Frei im Theater
Wes Anderson im Großen Haus

Frei im Theater | Foto: Frei
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Wenn man kaum mehr nachkommt mit Schauen und Studieren der vielen Details, wenn einem phasenweise nur noch der Mund offenbleibt angesichts so viel geballter Kreativität, so man nicht gerad leise in sich hineinkichert, um nur ja die schwelgend schönen Rezitative und Arien nicht zu stören, dann ist das – ja, eine ungemein zeitgemäße Aneignung einer Barockoper. Was im Übrigen nahezu das gesamte Premierenpublikum begeisterte (offenbar waren die Wes Anderson-Fans in der Überzahl): Der einzige Buhrufer und das fast schon berührend zarte Echo an seiner Seite saßen hinter mir und wirkten in ihrer nahezu entrückten Verzweiflung darüber, dass sie so gar nicht durchkamen mit ihrer Entrüstung, eher wie ein Teil der Inszenierung.

Wes Anderson lässt grüßen: Silvia Paolis Inszenierung von Giovanni Bononcinis Oper „Astarto“ besticht durch hinreißend gespielte Situationskomik und wunderbar schrille Bilder. | Foto: Birgit Gufler
  • Wes Anderson lässt grüßen: Silvia Paolis Inszenierung von Giovanni Bononcinis Oper „Astarto“ besticht durch hinreißend gespielte Situationskomik und wunderbar schrille Bilder.
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Regisseurin Silvia Paoli hatte ja schon 2020 bei Melanis „L´empio punito“ eindrücklich bewiesen, dass sich grotesk verworrene Barockoper-Librettis durchaus stimmig erzählen lassen, wenn man die Groteske eben erst nimmt und sie klug und mutig neu interpretiert. Für die Umsetzung von Giovanni Bononcinis Oper „Astarto“ (in der Londoner Fassung), die vergangene Woche als dritte Oper der Festwochen der Alten Musik ihre Premiere erlebte, ließen sich Paoli und ihr Ausstattungsduo Alessio Rosati und Eleonora De Leo jedenfalls ungeniert von Hollywood, Marvel, Popkultur, Musical und Medienwelt inspirieren.

Eine Klasse für sich sind auch die beiden Statisten, die nahezu jeder Szene das gewisse groteske Etwas verleihen.
  | Foto: Birgit Gufler
  • Eine Klasse für sich sind auch die beiden Statisten, die nahezu jeder Szene das gewisse groteske Etwas verleihen.
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Trotzdem blieben Szenerie und Gestus unverkennbar barock. Stefano Montanari, der das Enea Barock Orchestra kraftvoll und nuancenreich dirigierte, sieht zwar ebenfalls aus wie ein Rockstar, ließ aber allein schon an der Verve, mit der sich auch als Violinist vom ersten Ton weg ins Klangbild einbrachte, klar erkennen, dass er ganz in der Musik aufgeht. Wie auch das Ensemble, das nicht nur betörend sang, sondern mit sichtlichem Vergnügen spielte.

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