Tuchlauben: Bald ohne Radfahrer
Die Fußgängerzone Tuchlauben sorgt derzeit für reichlich Gesprächsstoff. Nachdem die Zone während Umbauarbeiten für Radfahrer gesperrt war, gibt es nun eine Forderung der Bezirksvorstehung dies dauerhaft durchzusetzen.
INNERE STADT. Von März 2013 bis Ende dieses Jahres kam es in der Umgebung Bognergasse, Seitzergasse, Tuchlauben bis zur Steindlgasse zu einer Rundumerneuerung der Straßenzüge. In der Zeit während dieser Umbauten durften Radfahrer nicht durch die Fußgängerzone Tuchlauben fahren, welche vor der Sperre von Radlern vor allem als Querverbindung durch den ersten Bezirk genutzt wurde.
Sperre für Radfahrer soll bleiben
Nun pocht Bezirksvorsteherin Ursula Stenzel darauf, diese Regelung auch weiterhin aufrecht zu erhalten: „Fußgängerzone muss Fußgängerzone bleiben. Gerade in der Fußgängerzone Tuchlauben herrscht höchste Frequentierung der Passanten und sie befindet sich in einem unmittelbaren Kerngebiet des Bezirkes, ähnlich wie am Kohlmarkt, wo ja auch keine Radfahrer zugelassen sind. Es geht hier um die Sicherheit der Fußgänger und nicht darum, zwanghaft Begegnungszonen zu erschaffen. Durch die Zulassung von Radfahrern in Fußgängerzonen kommt es zu einer Verunsicherung beider Gruppierungen, sowohl der Geher als auch der Radler. Deshalb mache ich mich dafür stark, dass die Fußgängerzone Tuchlauben nach dem Ende der Bauarbeiten in dem Gebiet weiterhin exklusiv für Fußgänger zur Verfügung steht. Ein Mehrheitsantrag dazu ist bereits beim Bezirksparlament eingereicht worden.“
Anrainer M. Cerny ist auf der Seite der Bezirksvorsteherin: „Die Fußgängerzone sollte nur für Fußgänger sein. Ich hätte aber nichts dagegen wenn es einen gekennzeichneten Radweg durch den Tuchlauben gäbe.“
Ein Mitarbeiter eines angrenzenden Geschäftes sieht die Sache ähnlich: „Ich bin generell dafür die Sperre für Radfahrer aufrecht zu erhalten, allerdings mit einer Ausnahme. Zur Zeit des Lieferverkehrs der umliegenden Geschäfte hätte ich nichts dagegen, wenn auch die Radfahrer durchfahren dürften.“
Entgegenkommen für ein sicheres Miteinander
Alexander Hirschenhauser, Klubobmann der Grünen im ersten Bezirk, vertritt einen anderen Standpunkt: „Die Co- Existenz von Fußgängern und Radfahrern am Tuchlauben funktioniert seit 15 Jahren hervorragend und es sind mir auch keine Unfälle bekannt. Warum sollte man diese Regelung nun plötzlich dauerhaft ändern? Der Weg über den Tuchlauben und in Verlängerung über den Kohlmarkt ist für Radfahrer eine wichtige Durchfahrt, ohne die sie einen großen Umweg auf sich nehmen müssen um den ersten Bezirk zu queren. Im Gegensatz zu Autofahrern, wirken sich Umwege für Radler auch stark auf die zu leistende Muskelkraft des Fahrers aus. Selbstverständlich ist es wichtig aufeinander Rücksicht zu nehmen. Ich bin selbst Radfahrer und halte mich immer an den Grundsatz die schwächsten Verkehrsteilnehmer besonders zu schützen, in diesem Fall die Fußgänger. Wir von den Grünen streben danach die Straßen der Stadt so zu gestalten, dass man möglichst oft auf das Auto verzichten kann und versuchen daher sowohl Fußgängern als auch Radfahrern gleichermaßen entgegenzukommen."
„Mir ist es eigentlich relativ egal, ob Radfahrer hier durchfahren dürfen oder nicht, da sie es wahrscheinlich auch trotz eines Verbotes machen würden. Ich habe da nichts dagegen, solange sie auf die Fußgänger aufpassen und mit mäßiger Geschwindigkeit unterwegs sind", schließt sich ein Anrainer der Meinung von Hirschenhauser an.
Veranlassung zu Maßnahmen nur bei konkreten Problemen
Die Beauftragte für FußgängerInnen der Stadt Wien, Petra Jens, sagt dazu: „Generell funktioniert das Miteinander von Fußgängern und Radfahrern in für Radfahrer geöffneten Fußgängerzonen recht gut. Wenn es dennoch zu Problemen kommt, muss man sich anschauen woran diese liegen und entsprechende Maßnahmen treffen. Z.B. kann es aufgrund von baulichen Verschmälerungen einer Straße zu Platzmangel kommen, was wiederum zu einem zu knappen Vorbeifahren der Radler an Passanten führt. Man darf aber trotzdem nicht vergessen, dass es sinnvoll ist auf Straßen, wozu Fußgängerzonen ja auch zählen, jegliche zur Verfügung stehenden ökonomisch- und umweltfreundlichen Verkehrsmittel zu nutzen, inklusive des Rades.“
Du möchtest selbst beitragen?
Melde dich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.
1 Kommentar
Du möchtest kommentieren?
Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.