Immobilienpreisgipfelsturm beendet
Tirol bleibt dennoch teures Pflaster
- Pressegespräch: Immobilienstudie Tirol
v.l.n.r. Gerhard Cramer, Geschäftsführer Raiffeisen Immobilien Tirol, Thomas Wass, stv. Vorstandsvorsitzender der Raiffeisen-Landesbank Tirol, Matthias Reith, Ökonom und Studienautor Peter Brezinschek, selbständiger Kapitalmarktexperte - Foto: RLB Tirol /Franz Oss
- hochgeladen von Michael Steger
Im vergangenen Jahr sind die Immobilienpreise für Wohneigentum um zehn Prozent gestiegen. Der Preisanstieg geht jedoch auf das erste Halbjahr zurück, im letzten Quartal sind die Preise sogar gefallen. Österreichweit sollen die Preise 2023 und 2024 jeweils um fünf Prozent fallen, erwartet Raiffeisen Research. Tirol bleibt dennoch teuer.
INNSBRUCK/RUM. Im vergangenen Jahr sind die Kosten für Woheigentum erneut um zehn Prozent gestiegen. Während im ersten Halbjahr noch ein deutlich höherer Preisanstieg zu bemerken war, sind die Preise im zweiten Halbjahr gefallen. Grund dafür war der Zinsanstieg und die von der Bundesregierung erlassene KIM-V Verordnung, die es Bankkunden erschwerte, Kredite aufzunehmen. Einen deutlichen Rückgang der Immobilienpreise erwartet Raiffeisen Research künftig aber nicht. Das Hochpreisland Tirol bleibt teuer. Das resümiert die aktuelle Österreich-Immobilienstudie von Raiffeisen Research im Auftrag der Raiffeisen-Bankengruppe. Den Tirol-Teil der Studie und eine erste Bilanz über das vergangene Jahr haben Finanzmarktexperte Peter Brezinschek, Raiffeisen- Research-Senior-Ökonom Matthias Reith, Thomas Wass, stv. Vorstandsvorsitzender der RLB Tirol, und Raiffeisen-Immobilien-Tirol-Geschäftsführer Gerhard Cramer in Rum präsentiert.
Wohneigentum wird erstmals seit 2004 billiger
„Wir erwarten 2023 und 2024 österreichweit nominale Preisrückgänge von jeweils 5 % p. a. Wohneigentum würde sich damit auf Gesamtjahressicht erstmals seit 2004 wieder etwas verbilligen. Allerdings dürfte die erwartete Preiskorrektur nur moderat ausfallen, verglichen mit dem Gipfelsturm der Immo-Preise in den letzten Jahren“, so Studienautor Matthias Reith. So hat sich in Tirol, einem der besonders teuren Pflaster, das Einfamilienhaus in den beiden Pandemiejahren ausgehend von einem ohnehin schon hohen Niveau um jeweils 16 % verteuert – insgesamt sind hier die Zuwächse bereits seit 2015 zweistellig. Und auch die Wohnungen verteuerten sich in Tirol mit durchschnittlich +8,2 % p. a. zwischen 2016 und 2021 deutlich über dem Österreich-Schnitt. Dass dieses hohe Tiroler Preisniveau trotz der besonders angespannten Leistbarkeitssituation in den drei westlichsten Bundesländern gut abgesichert ist, liegt an stützenden Faktoren wie dem Bevölkerungswachstum, aber vor allem an dem in Tirol besonders knappen Gut Baugrund.
Zinsen und Regulierungen bremsen
Auslöser des zweigeteilten Immobilienjahrs 2022 waren die Zinswende der EZB und die seit 1. August geltenden verschärften Kreditvergaberichtlinien (sogenannte KIM-Verordnung) der österreichischen Finanzmarktaufsicht (FMA) für Wohnbaukredite. Beide haben Kaufentscheidungen potenzieller Immobilienkäufer:innen zunächst angetrieben und dann gebremst.
Anpassungen bei Verordnung erwartet
Der Ausblick lässt ein herausforderndes Umfeld für Wohnraumfinanzierungen, besonders im ersten Halbjahr 2023 erwarten. Denn die strengeren Auflagen für Wohnbaukredite – ein Eigenmittelanteil von 20 % des Kaufpreises inklusive Nebenkosten, eine maximale Schuldendienstquote von 40 % und maximal 35 Jahre Laufzeit – treffen auf weitere Zinsschritte der EZB, eine Konjunkturabkühlung und eine weiterhin hohe Inflation. Aktuell unterzieht die FMA die eingeführten Vergaberichtlinien bereits einer Prüfung. „Kurzfristig gehen wir von Anpassungen, insbesondere bei den Regeln betreffend Zwischenfinanzierungen und nicht rückzahlbare Zuschüsse bei Immobilienkrediten aus. Diese würden den Banken wichtigen Handlungsspielraum zur richtigen Zeit zurückgeben. Mit der tiefen regionalen Verwurzelung von Raiffeisen ist es für uns eine Herzensangelegenheit, dass der Traum vom Eigenheim für Tirolerinnen und Tiroler auch unter den neuen wirtschaftlichen Rahmenbedingungen realisierbar bleibt“, so Thomas Wass.
Erstmals seit 2004 rückläufige Preise
„Die sorglose Schönwetterperiode ist zu Ende gegangen. Der preisliche Wetterumschwung ist dabei als Zeitenwende und nicht als Zwischenstopp auf dem preislichen Gipfelsturm zu sehen. Wir erwarten in Österreich zumindest 2023 und 2024 rückläufige Preise von Wohneigentum“, bringt Matthias Reith, Senior-Ökonom für den österreichischen Wohnimmobilienmarkt bei Raiffeisen Research, Lage und Ausblick auf den Punkt. Am Befund, dass Wohneigentum in den letzten Jahren deutlich teurer geworden ist – allein seit Pandemiebeginn um ein Drittel –, dürfte das aber nur wenig ändern. Denn eine Phase länger anhaltender oder tieferer Preiskorrekturen ist nicht abzusehen. Auf den steilen Steigflug bei Wohneigentum sollte also kein Sturzflug folgen.
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