicklungen auf dem Gebiet zu informieren.
Ein wesentlicher Durchbruch auf dieser Konferenz war die Anerkennung der Sechs-Punkt-Brailleschrift als offizielles Schriftsystem für Blinde. Dieser Meilenstein ebnete den Weg zu einer barrierefreien Gesellschaft.
Der Text am Schaufenster ist über einen QR-Code als Audio abrufbar. Zusätzlich befindet sich an der Museumskasse in Braille-Schrift ein längerer Text, der auch im Museumsblog zu lesen ist. Das Jüdische Museum Wien lädt alle Interessierten herzlich ein, das neue Schaufenster zu besuchen und sich von den wechselnden Themen inspirieren zu lassen.
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