Polizei Kärnten
"Ein Beruf, bei dem Mann und Frau gleiche Chance haben"

Kontrollinspektorin Elke Struckl ist seit 1995 bei der Polizei, Inspektorin Laura Verschnig startete 2019 ihre Grundausbildung | Foto: Polizei Kärnten
  • Kontrollinspektorin Elke Struckl ist seit 1995 bei der Polizei, Inspektorin Laura Verschnig startete 2019 ihre Grundausbildung
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Seit 30 Jahren dürfen hierzulande auch Frauen den Polizeiberuf ausüben. Im Gespräch geben eine Pionierin und eine frisch gebackene Beamtin Einblicke in ihren Beruf, ihre Erwartungen und die Veränderung der Exekutive. Kontrollinspektorin Elke Struckl ist Leiterin des Polizeikooperationszentrum Thörl-Maglern, Inspektorin Laura Verschnig ist Teil der PI St. Ruprechter Straße in Klagenfurt. 

Der Wunsch, zur Polizei zu gehen, wird eher Burschen zugesprochen. Was motivierte Sie zu dieser Berufsentscheidung?
Elke Struckl: Mich reizte der Gedanke, in eine damals noch Männerdomäne einzubrechen. Zudem war es zu der Zeit eine der wenigen beruflichen Tätigkeiten, wo Mann und Frau die gleichen Chancen bei gleicher Bezahlung hatten. Ich bin seit 1. Juli 1995 im Exekutivdienst. Begonnen hat alles bei der Bundespolizeidirektion Wien. 2002 wechselte ich nach Kärnten und als drei Jahre später das Polizei-Kooperationszentrum (PKZ) gegründet wurde, habe ich mich gleich dafür beworben. Mich reizte dieser damals komplett neue Aufgabenbereich.

Laura Verschnig: Ich bin privat sehr sportlich und dies spielt im exekutiven Außendienst eine große Rolle. Mir gefallen an meinen Beruf aber auch die vielen Entwicklungsmöglichkeiten und die Abwechslung. Jeder Tag ist anders, mitunter spannend und man hat mit den verschiedensten Menschen zu tun. Ich habe mich gleich nach der Matura beworben und nach kurzer Zeit – im Jahr 2019 – startete ich meine Grundausbildung. Meine erste Praxisphase absolvierte ich bei der Verkehrsinspektion Klagenfurt. Seit September versehe ich als Inspektorin Dienst auf der PI St. Ruprechter Straße, was mir große Freude bereitet.

Mit welchen Erwartungshaltungen haben Sie diesen Beruf ergriffen?
Verschnig: Ich hatte vor meinen Eintritt kaum Kontakt zur Polizei, hab ja auch nie was angestellt. Insofern waren meine Erwartungen neutral, ich habe die Aufgabe einer Polizistin sozusagen auf mich zukommen lassen. Es stehen mir nun viele Türen offen.

Struckl: Ich denke, ein neutraler Zugang ist gut – zu große Erwartungshaltungen können zu Enttäuschungen führen. Ich wollte unbedingt zum Landeskriminalamt Wien, Bereich Gewaltschutz für Frauen. Aber ausgerechnet Frauen waren damals dort "Einzelexemplare".

Verschnig: Heutzutage kaum mehr vorstellbar.

Struckl: Das Wichtigste ist aber: Die Liebe zum Beruf ist geblieben und die Euphorie vom Anfang immer noch da. Das Schönste ist es, wenn man Menschen helfen kann.

Wie hat sich das Frauenbild bei der Polizei im Laufe der Jahre gewandelt?
Struckl: Das Bild der Frau innerhalb der Exekutive hat sich total verändert, es ist von Generation zu Generation neuer Polizistinnen und Polizisten angenehmer geworden. Gleichstellung ist kein hohler Begriff – sie ist gelebte Tatsache, und das ist schön so.

Verschnig: Da kann ich dir als junge Polizistin nur recht geben. Gleichbehandlung ist insofern kein Thema mehr, als man sich unabhängig vom Geschlecht mit Respekt begegnet. Jeder motiviert sich gegenseitig. In Summe ergibt sich daraus ein mehr als positives Bild.

Struckl: Zudem gibt es klare Aufnahmekriterien für Polizistinnen und Polizzisten. Was also sollte eine Kollegin nicht können, was ein Kollege kann?

Verschnig: Ein ungeheuer wichtiger Aspekt auch für uns Frauen - selbstbewusst an die Sache herangehen, immer mit dem Wissen: das kann ich, auch wenn einmal ein härteres Einschreiten notwendig ist.

Welche Veränderungen im Polizeidienst würden sie außerdem positiv bewerten?
Struckl: Die Exekutive wurde in meiner bisherigen Dienstzeit immer innovativer, etwa bei der Ausbildung. Diese ist mit früher kaum zu vergleichen. Es ist heute wesentlich fundierter und es wird viel in den Nachwuchs investiert.

Verschnig: Diesen Punkt kann ich aufgrund meiner Erfahrungen aus der Grundausbildung nur unterstreichen. Der Lehrplan ist umfassend, fordernd aber auch fördernd. Mit dem Grundgerüst aus der Polizeischule lässt sich der Außendienst gut bewältigen.

Struckl: Aber auch abseits der Ausbildung hat es viele positive Entwicklungen gegeben. Etwa, die Einführung des psychologischen Dienstes oder bei der zunehmend professionalisierten Pressearbeit. Oder, dass Mobbing-Vorwürfe ernst genommen werden.

Wie schätzen Sie die Karrierechancen bei der Kärntner Polizei ein?
Verschnig: Ich denke, dass Wichtigste ist, sich alles zuzutrauen. Mein Plan ist es, Gelegenheiten zu nutzen, in viele verschiedene Bereiche hineinzuschnuppern, um so herauszufinden, was mir an meisten liegt. Ob ich, so wie Elke, einmal Kommandantin werde, kann ich nicht sagen, aber ich weiß, dass noch viele Entwicklungsmöglichkeiten vor mir liegen.

Struckl: Innerhalb der Polizei steht die Förderung von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern an vorderster Stelle. Wenn man bereit ist, die entsprechenden Ausbildungen zu absolvieren, stehen alle Türen bis hinauf in Spitzenpositionen offen. Zudem ist es keine Frage des Alters. Ich selbst habe mich beispielsweise nach beinahe 25 Jahren als "einfache" Polizistin dazu entschlossen, die Ausbildung zur sogenannten Dienstführenden zu absolvieren. Und nun bin ich Kommandantin vom PKZ Thörl-Maglern.

Erinnern Sie sich noch eine Ihre erste oder eine besondere Amtshandlung?
Verschnig: Meine allererste Amtshandlung wird mir aufgrund seiner tragischen Komponente für immer in Erinnerung bleiben. Ich war noch in der Praxisphase I und kam als Ersteinschreiterin zusammen mit einer Kollegin zu einem Verkehrsunfall am Südring, welcher für zwei junge Burschen tödlich endete.

Struckl: Aufgrund meiner mittlerweile bereits Jahrzehnte dauernden Laufbahn, habe ich unzählige meistens sehr schöne und positive Amtshandlungen erlebt. Eine fällt mir aber immer wieder ein. Eines Tages brachten uns Carabinieri einen sehr verwirrten, hoch betagten Mann. Er war als Geisterfahrer in Italien unterwegs und wurde auf Autobahn bei Tarvis angehalten. Gott sei Dank ist damals nichts passiert. Wir haben ihn im PKZ versorgt und uns um ihn gekümmert. Nach mehreren Stunden konnten wir den Sohn, der lebte damals in Niederösterreich, erreichen. Er holte seinen Vater ab. Der Mann verabschiedete und bedankte sich so rührend, dass ich heute noch gerne an den Tag zurückdenke.

Mehr dazu

Weitere Informationen zu Bewerbung, Ausbildung und Karrierechancen finden sich unter www.polizeikarriere.gv.at

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