Internationaler Frauentag 8. März
"Es braucht 365 Weltfrauentage im Jahr"

Frauenlandesrätin Gabriele Fischer | Foto: Land Tirol/Berger
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TIROL. Am 8. März ist wie jedes Jahr Internationaler Frauentag. Frauenlandesrätin Gabriele Fischer nimmt sich diesen Tag als Anlass und fordert jeden einzelnen dazu auf, Ungleichheiten abzuschaffen und Chancengleichheit herzustellen. AAB-Landesobfrau LRin Beate Palfrader sieht noch genügend Handlungsbedarf für die Zukunft.

„Ungleichbehandlung ist kein persönliches, sondern ein strukturelles Problem“, resümiert Fischer.

Ein Weltfrauentag im Jahr ist zu wenig

Fischer stellt klar, dass ein Weltfrauentag im Jahr zu wenig sei,  es bräuchte 365 davon. Sie verweist auf die Leistungen, die Frauen täglich vollbringen: "Nehmen wir das Beispiel Bildungsabschlüsse: Hier holen Frauen und Mädchen immens auf. Mädchen besuchen häufiger die AHS als Burschen und stellen auch die Mehrheit bei den Studierenden“

Bei "weiblichen" Branchen sinkt der Verdienst

„Frauen sind von Generation zu Generation besser ausgebildet, profitieren bisher aber viel zu wenig davon. Was uns zu denken geben muss ist die Tatsache, dass der durchschnittliche Verdienst sinkt, wenn eine Branche ‚weiblicher‘ wird“, kritisiert Fischer.

Die Arbeit, die in „frauenlastigen“ Jobs geleistet wird, verliere in ihren Augen immer mehr an Ansehen – ein Effekt, den WissenschaftlerInnen schon für verschiedene Berufe beschrieben haben: Sobald in einem Beruf mehr als 60 Prozent Frauen arbeiten, komme es zu Gehaltseinbußen, so das Fazit einer Studie zur Entwicklung von Gehältern in Deutschland, Großbritannien und der Schweiz.

Teilzeitarbeit ist nicht die Lösung

„Hinzu kommt die Teilzeitfalle, denn: Teilzeit zu arbeiten ist nicht die Lösung, um Beruf und Familie unter einen Hut zu bringen – das Gegenteil ist der Fall: Frauen bringen unglaubliche Energie auf, um das Unmögliche möglich zu machen, nämlich die Kinder zu betreuen und gleichzeitig im Beruf zu reüssieren. Doch dafür verzichten die Frauen auf viel: auf Anerkennung, Geld, Karrierechancen und eine existenzsichernde Pension“, so Fischer.

Die Frauenlandesrätin betont, dass Frauen mit den zusätzlichen Haushalts- und Betreuungsaufgaben auf mehr Arbeitsstunden in der Woche kommen als Männer.

Gleichberechtigung bei politischen Funktionen

Fischer nimmt sich das hundertjährige Jubiläum des Frauenwahlrechts zum Anlass, sich mit der politischen Partizipation von Frauen in der Gesellschaft zu befassen: „Eine lebendige Gesellschaft und Demokratie brauchen die Beteiligung und das Engagement von Frauen“, stellt Fischer klar.

In Tirol gibt es knapp 6 Prozent Bürgermeisterinnen und der Frauenanteil in den Gemeinderäten beträgt rund 20 Prozent. „Halbe-halbe“ in den Gemeindestuben, Landtagen, im Nationalrat und Europaparlament bringe auch mehr frauenrelevante Themen in die politische Diskussion, ist die Frauenlandesrätin überzeugt.

„Und wieder spielt das Thema Vereinbarkeit eine Rolle: Zeitintensives und oft ehrenamtliches Engagement neben verantwortlicher Familienarbeit und Erwerbstätigkeit ist schwierig“, erläutert die Landesrätin.

Ein wichtiger Schritt in diese Richtung ist in ihren Augen auf Gemeindeebene mit dem Beschluss zur Novelle der Tiroler Gemeindeordnung getan, indem auch die Ersatzmitglieder des Gemeinderates die GemeinderätInnen nicht nur bei Gemeinderatssitzungen, sondern auch in den Ausschüssen vertreten dürfen. Somit kann der zeitliche Aufwand, der mit einer politischen Funktion verbunden ist, minimiert werden.

Arbeitspolitik ist Frauenpolitik

AAB-Landesobfrau LRin Beate Palfrader sieht den Internationalen Frauentag ebenfalls als Anlass, die Situation der Frauen in der Arbeitswelt in den Vordergrund zu rücken: „Auch wenn sich die Rolle der Frau in der Gesellschaft in den letzten 100 Jahren gewandelt hat und vieles zu Verbesserung der Situation von Frauen erreicht werden konnte, müssen wir uns heutzutage vehement gegen das "neue alte" Frauenbild aussprechen.“

Für den AAB sei gleicher Lohn „für gleiche Arbeit eine ganz wesentliche Forderung des AAB Tirol, jene Betriebe, die sich nicht daran halten, sollten auch sanktioniert werden. Vorgaben des Bundes, mehr qualifizierte Teilzeitstellen für Frauen zu schaffen, gehen meines Erachtens in die falsche Richtung denn sie bewirken langfristig ein weiteres Auseinanderklaffen der Lohnschere. Diese Vorgabe gehört dringend überdacht“

„Bereits 1910 forderte die deutsche Politikerin und Frauenrechtlerin Clara Zetkin die Gleichbehandlung von Frauen ein: ‚Frauenrechte sind keine Sonderrechte, sondern Menschenrechte‘. Chancengleichheit sollte eine Selbstverständlichkeit sein und keine Wunschvorstellung, daher ist es wichtig, die Menschen nicht nur am Internationalen Frauentag für die Verbesserung der Situation von Frauen zu sensibilisieren“, sieht die AAB-Landesobfrau noch genügend Handlungsbedarf. 

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