Soldaten als Führungskräfte
Militär kritisiert die Gewerkschaft

Soldaten als Führungskräfte im neuen Amazon-Verteilzentrum in Klagenfurt - die Gewerkschaft kritisiert die Jobausschreibung, das Militär kontert | Foto: MeinBezirk.at
  • Soldaten als Führungskräfte im neuen Amazon-Verteilzentrum in Klagenfurt - die Gewerkschaft kritisiert die Jobausschreibung, das Militär kontert
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Nach unserem Bericht "Neues Logistikzentrum: Versandriese Amazon sucht Soldaten in Kärnten" melden sich der stv. Militärkommandant Kärntens sowie Vertreter der Bundesvereinigung der Milizverbände zu Wort. 

KÄRNTEN. Dass der Versandriese Amazon für das neue Logistikzentrum in Klagenfurt Führungskräfte mit militärischen Hintergrund sucht, bezeichnete die Gewerkschaft GPA Kärnten auf Nachfrage von MeinBezirk.at als "skurril".  Als Managementkompetenzen für zeitgemäßes Führen führte die Geschäftsführerin Jutta BRandhuber unter anderem soziale Kompetenz, Konfliktfähigkeit, Lösungsorientierung, Teamfähigkeit, Überzeugungskraft, analytisches Denkvermögen, Resilienz und Geduld, emotionale Intelligenz, Leidenschaft und Verantwortungsbewusstsein. Ein militärischer Hintergrund sei etwas für das Militär, nicht aber für die Wirtschaft. 

Ethik, Recht, Logistik

Heftige Kritik kommt nun aus dem Militärkommando Kärnten zu dieser Aussage. "Diese aufgezählten Kompetenzen entsprechen "skurriler" Weise den Inhalten der Führungskonzepte des ÖBH und der Curricula unserer Militärakademie und Landesverteidigungsakademie, welche mit Bachelor- und Masterabschlüssen durch die Offiziere und Führungskräfte des österreichischen Bundesheeres - als auch im internationalen Austausch (z.B. mit West Point) sowie mit der Universität Wien - absolviert werden", heißt es in Schreiben vom 9. Februar 2022. Des Weiteren: "Diese Aus- und Fortbildung beinhaltet neben Führungs- und Organisationslehre ebenso die Lehrveranstaltungen von Ethik, Logistik, Recht und vieles mehr. Ebenso finden alle diese Kompetenzen in den Curricula der Ausbildung unserer Unteroffiziere an der Heeresunteroffiziersakademie seit Jahren ihren Niederschlag."

Kein "esoterischer Sitzkreis"

Stefan Lekas, stellvertretender Militärkommandant & Leiter der Stabsarbeit weiter: "Zugegeben wird das Militär stets mit Kampf und Krieg verbunden und ist damit automatisch negativ behaftet, aber militärische Verfahren und Prozesse des Führens dienen in Demokratien des 21. Jahrhunderts primär dem Schutz der Bevölkerung und des Staates, also zu Problemlösungen aller Art und ja, irgendwann ist der esoterische "Sitzkreis" vorbei und es muss zielgerichtet gehandelt und umgesetzt werden, im Sinne von "facta non verba" und "officium dare".

Vorzüge der militärisch geschulter Arbeit

Auch aus dem Bundesverband der Milizsoldaten heißt es: "Wer strukturiertes Arbeiten in einer Krise beherrscht, der beherrscht dieses auch im normalen Alltagsbetrieb. Gerade werden wir in Österreich Zeugen, dass die politischen Entscheidungsträger auf sie Tugenden und Vorzüge militärisch geschulter Stabsarbeit zurückgreifen." Ein Blick in die Lehrpläne von Unteroffiziersakademie, TherMilAK oder in den Milizausbildungskalender würde völlig genügen, um sich davon ein Bild zu machen. „Schön, dass Teile der Politik das erkannt haben, schön, dass auch die Privatwirtschaft das so sieht. Schade, dass die GPA, das nicht so sieht. Es liegt mir ferne die GPA Kärnten in irgendeiner Weise belehren zu wollen."

Das Beste aus zwei Welten

"Ein Hinweis sei aber gestattet: die österreichische Landesverteidigung beruht auf der allgemeinen Wehrpflicht und ist gemäß Artikel 79 B-VG nach dem Grundsatz eines Milizsystems auszurichten. Milizsoldaten üben neben ihrem militärischen Beruf auch einen Zivilberuf aus. Sie vereinen daher in gewisser Weise „das Beste aus zwei Welten.“ Es ist daher dem Milizgedanken durchaus zuträglich, wenn Unternehmen auf die erworbenen militärischen Fähigkeiten zurückgreifen und damit die Motivation, den Militärdienst abzuleisten, stärken. Das ist in der Schweiz durchgängige Praxis und wird nun auch in Österreich als Vorteil erkannt. Insofern ist eine solche Stellenausschreibung nur folgerichtig“, so Bernd Huber, Präsident der Bundesvereinigung der Milizverbände abschließend.

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