Lockdown, Schule, Ferienbetreuung,
Sind die Bildungsdefizite noch aufholbar?
Seit März 2020 befinden sich die österreichischen Schulen in einem ungewissen Spagat zwischen Distance - Learning, Hybridunterricht und Präsenzunterricht. Diese Ungewissheit stellt für viele Schülerinnen und Schüler eine Herausforderung dar. Besonders für angehende Maturanten und Maturantinnen ist diese ungewisse Situation eine große Hürde für eine erfolgreiche Vorbereitung zur Reifeprüfung, wie Daniela Klein - Schülerin in einem Wiener Gymnasium - darlegt.
Wie gehen die Schülerinnen und Schüler mit diesen herausfordernden Situationen um und wie gestalten sie ihren Alltag zwischen ständig neuen Verordnungen und Stoffaufholen? Dazu haben wir mit Daniela Klein, die sich aktuell im Schreibprozess ihrer vorwissenschaftlichen Arbeit befindet, gesprochen. „Wir haben das Gefühl, dass die Schulen in den Medien immer stark präsent sind, die Maßnahmen jedoch hauptsächlich politisch geprägt sind und wir Schülerinnen und Schüler nicht zu Wort kommen“ sagt Daniela Klein. Der erste Lockdown habe bei ihrer Klasse zu großen Wissensrückständen geführt, da die meisten Lehrer und Lehrerinnen für einen Onlineunterricht nicht vorbereitet waren. Vieles mussten sie sich selbst erarbeiten und das sei gerade in der Oberstufe nicht immer einfach gewesen.
„Das Distance – Learning ist aber im Laufe der Zeit immer besser geworden und heute profitieren wir von der gezwungenen Digitalisierung und sind jederzeit bereit wieder ins Distance – Learning überzugehen“ meint Klein. Ihre Klasse sei im aktuellen vierten Lockdown geschlossen zu Hause und arbeite mit den Lehrerinnen und Lehrern über Microsoft – Teams und das funktioniere gut. Das soziale Leben fehle aber bereits am zweiten Tag sehr, denn vor allem Kinder und Jugendliche sind von den einschränkenden Maßnahmen besonders betroffen.
Schulen bald wieder zu?
Studien zeigen, dass gerade junge Menschen unter den sozialen Einschränkungen der wiederkehrenden Lockdowns leiden, weshalb in Österreich die Schulen, laut Bildungsminister Heinz Faßmann, weiterhin offen bleiben sollen. Angesichts der stark steigenden Infektionszahlen ist jedoch auch dies abermals ungewiss. Vor allem Eltern in systemrelevanten Berufen ohne Homeoffice beklagen diese Ungewissheit. Julia Wirsing – Ärztin in Wien – meint, dass es für sie unmöglich sei zu Hause zu bleiben und sie hoffe, dass die Klasse ihres Sohnes nicht in Quarantäne muss. Sollte dies der Fall sein, dann müsse auch sie zu Hause bleiben und es fehle eine essenzielle Fachkraft im Krankenhaus. „Es ist ein Teufelskreis und die Impfung sei der einzige Ausweg, daher geht bitte impfen“ appelliert Wirsing. Eine weitere Phase des E-Learnings würde ihr sieben Jahre alter Sohn nicht schaffen. „Viele stellen sich das Internetlernen ganz einfach vor. Laptop an und das Kind ist den Vormittag beschäftigt“ sagt Wirsing. Die erste Hürde bestehe bei Volksschulkindern aber bereits beim Hochfahren des Computers und beim Einrichten der Lernplattform. Von der Aufmerksamkeitsspanne sei noch gar nicht gesprochen worden.
Wissenslücken in den Ferien aufholen?
Experten und Expertinnen stellen sich nun die Frage, wie die in den letzten beiden Jahren entstandenen Wissenslücken wieder geschlossen werden können. Hierbei spielen Lernangebote in den Sommerferien eine zentrale Rolle. Neben den Wiener City-Summer-Camps bieten auch einige andere Organisationen Lern- und Sportprogramme an.
Feriencamps
Brainsports veranstaltet bereits seit 2004 erfolgreich Feriencamps in den Sommer- und Osterferien unter dem Leitsatz „Lernen macht Spaß“. Am Vormittag wird in Kleingruppen gelernt und am Nachmittag gibt es ein actionreiches Sportprogramm für alle Schülerinnen und Schülern von 6 bis 16 an drei Standorten: Wien, Zell am See und in Millstatt. In Zell am See wurde mit dem größten Jugendhotel, dem "Club Kitzsteinhorn" der Familie Pecile ein - den Qualitätsansprüchen entsprechender - Kooperationspartner gefunden.
„Wir wollen die Freude, die Motivation und den Spaß am Lernen wieder wecken und unseren Brainies eine unvergessliche, aber auch lehrreiche Zeit ermöglichen. Wenn ein Brainy im folgenden Jahr wieder kommt, dann ist das die größte Bestätigung und zeigt uns, dass sich der Einsatz auszahlt“ meint der pädagogische Leiter und Lehrer Constantin Haider.
Ob diese außerschulischen Angebote der Kinder- und Jugendförderung die Versäumnisse des Staates hinsichtlich der Schulbildung ausbügeln können ist ungewiss, aber ein Versuch ist es allemal wert.
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