Unternehmenspleiten
Größter Anstieg österreichweit in Kärnten

Laut aktueller KSV1870 Insolvenzhochrechnung sind im ersten Halbjahr 2023 in Kärnten 186 Unternehmen von einer Insolvenz betroffen (Symbolfoto) | Foto: stock.adobe.com/at/kwarner
  • Laut aktueller KSV1870 Insolvenzhochrechnung sind im ersten Halbjahr 2023 in Kärnten 186 Unternehmen von einer Insolvenz betroffen (Symbolfoto)
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Laut aktueller KSV1870 Insolvenzhochrechnung sind im ersten Halbjahr 2023 in Kärnten 186 Unternehmen von einer Insolvenz betroffen. Das sind um 62 Prozent mehr gegenüber dem Jahr 2022 - und etwa 28 Insolvenzfälle mehr als im "Normaljahr" 2019.

KÄRNTEN. Mit diesem Plus rangiert Kärnten im Bundesländer-Vergleich auf Platz eins. Die Zahl der Insolvenzverfahren, die mangels Vermögens nicht eröffnet werden konnten, ist mit 109 sehr hoch. 77 Verfahren wurden eröffnet, wobei mehr als die Hälfte davon durch Gläubigeranträge ins Rollen gekommen sind. Gleichzeitig sind die Verbindlichkeiten um knapp 18 Prozent auf 28 Millionen Euro gesunken. Die bis dato größte Firmenpleite betrifft die GHL VertriebsGmbH, Treibach-Althofen, mit Passiva von 4,1 Millionen Euro.

"Über Vorkrisenniveau"

Im ersten Halbjahr 2023 wurden 77 Insolvenzverfahren über Kärntner Unternehmen eröffnet. Zusätzlich führten 109 weitere Insolvenzanträge mangels Vermögens der Schuldner nicht zu eröffneten Verfahren. In Summe sind 186 Unternehmen mit Verbindlichkeiten von 28 Millionen Euro insolvent. "Das sind um 62 Prozent mehr Fälle als im Vergleichszeitraum des Vorjahres. Im Vergleich zum Jahr 2019, dem letzten 'Normaljahr' vor der Corona-Krise, stehen heuer 28 Firmenpleiten mehr zu Buche. Das bedeutet ein Plus von 18 Prozent, womit wir uns hier im Moment über dem Vorkrisenniveau befinden", berichtet Barbara Wiesler-Hofer, Leiterin des KSV1870 Standort Klagenfurt.

Nichteröffnete Insolvenzen als Problem

Es sind die Abweisungen mangels kostendeckenden Vermögens, die diese Entwicklung treiben, wie die Insolvenzexpertin analysiert. Die Zahl der Eröffnungen hat sich um 40 Prozent und die Abweisungen mangels kostendeckenden Vermögens haben sich gegenüber 2022 um 82 Prozent erhöht. Die mangels Vermögens abgewiesenen Insolvenzen sind schon lange ein Thema: Denn jede Unternehmensinsolvenz ohne Verfahren bedeutet keine geordnete Aufnahme der Schulden, keine Prüfung auf Anfechtbarkeiten, keine gleichmäßige Gläubigerbefriedigung und keine Analyse hinsichtlich strafbarer Handlungen. Der Schaden entsteht dabei vornehmlich der öffentlichen Hand (zum Beispiel der Sozialversicherung) sowie dem Fiskus und den Abgabengläubigern.

Bundesländer-Vergleich

Im österreichweiten Durchschnitt sind die Unternehmensinsolvenzen im Vergleich zum Vorjahr um 11 Prozent gestiegen. Mit Ausnahme vom Burgenland und Oberösterreich verzeichnen alle Bundesländer Steigerungen. Kärnten verzeichnet mit 186 insolventen Firmen den größten Zuwachs (+ 62 Prozent), gefolgt von Tirol (+ 16 Prozent) und der Steiermark (+ 15 Prozent).

Betroffene Branchen

Bei den eröffneten Insolvenzen dominieren nach wie vor Betriebe aus dem Bereich der Bauwirtschaft, dem Handel und der Gastronomie das Kärntner Insolvenzgeschehen. Von den Kärntner Pleiten direkt betroffen sind 340 Mitarbeiter. Die bislang drei größten Insolvenzfälle des Jahres in Kärnten betreffen die GHL VertriebsGmbH (Konkurs) aus Treibach-Althofen mit Passiva von 4,14 Millionen Euro, die Kapeller Naturholz Manufaktur GmbH (Konkurs) aus Feistritz mit Passiva von 1,85 Millionen Euro und die RH-Tech plant construction GmbH (Sanierungsverfahren ohne Eigenverwaltung) aus Poggersdorf mit Passiva von 1,38 Millionen Euro.

Ausblick

"Ich gehe davon aus, dass im dritten und vierten Quartal noch einige Eröffnungen folgen werden. Jedoch ist aus heutiger Sicht nicht davon auszugehen, dass es absehbarer Zeit zu einer Insolvenzwelle kommen wird. Es handelt sich dabei vorwiegend um Nachholeffekte aus Krisenzeiten, die wir auch in den kommenden Jahren wohl erleben werden", so Wiesler-Hofer.

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