In den Bezirken Güssing und Jennersdorf
Energiepreise belasten Betriebe
Die explodierenden Strom-, Gas- und Treibstoffpreise lassen niemanden kalt. Die durch Krieg und Energieabhängigkeiten entstandene Krise wird zunehmend zu einer existenzbedrohlichen Lage für Unternehmen und dem Lebensmittelgewerbe. Insbesondere für regionale Nahversorger bedeuten die derzeitigen Energiepreise eine Gratwanderung zwischen weitermachen und es sein lassen.
BILDEIN/JENNERSDORF/HEILIGENKREUZ/STEGERSBACH (ek/mw). Als Erich Lendl Mitte des Jahres die Stromrechnung öffnete, sei ihm die Kinnlade heruntergefallen, erzählte Bildeins Konditormeister. Gegenüber dem Vorjahr seien 600 Prozent an Mehrkosten zu bezahlen. "Heuer haben wir nach den beiden Corona-Jahren endlich wieder sehr gut wirtschaften können, und nun kommt so etwas daher", sagt ein wütender Lendl.
"Mehr geht nicht"
Briefe an die Energie Burgenland haben nicht die erhoffte Unterstützung gebracht. Ganz im Gegenteil: An den Preisen sei nichts zu machen. Stundung sei die einzige Option, heißt es laut Lendl im Antwortschreiben. "Dabei sparen wir schon Energie, wo es nur geht. Maximal 10 Prozent lassen sich noch einsparen. Mehr geht nicht. Wir fühlen uns alleingelassen." so der Unternehmer.
Trotz aller Widerstände will die Konditoren-Familie nicht so schnell die "Flinte ins Korn werfen". "Im nächsten Jahr steht unser 30-jähriges Betriebsjubiläum an und das wollen wir mit aller größter Anstrengung gemeinsam mit unseren Kunden feiern."
Noch laufende Verträge
Als ein Glücksfall erwiesen sich die ausgehandelten Vorverträge für Strom und Gas für die Bäckerei Hütter in Jennersdorf. "Kämen die aktuellen Preissteigerungen zum Tragen, müssten wir mit einem Schlag 420.000 Euro an Mehrkosten stemmen", so Florian Hütter. Das wäre der Super-GAU für die Unternehmerfamilie, die sieben Verkaufsstellen mit rund 68 Mitarbeitern im Südburgenland und der Oststeiermark betreibt.
"Sollten die Energiepreise über 2024 hinaus - dann laufen unsere Vorverträge aus - so hoch bleiben, bedeutet das das Ende unseres Unternehmens", schildert Hütter, der nun auf eine schnelle Lösung hofft. "Damit wir kostendeckend wirtschaften können, braucht es eine sofortige und spürbare Entlastung", so der Hütters Appell an die Politik. Für den Bäckermeister käme zum Beispiel eine Preisdeckelung nach deutschem Vorbild in Frage.
Kurzarbeit bei Lenzing
Die Industrie trifft die Energiepreis-Krise genauso wie das Gewerbe. So hat der Faserhersteller Lenzing die Produktion radikal zurückgefahren. Derzeit läuft nur noch eine von drei Linien, daher hat Lenzing Instandhaltungs- und Wartungsarbeiten vorgezogen. Durch das Zurückfahren der Erzeugungsmenge ist auch der Energieverbrauch derzeit deutlich geringer.
"Die noch laufende Linie ist unsere agilste und flexibelste. Hier produzieren wir Premiumfasern, die wir auch gut am Markt platzieren können", berichtet Unternehmenssprecher Daniel Winkelmeier. Bis Ende Dezember sind drei Viertel der 340 Mitarbeiter in Kurzarbeit. Der Beschäftigungsgrad bewege sich innerhalb der gesetzlichen Vorschriften für die Kurzarbeit und werde flexibel an den Bedarf angepasst", so Winkelmeier.
Glücksfall Biomasse
Die Therme Stegersbach profitiert in der aktuellen Lage davon, dass die Energie in einem Hackschnitzelwerk erzeugt wird. "Es war vor einigen Jahren eine weise Entscheidung, von Erdgas auf Biomasse umzusteigen", sagt Betreiber Karl Reiter. Die steigenden Strompreise treffen freilich auch den Tourismus. "Wir werden in der Therme aber trotzdem weder die Wassertemperatur senken noch den Mitarbeiterstand reduzieren", versichert Reiter.
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