Vom Ehering bis zu den "Dritten"
Kuriose und ärgerliche Funde im heimischen Kanalnetz

Netze und Schnüre haben eine Kanalpumpe in Roßleithen lahmgelegt. | Foto: WAV Garstnertal
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  • Netze und Schnüre haben eine Kanalpumpe in Roßleithen lahmgelegt.
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Das Land Oberösterreich hat als Service für die oberösterreichischen Gemeinden die bereits bestehende Musterkanalordnung adaptiert und neu überarbeitet. Die alte Musterkanalordnung ist rund 20 Jahre alt und damit teilweise überholt.

BEZIRK KIRCHDORF. Jede Kommune, in der es eine öffentliche Kanalisation gibt, muss durch eine Verordnung des Gemeinderats die Bedingungen festlegen, was dort eingeleitet werden darf. Das sind beispielsweise nur Abwässer, die die Funktionsfähigkeit der Anlagen nicht stören, das Personal bei der Instandhaltung nicht gefährden und die Klärschlammverwertung nicht beeinträchtigen. „Die neue Musterkanalordnung ist ein Service für Gemeinden, das auch dazu führen soll, dass die Bevölkerung mehr sensibilisiert wird“, sagt dazu Umweltlandesrat Stefan Kaineder.

„Viele Menschen wissen, was in die Toilette gehört und was nicht. Trotzdem gibt es immer wieder Beispiele, die zeigen, dass manche die Toilette mit sachgerechter Entsorgung verwechseln. Die neue Musterkanalordnung ist ein Service für Gemeinden, das auch dazu führen soll, dass die Bevölkerung hier mehr sensibilisiert wird.“
Umwelt- und Klima-Landesrat Stefan Kaineder

Umwelt- und Klima-Landesrat Stefan Kaineder stieg in die Linzer Kanalisation ab.  | Foto: Land OÖ/Tina Gerstmair
  • Umwelt- und Klima-Landesrat Stefan Kaineder stieg in die Linzer Kanalisation ab.
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Dass das WC immer wieder zweckentfremdet und so manches dort entsorgt wird, was nicht in den Kanal gehört, bestätigen die Betreiber der Kläranlagen im Bezirk Kirchdorf. In den Anlagen des Reinhaltungsverbandes Oberes Kremstal in Wartberg ist schon allerhand aufgetaucht, vom Gummistiefel über Zahnprothesen und meterlanges Kantholz bis zum Scheibtruhenrad.

Problem: Hygieneartikel

"Bei Reparaturarbeiten haben wir einen Ehering gefunden. Die Besitzerin konnte ausgeforscht und der Ring wieder übergeben werden", erzählt Geschäftsführer Karl Braunsberger. "Die größeren Probleme bereiten Hygieneartikel wie Feuchttücher, Windeln oder Binden, die über den Kanal entsorgt werden", fährt er fort. "Fetthaltiges Abwasser durch Speiseöle aus Haushalten verursacht in privaten Abwasserleitungen Verstopfungen und nachfolgend auch im öffentlichen Kanal."

Suche nach dritten Zähnen

In Hinterstoder mussten sich die Mitarbeiter auf die Suche nach den dritten Zähnen einer älteren Dame machen, die irrtümlich im Kanal gelandet waren. "Mit viel Glück und dem Einsatz eines Feuerwehrfahrzeuges sowie zweier Kanalprofis wurde es gefunden. Es konnte nach ausreichender Desinfektion seine Aufgabe wieder mit Biss erfüllen", erinnert sich Fritz Mayer an einen speziellen Einsatz. Im Abstand von zwei bis drei Jahren informiert man in der Stodertalgemeinde die Bevölkerung, was in der Kanalisation entsorgt werden darf und was nicht. "Wir sehen schon, dass gewisse Verbesserungen durch diese Infos im Zulauf der Kläranlage spürbar sind und weniger Problemstoffe anstranden", schildert Mayer. Für Schulkinder bietet das Team ein bis zwei Führungen pro Jahr an, um ihnen diese wichtige kommunale Einrichtung näherzubringen und ein Bewusstsein für den Umweltschutz zu entwickeln.

Reinhalteverband seit mehr als 40 Jahren

Im Garstnertal wurde vor mehr als vier Jahrzehnten ein Reinhalteverband mit den Gemeinden Edlbach, Rosenau, Roßleithen, Spital am Pyhrn und Windischgarsten gegründet. "Ziel war es, das gesamte Abwasser der Gemeinden an einem Standort in Roßleithen aufzubereiten", informiert der Obmann des WAV, Bürgermeister Kurt Pawluk. Das rund 120 Kilometer lange Kanalnetz, dessen Stränge laufend erneuert und erweitert wurden, setzt sich zusammen aus Verbands- und Gemeindekanälen. 35 Pumpstationen gleichen die Höhenunterschiede aus. Die Wartung und Instandhaltung ist genau definiert zwischen den Gemeinden und Verband, um immer gesetzeskonform zu sein. "Das Bewusstsein der Bevölkerung hat sich in den vergangenen Jahren verbessert", freut sich Pawluk. "Es gibt seit Jahren keine großen Störungen durch unsachgemäßes Entsorgen." Mit 01.01.2023 wurde der Verband um die Sparte Trinkwasser erweitert, dadurch wurde aus dem RHV der Wasser-Abwasser-Verband (WAV).

Das darf nicht in den Kanal

Keinesfalls dürfen häusliche Abfälle (z.B. zerkleinerte Küchenabfälle), tierische Abfälle (z.B. Katzenstreu), landwirtschaftliche Abfälle (Jauche, Gülle, Stallmist) sowie Öle und Fette in die Kanalisation eingebracht werden. Dies kann zu Ablagerungen in den Leitungen und Kanälen und schlussendlich zur Verstopfung führen. In London wurden etwa in den vergangenen Jahren immer wieder tonnenschwere Fettberge aus der Kanalisation entfernt, die die Rohre verstopft haben. Ebenfalls nichts verloren haben im Kanal Medikamente, Zigarettenstummel oder gar Lackreste.

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