Nach rundem Tisch
Wie es mit dem Lueger-Denkmal weitergeht
Die Stadt will dem Lueger-Denkmal einen künstlerischen Kontext verpassen. Der Bezirk begrüßt die Maßnahme.
WIEN/INNERE STADT. Die Diskussion rund um das Karl-Lueger-Denkmal auf dem gleichnamigen Platz hat heuer wieder an Fahrt aufgenommen. Im Frühjahr wurde bekannt, dass ein runder Tisch über die weitere Zukunft des Denkmals entscheiden sollte. Dazu waren Vertreter aus Kunst, Politik und verschiedenen Initiativen geladen, um sich über dieses heikle Thema auszutauschen.
Dass die Statue nicht so bleiben kann, wie es derzeit der Fall ist, war schon im Vorhinein klar. Kulturstadträtin Veronica Kaup-Hasler (SPÖ) hatte bereits im Vorfeld Maßnahmen angekündigt. Wie diese aussehen sollten, war allerdings unklar.
Künstlerischer Kontext
Jetzt wurde ein Entschluss gefasst: Die Lueger-Statue bleibt, soll aber einen künstlerischen Kontext verpasst bekommen. Die stadteigene Gesellschaft "Kunst im öffentlichen Raum" (KÖR) wurde damit beauftragt, sich um eine Ausschreibung zu kümmern, mit der aber vermutlich erst nächstes Jahr zu rechnen ist. Die tatsächliche Umsetzung könnte 2023 erfolgen.
Was die Beschmierungen des Denkmals angeht, so werden diese vorerst bleiben. Das hat einen recht pragmatischen Grund: Eine Reinigung würde sich vonseiten der Stadt Wien nicht auszahlen, wenn der Sockel oder die Statue ohnehin in zwei Jahren bearbeitet werden. Außerdem müsse noch geklärt werden, was im Sinne des Denkmalschutzes möglich ist.
Gemischte Reaktionen
Die Reaktionen aus der Wiener Stadtpolitik ließen nicht lange auf sich warten: Ursula Berner, Kultursprecherin der Grünen Wien, schlägt zum Beispiel vor, die Statue zu entfernen und zusammen mit anderen Persönlichkeiten aus Luegers Zeit in einem Skulpturengarten unterzubringen. "Dort gäbe es die Chance, Lueger im Kontext seiner Zeit darzustellen. Das wäre eine Möglichkeit, den von ihm entwickelten politischen Populismus zu thematisieren und seine radikalen, antisemitischen Forderungen kritisch zu beleuchten“, so Berner.
Bezirkschef Markus Figl (ÖVP) begrüßt hingegen die geplanten Maßnahmen der Stadt Wien, betont aber, "dass ein respektvoller Umgang im Vordergrund stehen muss". Und weiter: "Das historische Gedenken, wie es uns im Lueger-Denkmal begegnet, gilt dem verdienstvollen Bürgermeister und den sozialen Fortschritten seiner Zeit, nicht jenem Politiker, der sich des politischen Antisemitismus bedient hat." Deswegen verdiene das Denkmal auch eine differenzierte Betrachtung. Den künstlerischen Kontext, der in den kommenden Jahren gesetzt werden soll, begrüßt der Bezirkschef jedenfalls.
Das könnte dich auch interessieren:
Du möchtest selbst beitragen?
Melde dich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.
Kommentare
Du möchtest kommentieren?
Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.