Konjunktur
Corona & Fachkräftemangel bremsen Produktivität in Kärnten

Die Nachfrage nach vielen Dienstleistungen hat stark nachgelassen, da es kaum öffentliche Termine gab. Andere Unternehmer haben zwar volle Auftragsbücher, aber kaum fachkundiges Personal | Foto: stock.adobe.com/Blue Planet Studio
  • Die Nachfrage nach vielen Dienstleistungen hat stark nachgelassen, da es kaum öffentliche Termine gab. Andere Unternehmer haben zwar volle Auftragsbücher, aber kaum fachkundiges Personal
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Während manche Berufsgruppen in Kärnten noch immer unter großen Umsatzeinbrüchen leiden, werden andere vom Fachkräftemangel gebremst, so das Ergebnis einer aktuelle Konjunkturumfrage unter Kärntens Gewerbe- und Handwerksbetrieben ist durchwachsen.

KÄRNTEN. Im Durchschnitt sind die Auftragseingänge im Kärntner Gewerbe und Handwerk im ersten Quartal 2021 gegenüber dem ersten Quartal 2020 wertmäßig um 2,5 Prozent gestiegen. Damit zeigt sich eine Erholung gegenüber dem Vorjahresquartal (- 6 Prozent). Die Ergebnisse im Detail:
28 Prozent der Betriebe meldeten Steigerungen um durchschnittlich 21,7 Prozent; bei 50 Prozent der Betriebe lagen die Auftragseingänge auf Vorjahresniveau; 22 Prozent der Betriebe verzeichneten Rückgänge um durchschnittlich 26,5 Prozent.

Sorgen wegen Rückgänge

Der Blick auf die Detailergebnisse bereitet der WK-Sparte Gewerbe und Handwerk aber Sorgen. Vor allem jene Betriebe, die noch immer Umsatz- und Auftragsrückgänge verbuchen müssen, befinden sich in einer schwierigen Situation. "22 Prozent der Befragten haben im ersten Quartal durchschnittlich mehr als ein Viertel ihrer Einnahmen verloren. Das bringt viele Betroffene in Existenznöte, denn Fixkosten sind weiter zu bezahlen", sagt Spartenobmann Klaus Kronlechner. Dies zeigt auch die Detailauswertung der Konjunkturumfrage: Im konsumnahen Bereich vermeldeten durchschnittlich 51 Prozent der Befragten Umsatzrückgänge.

Gestiegenen Rohstoffpreisen

In persönlichen Gesprächen habe sich gezeigt, dass vor allem die Absage von Veranstaltungen und Märkten tiefe Spuren in den Auftragsbüchern ganzer Berufsgruppen hinterlassen hat. Ob Kosmetikstudio, Kunsthandwerk oder maßgefertigte Kleidung: Die Nachfrage nach vielen Dienstleistungen hat stark nachgelassen, da es kaum öffentliche Termine gab. Besonders hart getroffen hat es speziell jene Betriebe, die in der Veranstaltungswirtschaft tätig sind. Für sie gab es keine behördlichen Betriebsschließungen und damit auch weniger Förderungen, aber die Aufträge fehlten trotzdem. Dazu kam die "3G-Barriere": Manche Kunden hatten eine gewisse Hemmschwelle, sich für einen Friseur- oder Nagelstudio-Besuch testen oder impfen zu lassen. Die Intervalle zwischen den Besuchen wurden verlängert oder die Termine wurden überhaupt abgesagt. Speziell ältere Kunden waren mitunter auch verunsichert aufgrund des unmittelbaren Körperkontakts: Masseure berichten aufgrund dessen von Umsatzeinbußen von 30 bis 40 Prozent.

Volle Auftragsbücher

Branchen, in denen Arbeiten rund ums Haus angeboten werden, berichteten über gut gefüllte Auftragsbücher. Auch aufgrund der attraktiven Förderlandschaft investieren Hausbesitzer unter anderem vermehrt in den Umbau zu barrierefreien Badezimmern oder steigen von der Ölheizung auf erneuerbare Energien um. Sie haben aber mit einer anderen Problematik zu kämpfen: die stark gestiegenen Rohstoffpreise, die sich quer durch alle Branchen ziehen. Massive Preiserhöhungen gab es zuletzt beispielsweise für Stahl, Aluminium und Kupfer. Auch die Preise für viele Produkte, die Eisen oder Kupfer enthalten, sind im Steigen. Betriebe berichten, dass sie eisen- oder kupferhaltige Produkte nur mehr zu Tagespreisen kaufen können. Gleichzeitig werden die Lieferzeiten immer länger: Es gibt Nachfrageengpässe wegen unterbrochener Lieferketten und verknappter Angebotspaletten.

Dramatischer Fachkräftemangel

Die gute Auftragslage führte wiederum zu einem dramatischen Fachkräftemangel, berichtet Kronlechner: "Wir trommeln seit Jahren, dass der Fachkräftemangel bedrohende Ausmaße für das Gewerbe und Handwerk annimmt. Jetzt ist die Situation eingetreten, vor der wir immer gewarnt haben: Unsere Betriebe können die Aufträge kaum noch abarbeiten, da ihnen qualifizierte Mitarbeiter fehlen." So geben 24 Prozent der Betriebe an, ihren Beschäftigtenstand in den kommenden Monaten um durchschnittlich 6,8 Personen erhöhen zu wollen. 72 Prozent der Befragten sagen, sie wollen ihren Personalstand nicht verändern – und nur 4 Prozent wollen die Mitarbeiterzahl verringern (um durchschnittlich 1,2 Personen zu verringern). "Das zeigt auch, welch verlässlicher und konstanter Arbeitgeber das Kärntner Handwerk ist", betont der Spartenobmann. Er hofft nun auf Unterstützung der Politik für neuen Schwung im Arbeitsmarkt. "Der Tenor ist der Betriebe ist: Uns fehlen die Mitarbeiter, sonst könnten wir noch mehr Aufträge annehmen. Wir sind jetzt leider an dem Punkt angekommen, an dem der Fachkräftemangel die Produktivität bremst." Die WK-Sparte Gewerbe und Handwerk hat den entsprechenden Stellen bereits Vorschläge unterbreitet, wie zusätzliche Facharbeiter durch Qualifizierungsmaßnahmen ausgebildet werden könnten.

Ausblick 3. Quartal

Für das 3. Quartal 2021 überwiegen per Saldo die optimistischen Einschätzungen um zwölf Prozentpunkte. Hier muss man aber das sehr niedrige Niveau berücksichtigen: Befragt wurden die Betriebe, welche geschäftliche Gebarung sie im Vergleich zum 3. Quartal 2020 erwarten: 20 Prozent der Betriebe erwarten Steigerungen der Auftragseingänge bzw. Umsätze gegenüber dem 3. Quartal 2020 (Vorjahr: 6 Prozent); 72 Prozent sehen keine Veränderung (Vorjahr: 60 Prozent); acht Prozent befürchten Rückgänge (Vorjahr: 34 Prozent).

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