Ozapft is ...

Birkenwasser – der Energydrink aus der Natur

Jedes Kind erkennt sie schon an ihrem schwarz-weiß gescheckten Stamm: die Birke. Sie wurde jahrhundertelang für ihren vielfältigen Nutzen geschätzt, doch das Wissen über diese Heilquelle ist weitgehend verlorengegangen. Die Rieder Familie Edlinger hat diesen heimischen Naturschatz wiederentdeckt.

RIED IM TRAUNKREIS. Franz Edlinger geht zielstrebig zu einem kleinen Waldstück mit Birken. Schon vom Hauptweg aus sind die leuchtend weißen Stämme mit den schwarzen Musterungen zu sehen. Als Rehbisse 90% seiner 3000 Jungbäume zerstörten, füllten die entstandenen Lücken meist Birken. „Birken gelten als überdimensioniertes Unkraut“, ärgerte sich Edlinger im ersten Moment. Aber mit der Idee, hunderte Bäume einfach umzuhauen, konnte sich der Waldliebhaber absolut nicht anfreunden. Er hörte sich um, was man sonst noch mit Birken anstellen könnte. Wird im Frühjahr der Stamm von Birken angezapft, sprudelt daraus frisches Wasser, das mit zahlreichen Mineralstoffen angereichert ist. Also riss der junge Bauer die vermeintlich störenden Bäume nicht aus, sondern nutzte ihre wertvollen Ressourcen.

Frisch gezapftes Birkenwasser

„Birkenwasser anzuzapfen ist eigentlich nichts Neues, aber vielfach in Vergessenheit geraten“, weiß Edlinger um die lange Tradition des Wunderwassers. Knapp zwanzig Zentimeter über dem Waldboden bohrt er mit einem Akkubohrer ein kleines Loch in einen Birkenstamm. Durch ein dünnes Plastikrohr tröpfelt das kostbare Nass nach und nach in ein Glasgefäß. „Nach nur einer Stunde wird das Glas halbvoll sein.“ Birkenwasser lässt sich pur trinken und schmeckt fast wie normales Wasser, durch den Birkenzucker Xylit nur ein bisschen süßlicher. „Birkensaft zapfen kann man nicht zu jeder Zeit“, verrät der Rieder. Der richtige Zeitpunkt zum Ernten des Birkensafts ist nach dem Erwachen des Baumes aus der Winterruhe. Wenn das Wasser aus dem Boden in den Stamm der Birke schießt: Bis 200 Liter Birkenwasser transportiert eine Birke im Frühjahr. „Ich entnehme nur ca. 1 Liter“, sagt der Naturliebhaber mit Nachdruck, „so leidet der Baum nicht unter dieser kleinen 'Blutspende'“. Die Wunde in der Rinde wird nach dem  Melken“ mit einem Holzpfropfen wieder verschlossen. Der Fluss des Natursaftes dauert etwa zwei Wochen an, dann versiegt die Quelle bis zum nächsten Frühjahr wieder.

Naturheilmittel direkt aus dem Wald

Schon seit hunderten Jahren wird die heilende und verschönernde Wirkung des  "Wunderwassers" geschätzt. Es schmeckt nicht nur gut, sondern ist auch ein echter  Gesundheitsbrunnen. „Der Saft einer Birke ist äußerst reich an Vitaminen und anderen wertvollen Inhaltsstoffen“, so Edlinger. Die kostbare Flüssigkeit wirkt entzündungshemmend und entgiftend. Sie stärkt das Immunsystem, kann Cholesterinwerte senken, fördert die Gesundheit der Haut und kommt auch bei der Haarpflege zum Einsatz. Birkenwasser muss zudem keine langen Transportwege zurücklegen, bis es in unseren Kühlschränken landet.

Haltbarkeit

„Der frisch geerntete Birkensaft muss im Kühlschrank aufbewahrt werden, sonst wird er
schnell trüb und beginnt zu gären“, erläutert Edlinger. Die Haltbarkeit beträgt aber auch in diesem Fall nur wenige Tage. Daher tüftelt er in Zusammenarbeit mit den HTL's Wels und Wieselburg an einer Lösung, Birkenwasser länger haltbar zu machen. „Alle typischen Erfrischungsgetränke sind voll mit Zucker und Aromen“, gibt der Rieder zu bedenken, „mein Ziel ist es, einen möglichst natürlichen und gesunden Durstlöscher zu entwickeln, der aber auch gut schmeckt“.

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