376 insgesamt
Rekordpleitenjahr bei den Firmeninsolvenzen in Kärnten

Kaum eine Branche blieb von den Insolvenzen verschont. Den höchsten Anstieg an insolventen Firmen gab es im verarbeitenden Gewerbe und in der Gastronomiebranche (Symbolfoto) | Foto: stock.adobe.com/at/Miha Creative
  • Kaum eine Branche blieb von den Insolvenzen verschont. Den höchsten Anstieg an insolventen Firmen gab es im verarbeitenden Gewerbe und in der Gastronomiebranche (Symbolfoto)
  • Foto: stock.adobe.com/at/Miha Creative
  • hochgeladen von Laura Anna Kahl

Die anhaltende und hartnäckige Wirtschaftskrise hat auch ihre Spuren am Kärntner Insolvenzsektor hinterlassen. Das Jahr 2024 hat auch für Kärnten ein Rekordpleitenjahr bei den Firmeninsolvenzen gebracht, jedoch weist Kärnten - entgegen dem österreichweiten Niveau – nicht annähernd die Höchstwerte auf, die wir nach der Finanzkrise in den Jahren 2009/ 2010 zählten.

KÄRNTEN. Auffallend ist, dass im Jahr 2024 in Kärnten beinahe alle Branchen deutliche Zuwächse bei den Insolvenzen verzeichneten. Kaum eine Branche blieb von den Insolvenzen verschont. Den höchsten Anstieg an insolventen Firmen gab es im verarbeitenden Gewerbe und in der Gastronomiebranche. Während sich in der Gastronomiebranche die Insolvenzfälle in Kärnten im Vergleich zu 2023 verdoppelt haben, kam es im verarbeitenden Gewerbe beinahe zu einer Vervierfachung der insolventen Firmen im Vergleich zum Jahr 2023.

Branchenranking

Die Schwäche am Bausektor ließ weniger Dienstleistungs- und Handwerksbetriebe nachfragen. Ebenso in der Solar- und Photovoltaikbranche häuften sich kärntenweit die Insolvenzen um das Vierfache von 2 (2023) auf 8 Insolvenzfälle im Jahr 2024. Mit einer weiteren Zunahme in den kommenden Monaten kann in dieser Branche gerechnet werden. Das höchste Insolvenzaufkommen im Branchenranking führte 2024 in Kärnten die Handelsbranche an, gefolgt von der Gastronomiebranche, private Dienstleistungen (Personenbetreuungen) und der Baubranche.

376 Firmeninsolvenzen

In Summe gesehen verzeichnete Kärnten im Jahr 2024 insgesamt 376 Firmeninsolvenzen, was im Vergleich zum Jahr 2023 einen Anstieg von 26,60 Prozent ausmacht und stellt österreichweit verglichen den sechsthöchsten Zuwachs dar. Die Höchstwerte, wie wir sie in Kärnten nach der Finanzkrise 2009/ 2010 sahen, sind bisher nicht erreicht. Damals zählten wir in Kärnten um rund 20 Prozent mehr Firmeninsolvenzen.

Höchster Anstieg österreichweit

Bei den am Landesgericht eröffneten Firmeninsolvenzen hatte Kärnten 2024 österreichweit den höchsten Anstieg, nämlich 55,71 Prozent (von 140 eröffneten Verfahren im Jahr 2023 auf 218 Verfahren im Jahr 2024. Die mangels Masse abgewiesenen Konkurse, die sich in Kärnten lediglich von 157 Verfahren im Jahr 2023 auf 158 Verfahren im Jahr 2024, somit um 0,64 Prozent, erhöhten, liegen in Kärnten weit abgeschlagen an letzter Stelle. Somit sind erste Anzeichen einer volkswirtschaftlich positiv gesehenen Marktbereinigung von schwach finanzierten bzw. mittels Unterstützungsmaßnahmen am Leben gehaltener Unternehmen erkennbar.

Sanierungspläne nicht erfüllbar

Mit der Zunahme der Firmeninsolvenzen haben sich die Verbindlichkeiten von rund 121,9 Millionen im Jahr 2023 auf 349,2 Millionen im Jahr 2024 erhöht und die Anzahl der von den eröffneten Insolvenzverfahren betroffenen Dienstnehmer hat sich von 582 im Jahr 2023 auf 988 im Jahr 2024 ebenfalls beinahe verdoppelt. Kärnten wies im Jahr 2024 einen sehr hohen Anteil an Verfahren auf, die mittels Sanierungspläne abgeschlossen wurden. Dieser Anteil von 39,13 Prozent liegt deutlich über dem österreichweiten Niveau an abgeschlossenen Sanierungsplänen (29,09 Prozent). Jedoch war im Jahr 2024 auch in Kärnten die steigende Tendenz feststellbar, dass Sanierungspläne nicht erfüllt werden konnten.

Robuste Lage am Arbeitsmarkt

Die derzeit relativ robuste Lage am Arbeitsmarkt und die spürbare Konsumzurückhaltung verhindert eine Zunahme bei den Privatinsolvenzen. Die Anzahl der insgesamten Schuldenregulierungsverfahren in Kärnten war 2024 (662) gegenüber dem Vergleichszeitraum 2023 (692) um rund 4,33 Prozent gesunken. Um rund 57,1 Prozent deutlich erhöht haben sich die mangels Masse abgewiesenen Schuldenregulierungsverfahren, was auf eine Verschlechterung der Verschuldenssituation Privater hindeutet.

Gesamtverbindlichkeiten

Die Gesamtverbindlichkeiten bei den 640 in Kärnten eröffneten Privatkonkursen haben sich nur minimal von 64,857 Millionen im Jahr 2023 auf 63,527 Millionen verringert. Trotz geringerer Anzahl an Privatinsolvenzen hat sich die durchschnittliche Verschuldung von Privaten erhöht, nämlich von rund 95.600 Euro im Jahr 2023 auf 99.200 Euro. Der Anteil der Männer im Privatinsolvenzbereich lag 2024 in Kärnten bei 62,03 Prozent, der Frauenanteil betrug 37,96 Prozent.

Steigender Insolvenztrend

Der AKV geht in Kärnten davon aus, dass der steigende Insolvenztrend sich auch bei wirtschaftlicher Erholung fortsetzen werde. Die derzeitige Wirtschaftskrise ist tiefgreifender und hartnäckiger als jene zu Zeiten der Finanzkrise, wo die Banken regulierend und wirkungsvoller eingreifen konnten. Die Konsumzurückhaltung währte kürzer. Auch wenn in Kärnten erste Zeichen einer Marktbereinigung hinsichtlich schwach finanzierter Unternehmen stattfindet, ist der Rückstau noch nicht abgearbeitet. Treffen wird es weiterhin Firmen, die sich früher aufgrund der jahrelangen Nullzinsphase für wenig Geld finanzieren konnten und eine Unsumme an Verbindlichkeiten anhäuften. Daher wird es 2025 zunehmend mittelständische Unternehmen treffen, die unter den stark gestiegenen Zinsen leiden.

Dominoeffekt erwartet

Durch das anhaltend hohe Insolvenzniveau ist ein Dominoeffekt nicht auszuschließen und wird weitere Firmen mitreißen und sich auch weiterhin auf alle Branchen auswirken. Der AKV rechnet daher für 2025 in Kärnten mit einem zunehmenden Anstieg der Firmeninsolvenzen in Richtung Niveau nach der Finanzkrise. Die Firmeninsolvenzen werden sich voraussichtlich erst 2026 auf hohem Niveau stabilisieren.

Prognose

Am Privatkonkurssektor zeigt sich, dass die Kärntner privat robust aufgestellt sind und dass sie derzeit "noch jedem Sturm" trotzen können. Trotz Abschwächung der Inflation und Konsumzurückhaltung zeichnet sich ab, dass die Schuldensituation Privater im Steigen ist. Im Falle wachsender Arbeitslosenzahlen wird sich auch die Verschuldung Privater zusätzlich verschlechtern. Ein Anstieg an Privatinsolvenzen bei dem derzeit niedrigen Niveau wird unaufhaltbar sein und es kann davon ausgegangen werden, dass die Privatkonkurse im Jahr 2025 wieder bei 700 Verfahren liegen werden.

Ehemaliger Notar aus Bleiburg ist insolvent
Privatkonkurse sind in Kärnten um 16 Prozent gestiegen
Hauptplatz-Supermarkt schlittert offiziell in Konkurs

Du möchtest kommentieren?

Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.

Du willst eigene Beiträge veröffentlichen?

Werde Regionaut!

Jetzt registrieren

Video einbetten

Es können nur einzelne Videos der jeweiligen Plattformen eingebunden werden, nicht jedoch Playlists, Streams oder Übersichtsseiten.

Abbrechen

Karte einbetten

Abbrechen

Social-Media Link einfügen

Es können nur einzelne Beiträge der jeweiligen Plattformen eingebunden werden, nicht jedoch Übersichtsseiten.

Abbrechen

Code einbetten

Funktionalität des eingebetteten Codes ohne Gewähr. Bitte Einbettungen für Video, Social, Link und Maps mit dem vom System vorgesehenen Einbettungsfuntkionen vornehmen.
Abbrechen

Beitrag oder Bildergalerie einbetten

Abbrechen

Foto des Tages einbetten

Abbrechen

Veranstaltung oder Bildergalerie einbetten

Abbrechen

Du möchtest selbst beitragen?

Melde dich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.