Gespräch und Diskussion
Frauen über das Frausein

- hochgeladen von Gerlinde Tamerl
Journalistin Barbara Bachmann und Fotografin Franziska Gilli diskutieren im Rahmen des Journalismusfest Innsbruck am Freitag um 19.30 Uhrin der Wagner'schen Buchhandlung. Ihr erstes gemeinsames Buch handelt vom Frauenbild in Italien.
Sie schreiben über das Leben italienischer Frauen. Warum liegt Ihr Fokus gerade auf diesem Land?
Barbara Bachmann, Franziska Gilli: Wir hätten uns auch mit anderen Gesellschaften beschäftigen können. Nicht nur in Italien ist das Frauenbild stereotyp geprägt, auch Länder wie Österreich oder Deutschland sind von einer vollständigen Gleichberechtigung immer noch entfernt. Nur empfinden wir die Situation in der italienischen Gesellschaft als noch deutlicher, die Strukturen starrer.
Sie schildern, dass es auch im „Land der Kavaliere“ ausgeprägte Gewalt gegen Frauen gibt. Wodurch unterscheidet sich Italien von anderen Ländern?
Barbara Bachmann, Franziska Gilli: Es gibt dort ein unglaublich rückständiges und sexistisches Frauenbild im privaten wie auch im öffentlichen Fernsehen ohne Alternativen in der Hauptsendezeit. Die Nähe zum Vatikan und der Einfluss der katholischen Kirche dürfen auch nicht unterschätzt werden. Gleichzeitig ist in Italien vor ein paar Jahren aber auch eine der lautesten feministischen Bewegungen Europas entstanden: „Non una di meno.“ Dieses Spannungsverhältnis hat uns interessiert.
Gibt es sie noch, die italienische Mamma, die den ganzen Tag am Herd steht?
Barbara Bachmann, Franziska Gilli: Es gibt vor allem viele Klischees über die Mutterrolle und das Frausein im Allgemeinen. Wir haben versucht, die „echten“ Frauen zu finden, die unter dem Druck der beiden Stereotypen – Hure und Heilige – leben. In einem Kapitel porträtieren wir 12 unterschiedliche Frauen, von der 18jährigen Miss-Anwärterin bis zur 99 Jahre alten Großmutter und Bäuerin. Sie erzählten uns von ihren Wünschen, Sorgen und ihrem Verständnis von Weiblichkeit.
Sie schreiben, dass Sie den Menschen die Angst vor dem Feminismus nehmen wollen. Wenn es sie gibt, woher kommt sie?
Barbara Bachmann, Franziska Gilli: Feminismus ist nicht nur in der italienischen Gesellschaft ein sehr missverstandener Begriff. Die Ursachen dafür sind vielfältig: Die Rolle der Frau in den Medien, in der katholischen Kirche, im Patriarchat. Frauen wird nach wie vor das Gefühl vermittelt, eine Minderheit zu sein. Statt Solidarität dominiert ein Konkurrenzdenken. Feministinnen werden manchmal gleichgesetzt mit „Männerhasserinnen“, wie uns etwa ein Pornodarstellerin aus Turin in einem Interview bestätigte.
Welchen Wandel erhoffen Sie sich mit der Publikation dieses Buches?
Barbara Bachmann, Franziska Gilli: Im besten Fall denselben, den wir selbst während dieser Recherche durchgemacht haben. Durch die Arbeit an dem Buch wurden uns die treibenden Kräfte, die das bestehende Frauenbild aufrechterhalten, bewusster. Wir haben den Blick geschärft und Verhaltensweisen hinterfragt – auch eigene. Wir sind sensibler geworden. Es
wäre schön, wenn das Buch bei unserer Leserschaft etwas bewegt und wir mehr im
Dialog über die Themen sind, die wir im Buch ansprechen.
Barbara Bachmann, geb. 1985 in Bruneck, ist freie Reporterin. Ihre Reportagen wurden mehrfach ausgezeichnet, etwa mit dem Axel-Springer-Preis.
Franziska Gilli, geb. 1987 in Bozen, zeigt ihre Fotoarbeiten bei internationalen Festivals, u.a. beim Copenhagen Photo Festival. Beide Autorinnen arbeiten auch für die „Süddeutsche Zeitung“, „Der Spiegel“ und „Die Zeit“.
Fr., 13. Mai 2022, 19:30 Uhr
Hure oder Heilige – Frau sein in
Italien, Diskussion mit Barbara
Bachmann und Franziska Gilli
Moderation: Gerlinde Tamerl
Wagner’sche Buchhandlung
Eintritt frei!
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