100 Jahre Wirtschaft in Kärnten
Tauernschleuse: Seit 100 Jahren ein Erlebnis!

Keine Bügel zur Sicherheit: Die Anfänge des Autozuges | Foto: ÖBB
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  • Keine Bügel zur Sicherheit: Die Anfänge des Autozuges
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Sie verbindet Kärnten mit Salzburg und ist seit dem Jahr 1920 von großer wirtschaftlicher Bedeutung: die Tauernschleuse. Heute ist sie auch für Radfahrer ein beliebtes Transportmittel.

MALLNITZ. Die Tauernschleuse (Autoschleuse Tauernbahn) als Teilstück der Tauernbahn zwischen Mallnitz und Böckstein besteht seit 1920. Im Kärntner Jubiläumsjahr feiert also auch sie ihr 100-jähriges Bestehen. Diese Möglichkeit der Autoverladung ist einzigartig in Österreich. Im Juni wird es ein Jubiläumsfest geben. 

Wie alles begann …

In den Anfängen wurden Autos, von denen es ja in den 20er-Jahren noch nicht so viele gab, nur nach Bedarf mitgenommen. Wenn jemand den Wunsch hatte, mit dem Fahrzeug mitgenommen zu werden, versuchten die Mitarbeiter, dies irgendwie zu bewerkstelligen – behelfsmäßig, indem das Fahrzeug über eine Rampe auf einen normalen Güterwagen gefahren wurde. Das waren in den "20ern" etwa 100 Fahrzeug im Jahr. Der Fokus lag damals auf dem Transitverkehr. 

Ab 1938 ganzjähriger Betrieb

Dies änderte sich, als gegen 1928 der Tourismus im Gasteiner Tal Fahrt aufnahm. Im Sommer wurde die Tauernschleuse ab diesem Jahr regelmäßig betrieben – mit einer Klein-Lok mit 35 PS. 1929 folgte eine Dampflok, 1933 wurde die Tauernbahn elektrifiziert und nahm schon rund 3.000 Fahrzeuge jährlich mit. Im Jahr 1938 wurde sie erstmals ganzjährig planmäßig betrieben.

Die Tauernschleuse feiert heuer ihr 100-Jahr-Jubiläum mit einem Fest im Juni. | Foto: ÖBB
  • Die Tauernschleuse feiert heuer ihr 100-Jahr-Jubiläum mit einem Fest im Juni.
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Kein Betrieb im Krieg

Nach einem Stillstand im Zweiten Weltkrieg wurde die Tauernschleuse 1945/46 ausschließlich für die Besatzungsmächte genutzt, erst 1947 wieder öffentlich. Die Frequenz war natürlich eingebrochen. 

Der wirtschaftliche Aufschwung

Dann begann der wirtschaftliche Aufschwung, es war mehr Leistung notwendig und so wurde 1958 groß aufgerüstet, u. a. mit einem Ausbau der Güterwägen. Rund 130.000 Fahrzeuge wurden damals schon pro Jahr transportiert. 1960 konnte man die Verladezeiten von 45 auf 15 Minuten verkürzen, erstmals fuhr man im 20-Minuten-Takt. 
Die Beliebtheit steigerte sich bis zum Höhepunkt 1975 mit 756.000 transportierten Fahrzeugen im Jahr. 

Einbruch der Nutzungszahlen

Die Eröffnungen der Felbertauernstraße (1967) und – viel mehr noch – des Katschbergtunnels (1974) und des Tauerntunnels (1975) schlugen sich stark in der Frequenz nieder: "Es gab einen markanten Einbruch auf nur noch ca. 437.000 Fahrzeuge pro Jahr – und damit wurde auch auf einen Halb-Stunden-Takt umgestellt", erzählt Reinhard Wallner, Regionalmanager ÖBB-Personenverkehr Kärnten. Dieser Rückgang setzte sich in den 80er-Jahren fort.
1990 setzte man erstmals Niederflurwaggons ein, um auch höhere Fahrzeuge transportieren zu dürfen.

Bis zum Anfang des aktuellen Jahrtausends durften die Reisenden noch im Fahrzeug sitzen bleiben. | Foto: ÖBB
  • Bis zum Anfang des aktuellen Jahrtausends durften die Reisenden noch im Fahrzeug sitzen bleiben.
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Hohe Sicherheitsauflagen

Am 29. Mai 1999 geschah die unvergessliche Brandkatastrophe im Tauerntunnel. Wallner: "Nach langer Zeit erreichte man wieder über 400.000 transportierte Fahrzeuge." Die nächste Katastrophe ließ leider nicht lange auf sich warten: das Kaprun-Brandunglück in der Tunnelbahn im Jahr 2000, das eine drastische Erhöhung der Sicherheitsauflagen nach sich zog. "Die damaligen Investitionen in die Sicherheit waren auch bei der Tauernschleuse sehr hoch – bei allen Tunneln. Reisende durften ab diesem Zeitpunkt auch nicht mehr im Auto sitzen bleiben", weiß Wallner. "Außerdem gibt es seitdem einen eigenen Tunnel-Rettungszug mit Löschzug, der rund um die Uhr bereitstehen muss."

Radler fahren auf die Schleuse ab

Auch 2007 investierten die ÖBB in eine komplett neue "Flotte" für die Tauernschleuse. Als 2011 die zweite Röhre des Tauerntunnels eröffnet wurde, pendelten sich die Fahrgastzahlen auf dem heutigen Stand ein: 180.000 Fahrzeuge pro Jahr und um die 400.000 Fahrgäste. 
In den letzten Jahren haben vor allem die Radfahrer die Tauernschleuse für sich entdeckt, wenn sie auf dem Alpe-Adria-Radweg von Salzburg nach Grado unterwegs sind. Wallner weiß: "2016 haben wir pro Jahr etwa 1.200 Räder transportiert, es gibt einen eigenen Radwaggon. 2019 waren es schon über 13.000." Die letzte große Investition war übrigens die Verlängerung der Bahnsteige in Mallnitz und Böckstein im Jahr 2018.

58 Millionen Reisende "durchgeschleust"

In 100 Jahren Tauernschleuse wurden insgesamt rund 19,5 Millionen Fahrzeuge und 58 Millionen Reisende "durchgeschleust". Neben der heute auch wichtigen touristischen Nutzung ist die wirtschaftliche Bedeutung der Tauernschleuse aber nach wie vor groß. Zuletzt gingen die Verkaufszahlen für Jahreskarten (Pendler) wieder rauf, heuer sind es 1.200 Karten. 
Der Bahnhof in Mallnitz, der heuer noch komplett barrierefrei umgebaut wird, besitzt eine wirtschaftliche Strahlkraft für die ganze Region. "Es gibt kaum kleine Alpen-Gemeinden, die über eine direkte Zug-Anbindung nach Deutschland verfügen", so Wallner. 

"Erlebnis" im Vordergrund

Die ÖBB denken nun über eine Neupositionierung der Tauernschleuse nach. Das "Erlebnis", das man bei einer Fahrt spürt, soll in den Fokus rücken. Wallner: "Wir denken auch über neue Personenwagen nach und über eine Weiterentwicklung des Themas Fahrrad im Hinblick auf E-Bikes, für deren Transport neue Lösungen vonnöten sind."
Vor dem Jubiläumsfest im Juni gibt es auch noch etwas zu tun: Der Warteraum im Bahnhof Mallnitz soll attraktiver gestaltet werden – und dort auch die Geschichte der Autoschleuse dargestellt werden. In Erinnerung an eine 100 Jahre alte wirtschaftliche Institution.

"Die ÖBB sind mittlerweile ein österreichisches Unternehmen, das Europa vernetzt. Wir kommen aber aus der Regionalität und daher ist es uns ein Anliegen, mit und für die regionale Bevölkerung zu wirken und Mehrwert zu stiften!" Reinhard Wallner, Regionalmanager ÖBB-Personenverkehr Kärnten

So kann man die Autoschleuse nutzen

  • Die Züge fahren stündlich, die Fahrzeit beträgt elf Minuten.
  • Mitgenommen werden PKW, Motorräder und auch – breiten-, höhen-, längen- und gewichtsbeschränkt – Busse und LKW, ebenso Fahrräder und Fußgänger. 
  • Abfahrt in Mallnitz-Obervellach stündlich zur Minute 50 – von 5.50 Uhr bis 22.50 Uhr (letzter Zug)
  • Abfahrt in Böckstein stündlich zur Minute 20 – von 6.20 Uhr bis 23.20 Uhr (letzter Zug)
  • Von 30. April bis 12. Oktober gibt es einen zusätzlichen Radwaggon.
  • Info: oebb.at/autoschleuse

So feiern die ÖBB 100 Jahre Kärntner Volksabstimmung:

  • Kunstprojekt im Rahmen von "CarinthiJa 2020": Präsentation eines eigens gestalteten ÖBB-Radwaggons im Rahmen des "Radforums Kärnten 2020" am 27. Februar in Villach.

  • 100-Jahr-Jubiläum der Tauernschleuse im Juni

  • Malwettbewerb gemeinsam mit der Bildungsdirektion Kärnten bis zum Sommer im Rahmen von "CarinthiJa 2020"; Thema: "Reisen im Zuge der Zeit – CarinthiJa 2020 – 100 Jahre Mobilität in Kärnten"

  • Die ÖBB sind auch Mobilitätspartner im Zuge der großen 10.-Oktober-Feier in Klagenfurt und werden ein Zusatzangebot bereitstellen.



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