Zur AK-Wahl:
„Viele verwechseln Arbeiterkammer mit dem AMS“

Geringe Wahlbeteiligung, FPÖ offenbar mit hoher Wählermobilisierung: Wie Politologin Kathrin Stainer-Hämmerle das vorläufige Ergebnis der Arbeiterkammerwahl in Kärnten sieht.

Frau Stainer-Hämmerle, die Fraktion der Sozialdemokratischen Gewerkschafterinnen und Gewerkschafter hat die Wahl laut vorläufigem Ergebnis klar gewonnen, dennoch musste man Verluste einstecken. Gräbt die FPÖ den Sozialdemokraten weiter die Arbeiterschaft ab?
Die allgemeine Stimmungslage kommt der FPÖ zugute, zum Beispiel „die Skepsis gegen die da oben...". Das ist eher der Fall, als dass Wählerinnen und Wähler diesmal anders gewählt hätten. Die Freiheitlichen sind bestärkt durch gute Umfragen, können ihre Anhängerinnen und Anhänger offenbar besser motivieren. Sozialdemokratische Wähler dürften eher daheim geblieben sein, ein Blick auf die gesunkene Wahlbeteiligung lässt dies vermuten.

Minus sechs Mandate laut vorläufigem Ergebnis, das dürfte die Fraktion der Sozialdemokratischen Gewerkschafterinnen und Gewerkschafter dennoch schmerzen…
Am Ende wird es aber doch ein sehr, sehr respektables Ergebnis sein, für die SPÖ. Auch wenn der Verlust jetzt ein wenig schmerzhaft erscheint. Die Stammwählerschaft gibt es einfach nicht mehr, das wirkt sich auf allen Ebenen aus. In Zukunft wird es mehr kleine Listen geben, die temporär erfolgreich sind.

Wie interpretieren Sie die gesunkene Wahlbeteiligung?
Die Struktur in den Betrieben ist eine andere. Früher ging man gemeinsam wählen, gab es eine Art Druck, gemeinsam die Stimme abzugeben. Heute gibt es flexible Arbeitszeiten, Homeoffice, die Briefwahl. In Tirol habe ich einen Workshop mit Jugendlichen dazu gemacht und gefragt, was die Haupttätigkeiten der Arbeiterkammer sind. Da kommen dann Themen wie Mieterberatung, Konsumentenschutz, viele verwechseln die AK mit dem AMS. Der wichtigere Punkt ist aber, dass die AK nicht als politische Organisation wahrgenommen wird. Je politischer sie wird, desto mehr verliert sie an Vertrauen, je unpolitischer sie sich gibt, desto weniger gehen wählen. Eine Gratwanderung.

Könnte die AK-Wahl Auswirkung auf die kommende Europa-Wahl haben?
Ein spannender Punkt ist: Die Freiheitlichen stehen der Arbeiterkammer durchaus kritisch gegenüber, haben es jedoch geschafft, dass ihre Wählerinnen und Wähler dennoch zur Wahl gehen. Die Freiheitlichen sind auch EU-skeptisch, es könnte ihnen aber auch dort in einem höheren Ausmaß gelingen, Wähler zu mobilisieren, als es von den anderen Parteien gehofft wird.

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