Advent-Impuls aus dem Stift Kremsmünster
"Gaudete! Freut euch! - Immer?!"

fr. Philipp Wögerbauer | Foto: Stift Kremsmünster
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KREMSMÜNSTER. Ein Impuls von Frater Philipp Wögerbauer vom Stift Kremsmünster zum dritten Adventssonntag.

Die zweite Lesung des dritten Sonntags im Advent, aus dem Philipper-Brief, beginnt mit einem programmatischen „Freut euch“ - „Freut euch im Herrn zu jeder Zeit! Noch einmal sage ich: Freut euch!“ Sich freuen, zu jeder Zeit? Als ob immer alles gut wäre? Gerade in unseren Breiten könnte man jetzt, in der finsteren und kalten Jahreszeit, einen provokanten Unterton in diesen Zeilen vernehmen.

Es stimmt schon, noch werden die Tage kürzer, die Finsternis mehr. Jeder, der schon mit (Winter-) Depression in irgendeiner Weise in Berührung gekommen ist, weiß ein Lied davon zu singen, wie schwer es bisweilen fallen kann, in so einer Phase sich zu irgendetwas auch nur aufzuraffen – vom „gute Laune Verbreiten“ gar nicht erst zu reden.

Doch mittlerweile sind die Schrifttexte nicht mehr so düster wie noch zu Beginn der Adventszeit, und auch der Apostel Paulus gibt uns in der zweiten Lesung von „Gaudete“ die Zusage „Der Herr ist nahe“. Ich denke, es ist nicht die Absicht des Apostels, alles nur rosarot und positiv zu sehen, Negatives oder Leid gar zu verklären, heißt es doch im Text weiter „bringt in jeder Lage betend und flehend eure Bitten mit Dank vor Gott“. Paulus lädt uns geradezu ein, quasi „in guten wie in bösen Tagen“ unseren Dank, unsere Bitten, Ängste und Sorgen, aber auch unsere Enttäuschungen, Verletzungen, unsere Wut dem Herrn hinzuhalten. In Hinblick auf die Brautsymbolik – die Kirche, also auch das Volk Gottes, als Braut Christi – empfinde ich das als befreienden Gedanken. Ich absolviere zurzeit eine einführende Ausbildung in die Lebens-, Sterbe- und Trauerbegleitung, und gerade in diesem Grenzbereich, gegen Ende des Lebens, bedarf es – in erster Linie natürlich für Patientinnen und Patienten, aber auch für Angehörige sowie haupt- und ehrenamtlich Begleitende – dieses „Ventils“, mit Gott auch hadern, an Gott auch (ver-)zweifeln zu dürfen. Selbstverständlich führt das unter Umständen zu einem Bruch mit Gott, der sich bis zum Tode des/der Betroffenen nicht mehr löst. Genauso kann aus dieser Verzweiflung aber auch Heil erwachsen, selbst wenn an eine medizinische Heilung längst nicht mehr zu denken ist – die einschlägige Fachliteratur spricht dann von „Wandlung“ oder „letzter Reifung“, die nach anfänglichem Kämpfen gegen die Situation dem Leidenden doch ein gelöstes, erlöstes Sterben ermöglichen kann. Ein solches „Heilwerden“ kann natürlich aus jeder schweren Leiderfahrung resultieren, auch wenn diese nicht tödlich endet.

Das seine Bitten „ betend und flehend mit Dank vor Gott“ Bringen begegnet uns auch in den Lesungen und Evangelien der kommenden Woche. Exemplarisch seien genannt die Lukas-Perikope von Elisabet und Zacharias (Lk 1, 5 – 25), sowie die Lesung aus dem ersten Buch Samuel:

Elisabet droht die gesellschaftliche Schande, ihrem Ehemann keine Kinder geboren zu haben – sie galt als unfruchtbar und beide waren alt. „Beide lebten so, wie es in den Augen Gottes recht ist ...“ Man kann sich ausmalen, wie oft und wie sehr diese beiden wohl zu Gott um die Erfüllung des Kinderwunsches gebetet haben mögen. Letztlich wird durch das Wirken Gottes Elisabet und Zacharias mit Johannes dem Täufer doch ein Sohn geschenkt; der Priester Zacharias dankt Gott überschwänglich mit dem „Benediktus“, das wertvoller Bestandteil des christlichen Gebetsschatzes wurde: „Gepriesen sei der Herr, der Gott Israels, ...“

Hanna erwartet ein ähnliches Schicksal – alt, kinderlos, von der Gesellschaft deswegen geächtet, verstoßen. Still, aber mit deutlicher Mimik und Gestik betet und fleht sie im Tempel dermaßen eindringlich, dass der Priester – nicht ahnend, dass sie soeben dem Herrn ein Gelübde geschworen hat - sie aus dem Tempel werfen will mit der Ermahnung, sie möge doch ihren Weinrausch loswerden. Auch Hanna empfängt mit Samuel den erhofften männlichen Nachkommen, erfährt im obigen Sinne Heilung. Als sie ihren Sohn im Tempel „... vom Herrn zurückfordern ...“ lässt, ihr Gelöbnis einlöst, bringt sie wortwörtlich ihre Bitte – Samuel – mit Dank vor Gott.

So können unter Umständen auch wir – vielleicht erst Jahre später, im Rückblick auf schwere Zeiten in unserem Leben – eine solche Erfahrung von Heilwerden machen, schöne Erfahrungen, wie einen treuen Beistand, das eine oder andere gute Wort letztlich auch mit Dank vor Gott bringen, so wie es etwa in einem Psalm heißt: „... wirf deine Sorge auf den Herrn, er hält dich aufrecht ...“. Welche Eheleute - und damit knüpfe ich abschließend nochmals an die Brautsymbolik (Christus und die Kirche als seine Braut) an – kennen das nicht? Es haben sich in der Beziehung Spannungen, vielleicht auch seelische Verwundungen, Verletzungen angestaut – dann entladen sich diese Spannungen in einer heftigen Diskussion, werfen sich die Ehepartner in einem solchen oft zitierten „reinigenden Gewitter“ verbal die Dinge an den Kopf, an denen man sich aneinander reibt. Wenn dann über dieses Ventil wieder „Dampf abgelassen“ wurde, kann man sich meist wieder miteinander und aneinander freuen, und den gemeinsamen Weg wieder in Freude weitergehen. Kann so vielleicht der Advent zur Freudenzeit werden?

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