180 km/h und mehr: Ein Raser-Paradies
Die B 57 von St. Martin in Richtung Fehring lässt sich de facto kaum entschärfen.
Schnurgerade zieht sie sich dahin. Über drei Kilometer lang, bestens ausgebaut. Ohne Kurven, ohne Sichteinengung, ohne nennenswerten Höhenunterschied.
Nach St. Martin an der Raab wird die Autostraße B 57 zum Paradies für Möchtegern-Rennfahrer. Vorbei an Doiber, Gritsch und Welten führt sie über die burgenländisch-steirische Grenze. Erst vor Schiefer lässt die erste leichte Biegung den Druck aufs Gaspedal sinken.
Raser gehören auf diesem Straßenabschnitt zur Tagesordnung. Das zeigt die Bilanz einer Schwerpunkt-Aktion, die die Landesverkehrsabteilung der Polizei an einem normalen Wochentag Anfang März durchgeführt hat. Innerhalb von fünf Stunden wurden 71 Fahrer "geblitzt". Sieben von ihnen waren mit mehr als 150 km/h unterwegs. Traurige Tagesspitze: 181 km/h.
Das ist aber noch lange kein Streckenrekord. "2011 haben wir bei einem Autofahrer 281 km/h gemessen. Der Motorrad-Rekord liegt bei 190 km/h", erzählt Kurt Schuller vom Bezirkspolizeikommando Jennersdorf.
Wöchentlich stehen seine Kollegen mit der Laser-Pistole an der viel befahrenen B 57, um Temposünder zu überführen. Anhaltungen sind nicht möglich. Wer ertappt wird, wird bei der Bezirkshauptmannschaft angezeigt und muss im Extremfall mit dem Entzug des Führerscheins rechnen.
"Viele nützen die Strecke, um ihr Auto oder Motorrad auszuprobieren. Einige verwechseln die Autostraße mit einer Schnellstraße und wissen nicht, dass hier Tempo 100 gilt", berichtet Siegfried Jud, Postenkommandant von Jennersdorf.
Als besonders unfallträchtig gilt die Strecke aber nicht. "Unsere Datenbank weist kein signifikant höheres Unfallgeschehen aus", so Hans Godowitsch, Baudirektor der Landesregierung.
Aber wenn es kracht, sind die Folgen aufgrund des hohen Tempos meist fatal. Tödliche Unfälle hat es in den letzten Jahren mehrere gegeben.
Wildwechsel erhöht das Risiko. "In einen einzigen Unfall waren einmal vier Wildschweine verwickelt", erinnert sich Inspektor Siegfried Storm. Schwerste Folgen für ein Motorradfahrer-Pärchen hatte ein Aufprall, bei dem das Fahrzeug ein Reh in zwei Hälften riss.
Storms Kollege Rudolf Pilz denkt noch heute an einen schweren Unfall vor einigen Jahren. "Das Bild mit den zwei Toten bekommst du nicht aus dem Kopf."
Die Landesregierung will aufgrund der Raser-Häufigkeit nun einen Sicherheits-Check in Auftrag geben. "Dabei wird die Verkehrssicherheitslage analysiert, um eventuelle Maßnahmen baulicher oder anderer Art zu überlegen", erläutert Hans Godowitsch.
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