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Was leisten die Böden im Wald und Moor für uns?

Moore sind nicht nur einzigartige Lebensräume, sondern auch Kohlenstoffspeicher und sorgen für ein besseres Klima. | Foto: Sebastian Frölich
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  • Moore sind nicht nur einzigartige Lebensräume, sondern auch Kohlenstoffspeicher und sorgen für ein besseres Klima.
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In Tirol sind neben den land- und forstwirtschaftlich genutzten Bodenflächen vor allem die Böden im Wald und die Moore von großer Bedeutung. Clemens Geitner ist Teil der Arbeitsgruppe Boden und Landschaftsökologie an der Universität in Innsbruck und erforscht derzeit die Auswirkungen der Waldbewirtschaftung auf die Waldböden und die Speicherung von Kohlenstoff in Mooren.

TIROL. Was leisten unsere Böden in Tirol? Diese Frage stellt sich auch die Arbeitsgruppe Boden und Landschaftsökologie an der Universität Innsbruck. Clemens Geitner untersucht derzeit die Bodenfunktionen von Wäldern und beschäftigt sich mit Mooren. Was diese zwei Ökosysteme alles leisten, hat er mir erzählt.

Nicht nur Totholz, sondern auch kleine Hölzer, Nadeln oder Baumrinde sorgen dafür, dass der Waldboden mit Nährstoffen versorgt wird.  | Foto: Daniel Schmid
  • Nicht nur Totholz, sondern auch kleine Hölzer, Nadeln oder Baumrinde sorgen dafür, dass der Waldboden mit Nährstoffen versorgt wird.
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Die veraltete Streunutzung

Die sogenannte Streunutzung ist eine alte traditionelle Praxis, bei der alles, was lose am Waldboden liegt oder wächst (wie zum Beispiel Blätter, Zapfen, Nadeln oder Rindenstücke, aber auch Kräuter) abgetragen wurde. Dieses Material wurde als Einstreu für den Stall verwendet oder es wurde damit Düngemittel herstellt. Dies hat dazu geführt, dass der Waldboden ziemlich kahl wurde und damit die Abflussprozesse deutlich stärker waren. Deshalb werden in einem aktuellen Projekt, bei dem Clemens Geitner mitwirkt, konkrete Experimente durchgeführt, wie sich diese Streunutzungen in bestimmten Waldtypen ökologisch auswirken. Vor allem soll gezeigt werden, wie stark der Einfluss dieser Streunutzung auf die Hochwasserentstehung ist.

So sieht ein gesunder Waldboden aus - ganz "unaufgeräumt". | Foto: Florian Haun
  • So sieht ein gesunder Waldboden aus - ganz "unaufgeräumt".
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Der Wald muss sich selbst erhalten

Da es für die Nährstoffversorgung des Waldes besser ist, wenn Material wie Nadeln, Blätter oder Rinde einfach liegen bleiben, wird die Streunutzung seit einigen Jahrzehnten kaum mehr durchgeführt.

"Aber es braucht auch seine Zeit, damit sich diese Böden, von denen man seit Jahrzehnten viel herausgenommen hat, wieder erholen können",

erklärt Clemens Geitner. Wird der Waldboden nicht "aufgeräumt" bedeutet das auch, dass er nährstoffreich bleibt. Im Gegensatz zur Landwirtschaft wird im Wald nicht gedüngt, das heißt, das System muss sich selbst erhalten, und wenn man das ganze Material wegnimmt, dann fehlt dem Wald etwas. Totholz soll zu einem gewissen Teil im Wald gelassen werden, denn daraus können wieder Nährstoffe entstehen und es verlangsamt den Abflussprozess. Auch wenn man das Material aus Wäldern nicht abtragen soll, müssen sie doch bis zu einem gewissen Grad gezielt bewirtschaftet werden, damit sie ihre wichtige Schutzfunktion behalten. Ansonsten überaltern die Wälder und brechen teilweise auch zusammen. Vor allem im Umfeld von Innsbruck hat der Wald eine wichtige Schutzfunktion vor Naturgefahren.

Wald und Waldböden bilden zusammen eine ökologische Einheit. Der geringe Anteil des Humus in diesem Boden bei Baumkirchen kann mit der vergangenen Streunutzung zusammenhängen. | Foto: Clemens Geitner
  • Wald und Waldböden bilden zusammen eine ökologische Einheit. Der geringe Anteil des Humus in diesem Boden bei Baumkirchen kann mit der vergangenen Streunutzung zusammenhängen.
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Der Waldboden als Wasserspeicher

Bei dem aktuellen (Boden-)Projekt von Clemens Geitner wird u.a. untersucht, wie stark der Waldhumus und der Boden Wasser aufnehmen kann beziehungsweise wie schnell er das Wasser wieder abgibt. Diese Bodeneigenschaft kann nämlich dazu führen, dass Hochwasser vermieden bzw. die Abflussspitzen reduziert werden. 

"Wie gut oder schlecht der Waldboden Wasser aufnehmen kann, hängt davon ab, wie belebt der Boden ist, wie viel Poren er hat oder wie locker er ist",

weiß Clemens Geitner. Es wird derzeit auch an den unterschiedlichsten Böden untersucht, wie schnell sie austrocknen, da bei zu trockenem Boden das Wasser nur verzögert eindringen kann. 

Im Karwendelgebiet befinden sich einige Moorlandschaften, hier zu sehen ist das Raberskopfmoor. | Foto: O. Leiner
  • Im Karwendelgebiet befinden sich einige Moorlandschaften, hier zu sehen ist das Raberskopfmoor.
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Moore sind Klimaschützer

Eine weitere wichtige Funktion des Bodens ist auch die Speicherung von Kohlenstoff und das tun vor allem Moore. Bei den Forschungen von Clemens Geitner soll herausgefunden werden, wie viel die Moore in Tirol davon speichern und vor allem wie lange. Je mehr von dieser organischen Substanz im Boden gespeichert wird und je länger diese auch im Boden bleibt, desto länger dauert es, bis sie wieder in die Atmosphäre kommt und dort als CO₂ den Klimawandel aktiviert. 

"Ein natürliches Moor ist in der Regel so feucht, dass der Kohlenstoff lange drin bleibt",

so Clemens Geitner.

Moorrenaturierung: Durch Aufstauung mittels Lärchenbrettern konnte das Wasser zurück in die Moore fließen. | Foto: Haselwanter
  • Moorrenaturierung: Durch Aufstauung mittels Lärchenbrettern konnte das Wasser zurück in die Moore fließen.
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Der Konflikt zwischen Moor und Landwirtschaft

Moore sind aber über Jahrhunderte kultiviert worden, um sie wirtschaftlich nutzen zu können, das heißt, sie sind entwässert worden und sobald sie trocken sind, wird der gespeicherte Kohlenstoff frei und es entstehen große CO₂ Quellen.

"Diese Quellen sollte man eigentlich wieder stoppen, was bedeuten würde, dass man die Flächen wieder verwässern muss",

erklärt Clemens Geitner. Und das bedeutet, aus landwirtschaftlichen Flächen werden wieder Moore. Die Frage ist also: Wie kann das mit der Landwirtschaft vereint werden, beziehungsweise gibt es eine Form, die Moore zu bewirtschaften? Genau dies untersucht Clemens Geitner mit seiner Forschungsgruppe:

"Der Idealfall ist, dass die Flächen so feucht bleiben, dass die den Kohlenstoff behalten, aber trotzdem wirtschaftlich genutzt werden können.  Beispielsweise kann Schilf oder Rohrkolben abgebaut werden, nutzbar als Dämmmaterial, oder Moose, aus denen Blumenerde hergestellt werden kann."

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