Risikowölfe in Kärnten
"Da es an Erfahrung fehlt, ist Vorsicht geboten"

MeinBezirk im Gespräch mit den Bezirksjägermeistern Wolfgang Oswald (Jagdbezirk Villach) und Franz Kohlmayer (Jagdbezirk Spittal/Drau). | Foto: stock.adobe.com/jimcumming88/Kärntner Jägerschaft
  • MeinBezirk im Gespräch mit den Bezirksjägermeistern Wolfgang Oswald (Jagdbezirk Villach) und Franz Kohlmayer (Jagdbezirk Spittal/Drau).
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Insgesamt sind es im Moment sieben "Risikowölfe", die vom Land Kärnten zum Abschuss freigegeben worden sind. Betroffen sind die Bezirke Hermagor, Spittal/Drau, Völkermarkt und Villach-Land. MeinBezirk.at im Gespräch mit den beiden Bezirksjägermeistern Wolfgang Oswald (Jagdbezirk Villach) und Franz Kohlmayer (Jagdbezirk Spittal/Drau).

KÄRNTEN. MeinBezirk.at fragte Wolfgang Oswald, Bezirksjägermeister von Villach, was er zur Abschusserlaubnis in seinem Jagdbezirk sagt: "Bevor es überhaupt zu einer Abschusserlaubnis kommt, muss der Wolf in einem Gebiet mindestens zweimal ersichtlich sein, so dass dort überhaupt eine Vergrämung stattfindet". Diese wird in drei Stufen eingeteilt. Zuerst wird versucht den Wolf optisch und akustisch zu vergrämen, wenn das nichts hilft folgt ein Warnschuss. "Erst wenn dies nicht zum Erfolg führt, sodass der Wolf dann nochmals im selben Gebiet auftritt, ist die Möglichkeit gegeben, auch einen Abschuss per Verordnung zu ermöglichen", erklärt der Bezirksjägermeister.

10-Kilometer-Radius

Von einem "Risikowolf" ist laut Wolfgang Oswald dann die Rede, wenn dieser innerhalb von 200 Metern von bewohnten oder besiedelten Gebäuden, benutzten Stallungen und Viehweiden auftritt und dort dadurch zu nahe an die Menschen herankommt. Zur Abschussverordnung: "Es ist ein ziemlicher Bereich, über den sich die Verordnung erstreckt, weil der Radius zehn Kilometer beträgt und innerhalb dieses 10-Kilometer-Radius ist eben jede Jagd erfasst davon. Und es muss auch gar nicht jedes Jagdgebiet komplett hineinfallen, es reicht, wenn da ein Teil hineinragt. Zu nennen sind Gebiete wie Weißensee, Stockenboi, Steinfeld, Spittal/Drau, Sachsenburg, Reißeck, Mühldorf, Lurnfeld, Lendorf, Kleblach-Lind. Wir sind mit dem Bereich Weißensee/Ostufer mit dabei", so der Bezirksjägermeister.

Konfliktpotential besteht

Oswald geht auf die Problematik zwischen Mensch und Wolf ein: "Es besteht ein Konfliktpotential, eben durch die Raumnutzung des Wolfs in Bezug auf die Besiedelung und Nutzung durch Landwirtschaft und Viehhaltung mit den Bauern. Der Wolf ist ein Raubtier, für ihn ist es wichtig, rein seinen Fleischbedarf zu decken. Er ist absoluter Fleischfresser und von dem her braucht er eben die entsprechende Nahrung. Nachdem der Mensch durch die Vieh-/Nutztierhaltung das Potential bietet und die Weiden verfügbar sind und die Nutztiere auch gar nicht auf Fressfeinde eingestellt sind, ergibt sich daraus natürlich die Konfliktsituation", berichtet Oswald.

Wolf ein "Kulturfolger"

"Ein wichtiges Thema ist auch die Nahebeziehung zwischen Wolf und Mensch. Der Wolf ist ein Kulturfolger  - er weiß den Menschen sozusagen zu nutzen, auf ihn zuzugehen und auch in seiner Nähe stärker zu werden, weil da Fressvorteile für ihn bestehen. Nachdem der Wolf den Mensch nicht als Feind erkennt und es da auch nicht wirklich Konflikte mit dem Menschen für den Wolf gibt, wird halt die Hemmschwelle immer geringer, dem Menschen fern zu bleiben - er kommt ihm immer näher. Ich kann mir vorstellen, dass da in Zukunft mit einem Anstieg der Population (vor allem in Bezug auf die Jungtiere) dann auch Rudel entstehen werden, sodass das Konfliktpotential verstärkt wird", schildert der Bezirksjägermeister von Villach.

Erfahrung fehlt

Franz Kohlmayer, Bezirksjägermeister von Spittal/Drau, äußert sich ebenfalls zu dem Thema: "Sobald ein Risikowolf da ist, soll er auch erlegt werden. Die Beziehung zwischen Wolf und Mensch ist momentan noch nicht abzuschätzen, da wir keine Erfahrung haben. Wir kennen das Verhalten der Wölfe in unserem Gebiet noch nicht. Es ist absolute Vorsicht zu walten für die Leute. Wenn die Leute ihren Hund mitnehmen, dann sollten sie besonders aufpassen. Wir haben noch zu wenig Erfahrung, was zwischen Mensch und Wolf passieren könnte. Der Wolf ist zwar da, wurde auch gesichtet, doch direkten Kontakt gab es noch keinen. Da es an Erfahrung fehlt, ist einfach Vorsicht geboten."

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