Theaterkritik
Und zweitens als man denkt

Ein großartiges Trio: Maria Astl, Dominik Kaschke und Edwin Hochmuth in „Trennung für Feiglinge“.  | Foto: Kellertheater
  • Ein großartiges Trio: Maria Astl, Dominik Kaschke und Edwin Hochmuth in „Trennung für Feiglinge“.
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  • hochgeladen von Christine Frei

Das Kellertheater begeistert mit einer neuen rasant wahnwitzigen Boulevardkomödie

In Frankreich sind seine Stücke längst Dauerbrenner, hierzulande ist der 1974 in Paris geborene Autor, Regisseur und Schauspieler Clément Michel freilich noch weitestgehend unbekannt, auch wenn sich seine 2011 uraufgeführte Komödie „Une semaine, pas plus“, die in der deutschen Fassung etwas plakativer in „Trennung für Feiglinge“ umbenannt wurde, in der Zwischenzeit zu einem veritablen internationalen Erfolg entwickelt hat. Tatsächlich versteht sich auch dieser französische Autor ganz wunderbar darauf, jene bitterbösen Abgründe, die sich bei emotional auslaufenden Beziehungen so auftun können, furios auf die Spitze zu treiben.

Die zugegebenermaßen nicht ganz unheiklen LKW-Überrollungsfantasien, die Paul im Traum anfliegen und denen er sich sogar im Halbschlaf lustvoll hinzugeben pflegt, sind jedenfalls Indiz genug, dass Paul der Beziehung mit Sophie am liebsten sofort entfliehen möchte. Doch wie er seinem besten Freund Martin natürlich sofort eingestehen muss, fehlt ihm dazu eine ganz wesentliche Eigenschaft: Mut. Wie sich etwas später zeigen wird, freilich nicht nur ihm. Denn Feigheit ist eben nicht nur eine rein männliche, sondern wohl eher eine allgemein menschliche Domäne. Und die ist natürlich um keine Finte verlegen. Damit man also gar nicht erst in die Verlegenheit kommt, dem anderen die eigene, vielleicht gar nicht so eindeutige Gefühlsgemengelage zuzumuten, trachtet man also schlaumeierisch eher danach, die Initiative für das finale Beziehungsaus dem jeweils anderen mundgerecht zuzuschieben.

So weit der Plan, den in diesem Fall Freund Martin für Paul umsetzen soll. Also fingiert er kurzerhand den Unfalltod von Martins Mutter und quartiert den vermeintlich trauernden Freund kurzerhand in der Wohnung der beiden ein. Überhaupt geriert sich Paul in seiner sprichwörtlichen Trennungswut zu Beginn wie ein richtiges Ekel. Doch es sind natürlich auch hier die Kehrtwendungen, die diese wechselseitig angelegte Ménage à trois letztlich zum Implodieren bringen wird.

Dem einstigen Theater praesent-Mitbegründer Florian Eisner gelingt mit „Trennung für Feiglinge“ jedenfalls eine rasant pointierte Inszenierung mit einem fabelhaften Ensemble: Edwin Hochmuth spielt seinen Paul mit überzeugender Verve, Maria Astl kehrt als feinsinnig liebenswürdige Sophie irgendwann ihre Sehnsüchte hervor, und Dominik Kaschke lässt sich als Martin ebenfalls nicht ganz uneigennützig vor diesen verfahrenen Beziehungskarren spannen. Alexia Engls mit zahllosen Büchern vollgeräumte Bühne zeigt zudem eindrucksvoll, warum es in Beziehungen zuweilen eng werden kann. Ein kurzweiliger, ungemein amüsanter Theaterabend.

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