Stadtteilarbeit
Bereichsleiter Paul Klumpner im Bezirksblatt-Gespräch

Paul Klumpner und Lydia Rudigkeit leiten die ISD Stadtteilarbeit.  | Foto: Michael Steger
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Paul Klumpner ist Geograf und hat sich auf den Bereich soziale Stadtteilentwicklung spezialisiert und war anfangs für den Stadtteiltreff in der Reichenau zuständig. Seit zwei Jahren ist er Bereichsleiter der Stadtteilarbeiter der ISD. Mit den BezirksBlätter spricht er über die Entwicklung der Stadtteilarbeit. 

BezirksBlätter: Im vergangenen Jahr hat die Stadtteilarbeit mit der Stadtteiltour sehr viele Menschen erreicht, seit wann gibt es denn eigentlich die Stadtteiltreffs?

Paul Klumpner: Angebote für Stadtteile und Nachbarschaften gibt es bereits seit über 20 Jahren. In den Sozialzentren der Innsbrucker Sozialen Dienste (ISD) wurde in einigen Stadtteilen ein ähnliches Angebot umgesetzt. In der aktuellen Form gibt es die Stadtteilarbeit seit 2017. Als Neustart kann die Gründung des Stadtteilzentrums in Wilten gesehen werden. 2020 wurden die ehemaligen Sozial- und Stadtteilzentren zusammengeführt und arbeiten jetzt als Stadtteiltreffs in neun Stadtteilen. Zusätzlich gibt es in weiteren Stadtteilen Kontaktbüros "Leben im Alter" und die mobile Sozialarbeit für ältere Menschen, die nicht mehr mobil sind und ihre Angehörigen.

Was hat sich konkret in den vergangenen Jahren verändert?
Zuvor gab es den Fokus auf bestimmte Zielgruppen. Jetzt arbeiten wir mit allen Akteuren zusammen. Privatpersonen genauso wie Vereine, lokale Gewerbetreibende und Institutionen. Wir haben also das ganze Quartier im Blick. Die Stadt hat die Entscheidung getroffen, dass diese Arbeit ein wichtiges Standbein ist. Daher sind auch die Ressourcen dafür gestiegen. In den vergangenen vier Jahren ist unser Team gewachsen. Wir haben jetzt gut 20 Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen, die vor Ort organisieren, Projekte umsetzen und Menschen begleiten. Dinge wie die Stadtteiltour, die uns sichtbar macht, waren jetzt auch dank einer guten Zusammenarbeit mit dem Innsbruck Marketing möglich, wir haben aber natürlich weiterhin Luft nach oben.

Stadtteilkoordinator Clemens Maaß lud im September zur feierlichen Eröffnung des neuen Stadtteiltreffs im Campagne-Areal. | Foto: Michael Steger
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Was passiert in den Stadtteiltreffs? 
Ganz simpel gesagt, sind es Räume für Menschen, die sich für ihre direkte Umgebung engagieren wollen. Wenn ich eine ehrenamtliche Hausaufgabenbetreuung, einen Lese- oder Spieleabend für die Nachbarschaft organisiere, braucht es Räume. Die haben wir und können sie unter gewissen Kriterien vergeben. Das Ziel ist es, dass es einen Ort gibt, wo sich Menschen, Institutionen, Akteure für ihren Stadtteil engagieren. Der Großteil der Veranstaltungen wird nicht von uns organisiert, wir begleiten aber und helfen bei der Bewerbung, denn es geht nicht nur um die Umsetzung, es braucht auch Menschen, die das Angebotene nutzen.

Die Stadtteiltreffs bieten auch einen Raum für Diskussionen, was ist die Intention dahinter?
Wir haben ganz viele Themen, die heiß diskutiert werden, das weißt du besser oder genauso gut wie ich und das ist auch gut so. Wichtig ist, dass dieser Austausch auf Augenhöhe passiert. Es gibt einen gesellschaftlichen Wandel und Menschen diskutieren in sozialen Netzwerken in ihren Filterblasen. Wir wollen einen Rahmen für Austausch schaffen, gerade zwischen Menschen, die sich sonst nicht begegnen würden.

In den Stadtteiltreffs können Politiker auch in den sachlichen Austausch mit den Anrainern gehen.  | Foto: Michael Steger
  • In den Stadtteiltreffs können Politiker auch in den sachlichen Austausch mit den Anrainern gehen.
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Kannst du mir ein Beispiel nennen wo, das konkret sichtbar wurde?
Wir haben beispielsweise in der Reichenau einen Stadtteilspaziergang gemacht, der vom dortigen Schützenkompanie-Hauptmann geführt wurde. Durch das neue Campagne-Areal ziehen aktuell viele junge Familien und neue Nachbarn mit vielfältigen Hintergründen ins Quartier. Wenn ein alt eingesessener neue Bewohner willkommen heißt und ihnen "seine Welt" zeigt und gleichzeitig ein Austausch stattfindet, dann sind das die gelungensten Veranstaltungen, weil teilweise künstliche Grenzen, die in sozialen Medien aufgezogen werden, durchbrochen werden.

Gibt es noch andere Aufgaben, die im Stadtteiltreff wahrgenommen werden?
Wir sammeln Themen, die im Stadtteil relevant sind und geben sie an Ämter und die Politik weiter. Es gibt auch Veranstaltungen, bei denen die Verwaltung oder Politik in die Stadtteile kommt und sich dort mit Bürgern austauscht. 

Die Stadtteiltreffs sind weiterhin auch ein guter Treffpunkt für ältere Menschen. Doch auch für jüngere Menschen steigt das Angebot. | Foto: Michael Steger
  • Die Stadtteiltreffs sind weiterhin auch ein guter Treffpunkt für ältere Menschen. Doch auch für jüngere Menschen steigt das Angebot.
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Es gibt politische Kräfte in der Stadt, die den Vorwurf gemacht haben, in den Stadtteiltreffs würde Parteipolitik gemacht werden, zum Beispiel beim Tempo 30, was kannst du da entgegnen?
Wir haben mit der Politik, parteiübergreifend, Raumnutzungskriterien vereinbart. Beispielsweise sind rein parteipolitische Veranstaltungen und jegliche Form der Religionsausübung in den Stadtteiltreffs nicht möglich. Dafür gibt es andere Orte. Was schon passieren soll, ist, dass zu Themen, die, die Menschen bewegen, wie beispielsweise der Verkehr, Diskussionen stattfinden können. Wenn der Impuls von einer Partei kommt, ist das Okay, sofern alle Parteien und Interessierten eingeladen sind, sich zu beteiligen. Darüber hinaus ist es selbstverständlich, dass gewählte Politiker mit der entsprechenden Ressortzuständigkeit, die in einen fachlichen, inhaltlichen Austausch mit den Bürgern gehen wollen, die Stadtteiltreffs dazu nutzen können.

Ist man als Stadtteiltreff auch teilweise der städtische Ersatz zu Vereinen am Land?
Unser Job ist es, alle Akteure zu unterstützen, die sich für das Gemeinwohl im Stadtteil einsetzen. Die Vereine, die es in manchen Stadtteilen vermehrt, in anderen weniger gibt, sind Partner, die wir stärken wollen und mit denen wir auch zusammenarbeiten. Gleichzeitig gibt es aber auch eine größere Gruppe an Menschen, die zu klassischen Institutionen nicht den Bezug haben. Es gibt ein neues Ehrenamt, das stark auf Flexibilität setzt, wo sich Leute auch nur einmal engagieren können, zum Beispiel beim Stadtteilfest Bierbänke tragen und dann wieder verschwinden können, ohne dass das System zusammenbricht. Für solche Menschen können wir den Rahmen setzen. Es ist also kein entweder oder, sondern ein sowohl als auch. 

Paul, vielen Dank für das Gespräch. 

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