Hochwasser
Das Hochwasser 2018 aus Sicht der ZAMG

Die ZAMG über Wetterwarnungen und den Ablauf des Hochwassers Ende Oktober 2018 | Foto: Hehn
  • Die ZAMG über Wetterwarnungen und den Ablauf des Hochwassers Ende Oktober 2018
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Der Sturm und das Hochwasser im Herbst 2018 trafen Oberkärnten und das Rosental besonders schlimm. Die Zentrale Anstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG) gab nun Auskunft über die Vorhersagen und den Ablauf.

KÄRNTEN. Traditionell bekommt der südliche Teil Kärntens im Herbst mehr Niederschlag als im Sommer. Der Grund dafür ist die Bildung von Kaltluft über dem Mittelmeer und einer Süd-West Wetterlage, die ebenfalls typisch für den Herbst ist. Dadurch erhöhen sich die Niederschlagsmengen entlang der südlichen Landesgrenze im Herbst.
Diese Niederschläge fallen jedoch, zumindest in höheren Lagen, meist als Schnee, da es im Oktober bereits sehr kalt sein kann. Die Schneefallgrenze Ende Oktober lag jedoch zwischen 2.600 und 2.700 Metern.

Lehren aus Lavamünd 2012

Für die ZAMG begann das extreme Wetterereignis jedoch bereits eine Woche vor dem Regen, denn von da an zeichneten sich aufgrund der Messungen große Niederschlagsmengen ab, erklärt Gerhard Hohenwarter von der ZAMG.
Außerdem zog die ZAMG ihre Lehren aus dem Hochwasserereignis von Lavamünd 2012. Damals wurden die Prognosen leider falsch eingeschätzt. Eines der Probleme war, dass es auf die bestehende Schneedecke regnete, wodurch zusätzlich Wassermassen freigesetzt wurden.
Durch die späte Warnung war außerdem ein Absenken der Staubecken an der Drau nicht mehr möglich.

Erste Warnungen

Bereits am Mittwoch, 24. Oktober, warnte die ZAMG vor Starkregen mit bis zu 130 Millimeter Niederschlag in Oberkärnten. Die zweite Warnung folgte tags darauf, wobei die Niederschlagsmenge bereits auf 180 Millimeter angehoben worden war und die ZAMG betonte die täglichen Updates im Auge zu behalten.

Ruhe vor dem Sturm

Das schöne Wetter am Nationalfeiertag war die sprichwörtliche Ruhe vor dem Sturm. Sie veranlasste die qualifizierten Meteorologen dazu die Wetterwarnung nochmals zu erhöhen.
Außerdem wurde eine Zusatzbesetzung für das Wochenende beschlossen. Die Meteorologen der ZAMG wechseln sich an den Wochenenden mit den Kollegen aus Graz ab. Wegen der Prognose hielt man es allerdings für angebracht die Zentrale in Klagenfurt zu besetzen.

Höchste Wetterwarnung

Am Samstag, 27. Oktober, war es dann soweit und die ZAMG sprach die höchste Warnung bzgl. Regen aus. Durch die hohen prognostizierten Niederschlagsmengen ging in den Modellen der ZAMG sogar die Skalierung nach oben aus.
Denn die Warnmodelle kannten bis dato keine flächendeckenden Niederschlagsmengen von bis zu 500 Millimetern und so stieß man hier auf technische Grenzen.

Erste Regenpause

Erleichterung trat ein als der Starkregen am Sonntag Abend erstmals eine Pause einlegte. Dadurch konnte zumindest ein Teil des Wassers erstmal abrinnen.
Einfluss auf das Hochwasser nahmen auch die niedrigen Grundwasserpegel, die durch die langanhaltende Trockenperiode davor entstanden. 

Ereignisreiche Nacht

Am Montag begann es erneut stark zu Regnen, doch diesmal lag der Fokus der Meteorologen auch auf dem Wind. Während dieser zuerst nur lokal, wie etwa in Ferlach, zu Problemen führte, weitete er sich nun aus.
In der Nacht auf Dienstag frischte der Wind erheblich auf. Dadurch kam es in Oberkärnten und im südlichen Unterkärnten zu massiven Windwürfen. "Leute berichteten davon, dass sie es nur rauschen und knacken hörten", erzählt Hohenwarter.

Gaildamm bei Waidegg

Etwa um 2 Uhr in der Nacht von Montag auf Dienstag brach der Gaildamm bei Waidegg und Rattendorf wurde überflutet und der Zivilschutzalarm ausgelöst. Der Ringdamm der Rattendorf zusätzlich schützen sollte, wurde durch die Unmengen an Wasser einfach überspült.

Prognosen bilden Basis für Einsatz

Durch die frühzeitige Warnung der ZAMG und ihre gute Zusammenarbeit, etwa mit der Landesalarm- und Warnzentrale (LAWZ) und dem Verbund, konnten rechtzeitig Maßnahmen ergriffen werden, um mit den Wassermassen umzugehen.
So wurde etwa der Stausee bei Völkermarkt um insgesamt 4,5 Meter, also soweit es technisch überhaupt möglich ist, abgesenkt.

Prognosen für den Einsatz

Bei extremen Wetterereignissen bilden die Prognosen und das Fachwissen der Meteorologen der ZAMG eine wichtige Grundlage für die Organisation und Koordination der Einsatzkräfte.
Da die Einsatzkräfte aufgrund der Warnungen der ZAMG bereits mit Niederschlagsmengen zwischen 300 und 500 Millimetern rechneten, waren sie gut auf den Einsatz vorbereitet.

Neue Rekorde bei Wind und Regen

Obwohl größere Niederschlagsmengen in Oberkärnten im Herbst durchaus typisch sind, wurde heuer ein neuer Rekord aufgestellt und man erreichte innerhalb von drei Tagen etwa den Jahresgesamtniederschlag von Ost-Österreich.
Von 27. bis 30. Oktober verzeichnete man etwa am Plöckenpass 690 Millimeter Niederschlag, am Nassfeld 453 Millimeter und in Kötschach-Mauthen 450 Millimeter.
Im starken Kontrast dazu steht die Niederschlagsmenge von 36 Millimetern in St. Veit. Das beweist wie groß Unterschiede im Wetter auf kleinstem Raum sein können, erklärt Gerhard Hohenwarter.

Windspitzen
Rekordwerte konnten auch bei der Windgeschwindigkeit gemessen werden. Vor allem exponierte Lagen waren stark vom Sturm betroffen. Die Messstation in 65 Metern Höhe am Plöckenpass verzeichnete Windgeschwindigkeiten von bis zu 185 Stundenkilometern.
Auch die Messstation auf der Mauther Alm verzeichnete einen Rekordwert von 163 Stundenkilometern bevor sie umfiel, weil sie dem Wind nicht mehr standhalten konnte.

Wetter-Bewusstsein

Laut den Meteorologen der ZAMG steigt das Bewusstsein der Menschen für das Wetter. "Durch Extremereignisse in den letzten Jahren, wie den Hagel in Villach, das Hochwasser in Lavamünd sowie Sturm Yves, stieg die Bereitschaft der Menschen sich auf Wetterprognosen und -warnungen einzulassen", erklärt Hohenwarter.
Für die Zukunft plant die ZAMG ihre Warnsysteme umzustellen. So soll künftig auswirkungsorientiert gewarnt und damit besser auf die Bedürfnisse der Bevölkerung eingegangen werden.

Beispiel auswirkungsorientiertes Warnen
Die ZAMG erklärt, dass etwa zehn Zentimeter Neuschnee am Montag in der Früh große Auswirkungen haben, während die gleiche Menge Schnee in der Nacht von Samstag auf Sonntag kaum nennenswert ist.

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