Servus TV-Doku
Erfolgreiche Dreharbeiten zu Wildererdrama in Molln

Eine Mollner Maultrommel aus der limitierten Auflage gab es für die Regie und Mitwirkende am "Mollner Wildererdrama".  | Foto: Servus TV/Feature Film, Paul Bachinger
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  • Eine Mollner Maultrommel aus der limitierten Auflage gab es für die Regie und Mitwirkende am "Mollner Wildererdrama".
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Eine neue Servus TV-Doku arbeitet die „Wilderertragödie von Molln“ filmisch auf. Mollner Laiendarsteller und Jäger waren als Schauspieler bei den eben zu Ende gegangenen Dreharbeiten dabei.

MOLLN. „Die Ironie der Geschichte: Fast alle Wilderer in meinem Film sind in Wahrheit Jäger aus Molln“, schmunzelt Regisseur Fritz Kalteis am Rande der Dreharbeiten zum Bergwelten – Dokudrama „Wilderer – Rebellen der Berge“. Diese haben dieser Tage im Raum Molln stattgefunden. Dabei inszenierte das Filmteam unter anderem eine tatsächlich stattgefundene Treibjagd der Wilderer von Molln sowie die schicksalshafte Auseinandersetzung mit der Gendarmerie, die am 14. März 1919 im Gasthaus Dolleschal in Molln stattgefunden hat. Dabei starben vier Wilderer.

Starke Männer

Tatsächlich sind die Landschaft um Molln und die Mollner selbst die wahren Hauptdarsteller des Films. Als Darsteller wurden – neben den drei Profis Martin Zauner, Markus Dominic Singer und Alex Knaipp – ausschließlich Laien aus Molln und Umgebung gecastet. „Das wichtigste in dem Film ist höchste Authentizität – auch in Sachen Sprache, also der Mundart aus Molln“, so der Regisseur zum Grund für diese Entscheidung. Auch Hauptdarsteller Dominic Marcus Singer hat für seine Rolle als „Wolfbauern Gust“ extra Dialektunterricht genommen. Die Wilderer wurden zudem hauptsächlich von Jägern aus Molln dargestellt, damit auch die Jagdszenen waidmännisch korrekt ablaufen.

Starke Frauen

Daneben verkörpern drei Frauen aus Molln auch drei starke Frauenfiguren, die die Geschichte prägen: Barbara Schmidberger als Berneckerin, Iris Egelseer als Wirtin Annalia Dolleschal und vor allem Miriam Russmann als Wirtstochter Katharina. „Aus ihrer Perspektive erleben wir das Drama, das sich im Gasthaus abgespielt hat“, erzählt die erst 14 Jahre alte und hochbegabte Jungschauspielerin. Zur Vorbereitung des Drehs wurden die DarstellerInnen aus Molln von der Schauspielerin Martina Poel gecoacht, die derzeit wieder in „Vier Frauen und ein Todesfall“ im TV zu sehen ist.

„Halb Molln hat zusammengeholfen, um uns bei den Drehs zu unterstützen“, sagt Produktionsleiterin Rosmarie Lackner begeistert, „von der Jägerschaft über die Feuerwehr bis hin zur Nationalparkverwaltung“. Im liebevoll restaurierten Hoisnhaus in Molln fand das Team die ideale Location für die Innendrehs.

Anhand des Wildererdramas von Molln lässt der Film auch die sozialen Ungerechtigkeiten spürbar werden, die die Menschen unmittelbar nach dem ersten Weltkrieg dazu getrieben haben, zu Wilderern zu werden. „Dazu kommen aber natürlich auch noch männliches Imponiergehabe und persönliches Rebellentum“, so Bergwelten-Chef Hans Peter Stauber. Die Spieldokumentation „Wilderer – Rebellen der Berge“ wird in etwa einem Jahr im Rahmen TV-Reihe „Bergwelten“ auf Servus TV ausgestrahlt.

Die Wilderertragödie von Molln

Im Zentrum des Films steht eine Geschichte, die alle Motive des Wilderns geradezu idealtypisch in sich vereint: Das Wildererdrama von Molln im März 1919. Unter dem Eindruck der allgegenwärtigen Not, des Hungers und des Untergangs des Kaiserhauses bilden sich in Molln im Steyrtal um das Jahr 1918 regelrechte Wildererbanden: junge, zornige, vom Krieg traumatisierte Männer, die von den Fronten zurückkehrten, nur um festzustellen, dass in der Heimat Not und Hunger noch größer sind. Angestachelt von der Weigerung des lokalen Grafen Lamberg, wie vorgeschrieben zur Versorgung der Bevölkerung 80% des Wildbestandes abschießen zu lassen, greifen sie zur Selbsthilfe. Immer öfter knallen in den Jahren 1918 und 1919 in den Mollner Wäldern die Büchsen der Wilderer, immer selbstbewusster werden die jungen Bauernburschen, Holzknechte und Schmiedegesellen in ihrem Treiben als Wilderer.

Sozialrevolte

Die ersten Toten sind die unweigerliche Folge. Am 17. Oktober 1918 stirbt der gräfliche Förster Johann Daxner durch einen Schuss aus nächster Nähe. Er hinterlässt 10 Kinder. Mitte Jänner 1919 wird der Wilderer Vinzenz Bloderer von hinten vom Forstadjunkten Friedrich Lugner erschossen. Aus einem lokalen Phänomen wird eine Sozialrevolte: die kleinen Leute gegen „die da oben“, neue gegen alte Ordnung. Die Lage schaukelt sich immer weiter auf - bis die Obrigkeit mit aller Härte zurückschlägt. Am Abend des 14. März 1919 kommt es zur finalen Auseinandersetzung. Im Gasthaus Dolleschal geraten Wilderer und Gendarmen aneinander. Vier junge Männer sterben durch die Pistolenschüsse und Bajonettstiche der Gendarmen. Zur Beerdigung von Georg Unterbrunner, Johann Eder, Karl Zemsauer und Heinrich Huber – allesamt Kriegsheimkehrer – kommen rund 3000 Menschen. In den Tagen danach wurde in Betrieben in Molln die Arbeit niedergelegt, der Gemeinderat von Molln trat zurück, Arbeiter und Bauern legten sich gegen die Herrschaft quer. Die Wilderei geht auch danach weiter. Im Jahr 1932 wird Forstadjunkt Friedrich Lugner in Großraming von einem Wilderer erschossen. Er gilt als das letzte Todesopfer im Wildererdrama von Molln.

Der Film lässt anhand des konkreten Beispiels von Molln die sozialen Ungerechtigkeiten und oft auch persönlichen Verletzungen spürbar werden, die Menschen dazu getrieben haben, zum Wilderer zu werden. „Dazu kommen aber natürlich auch noch männliches Imponiergehabe und persönliches Rebellentum“, so Bergwelten-Chef Hans Peter Stauber. Das Rebellentum der Wilderer bezieht sich dabei einerseits auf die Obrigkeit in Form von Behörden und lokalen Adeligen sowie andererseits auf den Jäger bzw. Förster als konkretes Feindbild.

Unterstützung aus Molln und der Region

Der Film wird ausschließlich in Molln bzw. in der Region Nationalpark Kalkalpen/Steyrtal/Pyhrn-Priel gedreht und von der Filmförderung des Landes Oberösterreich unterstützt. Auch in Sachen Ausstattung kann das Filmteam auf lokales Know-How zurückgreifen: Viele der historischen Wildererwaffen und Kostüme, die bei den Dreharbeiten verwendet werden, stammen aus dem Heimatmuseum von Molln, das dem Wildererdrama von 1919 eine eigene Ausstellung widmet bzw. aus dem Fundus der Mollner Theatergruppe Freiwild.

Bergwelten: Wilderer - Rebellen der Berge

Spieldokumentation, 60 Minuten
Buch & Regie: Fritz Kalteis
Kamera: Thomas Beckmann & Reinhold Ogris
Darsteller: Martin Zauner, Dominic Marcus Singer, Alexander Knaipp u.v.a.
Redaktion Servus TV: Hans Peter Stauber
Produktion: Feature Film

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Foto: Oliver Hoffmann - stock.adobe.com
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