Brauchtum steht still
Probenverbot als Zerreißprobe für Kärntner Chöre

Auch die Mitglieder des Chors des BORG Spittal freuen sich, wenn sie wieder Menschen mit ihrer Stimme beglücken dürfen | Foto: Chor des BORG Spittal
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  • Auch die Mitglieder des Chors des BORG Spittal freuen sich, wenn sie wieder Menschen mit ihrer Stimme beglücken dürfen
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Mehr als ein Jahr ohne Auftritte und Proben – die Geduld der 8.000 Kärntner Chorsänger hängt am seidenen Faden. Horst Moser, Obmann des Kärntner Sängerbundes, spricht über die Gefahr, dass die Gemeinschaften sich auflösen. 

KÄRNTEN. „Wir verzweifeln schön langsam. Die letzte Veranstaltung, die wir Sänger hatten, war die Chorleiterschulung im Februar 2020. Seither ist ‚Saure Gurken‘-Zeit“, so beschreibt Horst Moser, Obmann des Kärntner Sängerbundes die immer noch – unfreiwillige - probenfreie Zeit der etwa 8.000 Chormitglieder des Landes und sieht eine große Gefahr, die droht, die Chöre zu zerschlagen: „Ich befürchte, dass die älteren Sänger, quasi unser Stamm, Gefallen an der gesangsfreien Zeit finden und letztlich ganz mit dem Hobby aufhören werden, weil es ihnen jetzt über die Monate nicht abgegangen ist.“ Aber auch die jungen Mitglieder bräuchten die Gruppe, um wichtige soziale Kompetenzen nicht verkümmern zu lassen.

Kreativ, aber gesetzeskonform

Während die Sportvereine sich über Lockerungen in den nächsten Tagen freuen dürfen, bleibt bei den Chören also weiterhin die Pausentaste gedrückt. Nicht nur Proben und Auftritte sind verboten, auch Projekte wie die geplanten CD-Aufnahmen und Jubiläumsfeiern sind auf Eis gelegt. Vereinzelt wissen sich die Mitglieder aber zu helfen, wie sie ihre Stimme dennoch gemeinsam ölen können. So trifft man sich etwa im Wald, im Freien mit genügend Abstand und singt miteinander. Und auch die „schnelle Eingreiftruppe“ steht allzeit bereit. Moser: „Seitdem es für Kirchen Lockerungen gibt und bis zu vier Solisten erlaubt sind, erheben wir unsere Stimmen zur musikalischen Umrahmung von Messen und Begräbnissen. Dafür haben wir einige Sänger, die auf Abruf bereitstehen.“

Horst Moser ist Obmann des Kärntner Sängerbundes. Er befürchtet, dass die Stammsänger sich bald verabschieden, wenn das Probenverbot noch länger anhält | Foto: Kärntner Sängerbund
  • Horst Moser ist Obmann des Kärntner Sängerbundes. Er befürchtet, dass die Stammsänger sich bald verabschieden, wenn das Probenverbot noch länger anhält
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Brief an Minister

Ganz so hinnehmen wollen die Gesangsvereine ihre trostlose Situation nicht und setzen sich mit einem gemeinsamen Schreiben an die zuständigen Ministerien zur Wehr, denn „eigentlich hieß es, Kultur- und Sportvereine sind gleichgestellt. Auch wir haben funktionierende Präventionskonzepte und Sicherheitsmaßnahmen; es gab keine Cluster in Bezug auf Chöre. Es gibt Studien, die beweisen, dass der Aerosolausstoß beim Singen nicht gefährlicher ist als beim Sprechen“, betont der Landesobmann.

Demnächst erscheint der zweite Teil des Liederbuchs "Ich schenk Dir ein Lied" | Foto: Kärntner Sängerbund
  • Demnächst erscheint der zweite Teil des Liederbuchs "Ich schenk Dir ein Lied"
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Lange Nacht im Radio

Wie schon 2020 wird auch heuer „Die lange Nacht der Chöre“ abgesagt, aber nicht ersatzlos gestrichen. Am 13. Mai (ab 18.10 Uhr) präsentieren sich die heimischen Chöre in einer rund vierstündigen Sendung auf Radio Kärnten. Und auch das zweite Liederbuch "Ich schenk dir ein Lied II" ist in Arbeit.

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