BirdLife Österreich
Aufwind für Brachvogel - Sorge um Braunkehlchen

Der Ornithologe Hans Uhl aus Schlierbach machte sein Hobby zum Beruf.  | Foto: Wolfinger
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Hans Uhl ist Leiter der Vogelschutzorganisation BirdLife Oberösterreich. Der Schlierbacher Ornithologe weiß, wie es um unsere heimische Vogelwelt bestellt ist.

SCHLIERBACH. Gemeinsam mit etwa 300 Ornithologen in Oberösterreich erforscht und dokumentiert Hans Uhl die Bestandstrends heimischer Vögel. Die Sorge ist dabei ein ständiger Begleiter. Dennoch gibt es derzeit gute Nachrichten. Das betrifft vor allem den Brachvogel, dessen Bestände sich im Bundesland gut erholen. "Bei uns im Oberen Kremstal galt er seit 2006 als ausgestorben. Heuer hat nach 15 Jahren erstmals wieder ein Brachvogel-Paar in den Krems-Auen gebrütet."

Der Brachvogel fühlt sich immer öfter in Oberösterreich wohl und brütet hier. | Foto: J. Limberger
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"Auch vom Rotmilan gibt es Erfreuliches zu berichten", sagt Hans Uhl. Nach seiner Ausrottung Anfang des 20. Jahrhunderts begann er 2015 wieder in Oberösterreich einzuwandern. Heuer brüteten im Kremstal bereits drei Paare. Ähnliches gibt es über den Schwarzmilan zu berichten.

Der Rotmilan - auch seine Bestände erholen sich derzeit. | Foto: Michael Dvorak
  • Der Rotmilan - auch seine Bestände erholen sich derzeit.
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"Das darf aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass es auch viele Sorgenkinder gibt," so Uhl. "Grundsätzlich kann man aber sagen, dass es unseren heimischen Waldvögeln gut geht. Auch den Bergvögeln." Damit dieser Trend anhält, hat Hans Uhl einen konkreten Wunsch: "Das Nationalpark-Kalkalpen-Gebiet sollte bis ins Tote Gebirge ausgedehnt werden. Das Tote Gebirge zählt zu unseren großen Naturschätzen und das gehört langfristig gesichert."

Braunkehlchen verschwinden

Bei unseren heimischen Feld- und Wiesenvögeln gibt es kaum Gutes zu berichten. "Die 14 cm kleinen, attraktiv gefärbten Braunkehlchen brüten seit etwa zwanzig Jahren nicht mehr in unserer Region. Aktuell gibt es nur noch etwa dreißig Paare im Grenzstreifen zu Südböhmen. Die Gründe für das langsame Aussterben von Braunkehlchen, Wiesenpieper, Feldlerchen und Rebhühnern: "Es gibt zu wenig erst spät im Sommer gemähte Wiesen und Wiesenbrachen. Bodenbrüter haben in mehrmähdigen Wiesen keine Chance, ihre Jungvögel durchzubringen. Viele Vögel ernähren sich von unterschiedlichsten Insekten und Samen. Die gibt es da, wo es Artenvielfalt gibt. Diese zu fördern und zu erhalten ist eines der großen Zukunftsthemen. Nicht nur im Großen - auch im Kleinen. Da sind wir alle auch als Einzelpersonen gefordert, mitzuhelfen. Zum Beispiel durch respektvollen Umgang mit der Natur. Im Wald genauso wie im eigenen Garten."

Das Braunkehlchen bleibt ein Sorgenkind. Es gilt bei uns im Oberen Kremstal seit vielen Jahren als ausgestorben. | Foto: Michael Dvorak
  • Das Braunkehlchen bleibt ein Sorgenkind. Es gilt bei uns im Oberen Kremstal seit vielen Jahren als ausgestorben.
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Naturnahe Gartengestaltung
"Jeder Gartenbesitzer trägt Mitverantwortung für die Entwicklung unserer Gartenvögel," ist Hans Uhl überzeugt. "Da gehört die Option auf Hauskatzen zu verzichten ebenso dazu, wie die regelmäßige Reinigung von Futterplätzen. Heimische Heckenpflanzen und wilde Ecken im Garten bieten den Gartenvögeln Nahrung, Versteck- und Nistmöglichkeiten."


Mehlschwalbe ist Vogel des Jahres 2022

Die Mehlschwalbe zählt wohl zu unseren bekanntesten Vögeln. Ihre viertelkugelförmigen Lehmnester unter Dachvorsprüngen sind kleine Kunstwerke. Manche Menschen sehen darin eher die Ursache für Fassadenverschmutzung und entfernen sie absichtlich. "Dabei kann man sich vor den ungewünschten Hinterlassenschaften der Schwalben ganz leicht durch Kotbrettchen schützen. Sie werden unterhalb der Nester angebracht. Viele greifen aber zu drastischeren Mitteln: zu Spikes und speziellen Fassadenanstrichen," wissen die Experten von BirdLife und setzen auf regelmäßige Informationskampagnen, um dem entgegenzuwirken. 
"In den letzten 20 Jahren haben sich die Bestandszahlen der Mehlschwalben etwa halbiert. Die Gründe dafür sind vielfältig, aber allesamt menschenverursacht: Zerstörung des Lebensraumes durch Bodenversiegelung, intensivierte Landwirtschaft und  Sanierungsmaßnahmen an Häusern. Aber auch das geringer werdende Nahrungsangebot trägt dazu bei: Es gibt weniger fliegende Insekten," so die Experten. Wer die Mehlschwalben gerne zu sich einladen möchte, kann Lehmpfützen anlegen, Kunstnester anbringen und den Garten pestizidfrei und insektenfreundlich anlegen, empfiehlt BirdLife Österreich.

Mehlschwalben bauen Nester aus Lehm | Foto: Katharina Stefke
  • Mehlschwalben bauen Nester aus Lehm
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Schwalben gelten als Glücksbringer

Zu Maria Geburt fliegen die Schwalben furt (8. September)- Zu Maria Verkündigung kommen sie wiederum (25. März). Abflug und Ankunft der Schwalben wurden in früheren Zeiten immer genau beobachtet. Sie galten als Frühlingsboten und Glücksbringer. So hatten die eleganten Flieger als unmittelbare Nachbarn der Menschen ihren festen Platz im Jahreskreis. "Neuerdings ist wieder ein Trend hin zum Vögel beobachten, zum Birdwatching, erkennbar," freut sich Hans Uhl. Infos gibt es bei www.birdlife.at

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