Covid19
Wie steht es in Zeiten von Corona um die Stadthotellerie?
Lockdown und Reisewarnungen sorgen für Umsatzrückgänge. Im Sacher mussten bereits 100 Angestellte gehen.
INNERE STADT. Mit Reisewarnungen, dem neuerlichen Lockdown und unsicheren Reisebedingungen in Österreich hat die Hotellerie derzeit stark zu kämpfen. Nicht nur die kleinen Betriebe trifft es schwer, auch etablierte, weltweit bekannte Hotels wie das Sacher müssen aus dem verhunzten Jahr Konsequenzen ziehen.
"Der Lockdown hat uns voll erwischt, dennoch unterstützen wir die Maßnahmen der Bundesregierung. Mut statt Wut ist das Motto. Wir nutzen diese Krise, um das Richtige zu tun und über Neues nachzudenken", sagt Sacher-Geschäftsführer Matthias Winkler. "Im ersten Lockdown haben wir zum Beispiel die Sacher-Séparées erfunden und unsere Suiten zu Restaurants für den kleinen Kreis umfunktioniert", erzählt Winkler. Damit nicht genug: Erst vor Kurzem wurde ein eigener "Sacher-Drive-in" geschaffen.
Die Ideenschmiede soll damit aber nicht stillgelegt werden. "Der Austausch mit Kollegen erfolgt in Wien, in Österreich und international. Wir diskutieren über Ideen, Perspektiven und darüber, was wir alle gemeinsam noch besser machen können. Es ist wirklich schön, zu sehen, wie die Branche in der Krise zusammenhält", zeigt sich Winkler von seinen Kollegen begeistert.
100 Mitarbeiter entlassen
Zwar wurden im Lockdown neue Ideen geboren, den immensen Umsatzrückgang konnte man dadurch aber nicht wettmachen. "Knapp 100 Kolleginnen und Kollegen mussten uns verlassen. Wir versuchen, mit ihnen in Kontakt zu bleiben, und kämpfen darum, sie wieder zurückzuholen, sobald die wirtschaftliche Lage dies zulässt", so Winkler. Auch die Unterstützung des Bundes konnte daran nichts ändern und der Winter wird vermutlich auch keinen Aufschwung bringen. Der Dezember ist normalerweise einer der umsatzstärksten Monate, er wird heuer aber eher mau ausfallen.
Konkrete Planung unmöglich
Auch was die Zukunft angeht, hängt man im Sacher ein wenig in der Schwebe: "Eine konkrete Planung ist unmöglich. Ein Szenario ist sicherlich, dass mit einer Impfung wieder Sicherheit und Zuversicht entstehen können, dann ist ein Aufwärtstrend möglich und auch wahrscheinlich", erklärt Winkler. In Zahlen rechnet man etwa mit 35 Prozent des Vorjahresumsatzes. Dieter Steup, der die Wirtschaftskammer in der Inneren Stadt vertritt, schließt sich dieser Einschätzung an: "Die Stadthotellerie leidet besonders unter diesen Umständen. Hier sind Umsatzrückgänge von bis zu 70 Prozent zu verzeichnen", so Steup.
Trotz aller Einbußen zeigt Winkler Verständnis für die Maßnahmen zur Eindämmung der Infektionszahlen: "Die Gesundheit aller Menschen muss oberste Priorität haben, die Wirtschaft kann nur funktionieren, wenn auch unser Gesundheitssystem funktioniert und nicht überlastet ist."
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